Livebericht WASP (mit Triosphere und Ra's Dawn) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 04.05.2007 (27244 mal gelesen) |
Im vergleichsweise kleinen (aber dafür feinen) JUZ in Andernach hatte sich für diesen Abend hoher Besuch angesagt: Blackie Lawless und seine Mannen luden zum Stelldichein. Und viele Leute folgten diesem Ruf, denn die Möglichkeit, die legendären WASP live zu erleben, wollten sich die hiesigen Metalfans nicht entgehen lassen. Als Anheizer und Muntermacher fungierten die Female Fronted Power Metaller TRIOSPHERE sowie die Lokalmatadoren RA'S DAWN. Wie fast immer bei Konzerten im JUZ wurden die Tore mal wieder nicht pünktlich geöffnet. Eigentlich sollte der Einlass um 19 Uhr beginnen. Schon lange vorher strömten Menschenmengen in Richtung des JUZ. Da sie nicht reindurften, aber riesigen Durst hatten, wanderten einige Metalheads zur naheliegenden Kneipe des Tenniscenters. Dort - so hofften die durstigen Kehlen - würde es sicherlich ein oder zwei kühle Bierchen geben, die die Wartezeit versüßen. Doch leider folgte hier für manche bereits vor dem Trinken die Ernüchterung... die hoffnungslos überforderten Bedienungen in dieser Kneipe schafften es nicht, jedem Gast ein Getränk zu servieren. Es hätte das Geschäft des Monats werden können. Aber nein, leider zogen die meisten Metaller enttäuscht wieder ab, weil sie auch nach einer 20 minütigen Wartezeit ignoriert wurden. Also ging man wieder vor die noch verschlossenen Türen des JUZ, die sich dann erst kurz vor 20 Uhr öffneten. War man erst einmal glücklich drin, musste man natürlich zu allererst an die Theke, um den seit über einer Stunde gepflegten Durst mit einem kühlen Bierchen zu bezwingen. Von diesem wohltuenden Nass sollte an diesem Abend noch so einiges über den Tresen wandern. Auf die erste Band mussten die Leute dann nicht mehr so lange warten. Die im Umland sehr bekannten RA'S DAWN bestiegen gegen halb neun die Bühne und legten mit ihrem teilweise etwas verspielten Power/Heavy Metal los. Der Koblenzer Sechser präsentierte sowohl Songs des letztjährig veröffentlichten Debut-Albums "Scales Of Judgement" als auch ältere Tracks aus den in Eigenregie produzierten Demos. Einen gewissen Heimvorteil hatten die Jungs ja und wurden daher auch von ihren Fans gebührend beklatscht. Ob sie jedoch bei den restlichen Zuschauern, die die Band nicht kannten, einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, ist nicht sicher. Nach den hier bekannteren RA'S DAWN erklommen nun doch eher unbekanntere Norweger die Bühne, auf die man wirklich gespannt sein konnte: TRIOSPHERE, die gerade mal ein vollwertiges Album auf dem Markt haben und in Deutschland ein extrem unbeschriebenes Blatt sind, hatten die Ehre, mit Blackie und Co. ihren Sound einem größeren Publikum vorzustellen. Und das machten die Jungs und das Mädel einfach fabelhaft! Der Gig war selbstbewusst, aber nicht großkotzig. Er machte aufmerksam, aber ohne billige Mittel. Es mag für das männliche Publikum vielleicht kurzfristig ein Grund gewesen sein, dass dort tatsächlich eine Frau am Mikro nebst umgehängtem Bass erschien, aber weitere Kokettiererei üblicher Sangestrullas mit meist besseren Dresscodes als Stimmen war überhaupt nicht nötig. Im Dunkeln leuchtete Marcus Silvers LED-bestückte Klampfe auf, und TRIOSPHERE vergeudeten keine Sekunde. Fabelhafter Melodic-Speed war angesagt und auf professionellem Niveau dargeboten. Tolle Kompositionen ohne zu viel Schmalz in den Melodien, pfeilschnelle Licks, coole Arrangements. TRIOSPHERE vereinten ursprüngliche Heavy-Elemente mit einem aggressiven modernen Sound, und die variablen Songs wurden nie langweilig. Dazu präsentierte sich eine Band, die von der ersten Frau bis zum letzten Mann so cool auf den Brettern stand, als würden sie jahrelang nichts anderes machen. Und die Stimme von Ida Haukland hat Power sowie einen hohen Wiedererkennungswert. Dieses Tourpackage muss TRIOSPHERE enormen Rückenwind geben, denn sie dürften jeden Abend ein paarhundert neue Fans gewonnen haben. Blackies Livepräsenz ging die vergangenen Jahre ja etwas den Bach runter. Die "Kill-Fuck-Die"-Phase haben ihm Fans des klassischen Heavy Metals übel genommen, und von dem Dämpfer mit kleineren Hallen musste er sich erst einmal erholen. Doch mit dem neuen Album "Dominator" im Gepäck, welches zwar nicht die durchschlagende Kraft der alten klassischen Titel bot, aber durchaus wieder in die unverkennbare klassische WASP-Richtung geht, konnte er wieder Boden gut machen. Entsprechend hoch war das Interesse und das Andernacher JUZ dank WASP proppevoll bis auf den letzten Platz. Mit 'On Your Knees' wurde dem Publikum auch direkt gezeigt, wo es lang gehen sollte. Blackies junge Mannschaft rockte und poste für die Fotografen 'nen Wolf, und Blackie, der zwar immer noch alles andere als gesund aussieht, bot markante Stimme wie eh und je und klasse Leistungen. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Kerl mittlerweile 50 ist! Das Material beschränkte sich ohnehin beinahe komplett auf die glorreichen 80er sowie das "Crimson Idol"-Album. Mit dem Material an starken Stücken könnten WASP sicherlich bis zum Umfallen spielen, aber die wichtigen Alben wurden jeweils mit 2 Stücken bedacht. Da gab es auch für "Dominator" keine Ausnahme ('Heavens Hung In Black', 'Take Me Up'). Versteht sich von selbst, dass das Publikum austickte und jeden Gassenhauer lauter mitgröhlte als die PA spielen konnte. Dass WASP für eine Show immer zu gebrauchen sind weiß man nicht erst seit ihren wilden Tagen mit Blut und Titten. Auch auf der kleinen Clubbühne des JUZ musste natürlich eine sehenswerte Kulisse errichtet werden, deren Höhepunkt der geniale Mikroständer von Blackie war. Der Totenschädel mit langem Rückgrat war federnd wie ein Spielplatzpferdchen auf der Bühne verankert, und Blackie konnte dort aufspringen und wie ein Irrer über Bühne und erste Reihe schwingen. Das artete zwar manchmal etwas in Selbstglorifizierung aus (vor allem als er pathetisch beim allerletzten Lied ganz oben sitzend seine Klampfe wie die Sandale aus "Leben des Brian" huldigte), aber hey, bisschen hat er's auch verdient. Auch bei den Zugabenblöcken war Blackie ganz Superstar. Die Band ließ sich immer lange bitten und ging erst mal nach der ersten Zugabe schon wieder von der Bühne. Aber der letzte Zugabenblock, der balladesk begann, bevor 'Chainsaw Charlie's Intro ertönte, riss nochmal alle mit. Mit einem aus allen Kehlen mitgegröhlten 'Blind In Texas' ging dann ein denkwürdiger Gig zuende. So geil das Konzert war, so sehr durfte man sich über die Merch-Taktik ärgern. Vor einigen Monaten zeigten BOLT THROWER im gleichen Club, wie man es richtig macht. Und WASP zeigten, wie man es falsch macht. Hier ist einem die Selbstverliebtheit und -überschätzung wohl zu Kopfe gestiegen, denn 25 Euro für das einfachste Textil sind nicht nur bei Megasellern als Wucher zu bezeichnen, sondern auch bei Bands mit WASP-Status einfach als unverschämt und überhebliche Abzocke. Noch dreister war, dass der Tourtross den mitreisenden Vorbands wohl ebenfalls die Merch-Preise diktierte, denn das Material der Newcomer TRIOSPHERE lag zu gleichen Preisen dort aus. Solche Knebel-Verträge und Fan-Abzocke sind superschade, denn während WASP jeder kennt und auch viel unkritischer zugreift (auch im Sinne von "unreifer" angesichts dieser Dreistigkeiten), hätten TRIOSPHERE sicher gern etwas mehr Material unter's Volk gebracht. Aber so hielt sich das Interesse verständlicherweise im sehr kleinen Rahmen. |
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