Blaspherion sprach mit Bleeding4Metal nicht nur über UNLIGHTs kürzlich erschienenes Album "The Katalyst Of The Katharsis" und dessen Entstehung, sondern auch über Black Metal im Allgemeinen.
Hallo Blaspherion, zuerst einmal vielen Dank für Deine Zeit, die Du dem Bleeding4Metal mit Deinem Interview widmest. Den Anlass dafür gibt euer jüngstes Werk "The Katalyst Of The Katharsis", das mich vom ersten Durchgang an begeistert hat. Wenn Du Plattenverkäufer wärst: Mit welchen Worten würdest Du "The Katalyst Of The Katharsis" empfehlen?
Blaspherion: Abwechslungsreich, atmosphärisch, oldschool, kurzweilig, ausdrucksstark und aussagekräftig.
Bei dem tollen Album waren die vier Jahre Wartezeit jeden Tag wert. Erzähle doch bitte etwas über die Entstehungsgeschichte von "The Katalyst Of The Katharsis". Wann und wodurch entstanden die ersten Ideen?
Blaspherion: Nachdem wir die beiden Vorgängeralben in sehr kurzem Abstand hintereinander veröffentlicht hatten, war es für uns an der Zeit, etwas mehr Zeit verstreichen zu lassen, bis ein neues Album released werden sollte. Die allgemeinen Umstände waren recht gut, aber wir haben uns bewusst auch eine "kreative Pause" gegönnt, die fast ein ganzes Jahr gedauert hat. In dieser Zeit haben wir eigentlich nicht einmal geprobt. Nach diesem Jahr war dann die Zeit gekommen und wir fühlten, dass wir alle wieder das Verlangen hatten, Musik zu erschaffen. Der Akku war sozusagen wieder geladen und wir haben uns wieder ans Werk gemacht. Die ersten Ideen entstanden wie immer: Du spielst dein Instrument und es kommt was dabei raus oder halt nicht. Manchmal hat man auch eine Vorstellung einer Melodielinie oder eine bestimmte Akkordfolge für die begleitenden Instrumente geht dir spontan durch den Kopf. Daraus entstehen dann irgendwann ganze Songs. Natürlich muss man dafür in der richtigen Stimmung sein. Dieser Art von Musik muss eine bestimmte Gemütslage oder Grundstimmung zu Grunde liegen - andernfalls klappt das niemals mit der Atmosphäre und der hasserfüllten Energie, die transportiert werden soll.
Um was geht es auf "The Katalyst Of The Katharsis"?
Blaspherion: Thematisch bewegen wir uns wie gehabt vorwiegend im okkulten, satanischen Themenbereich. Aber auch Tod und Verderben sowie die Auslöschung der Menschheit im Ganzen werden thematisiert.
Ihr beschränkt euch nicht nur auf die englische Sprache, sondern textet auch deutsch. Worin liegen für euch dabei die Reize/Möglichkeiten/Einschränkungen sowohl mit der Muttersprache als auch mit einer fremden Sprache arbeiten?
Blaspherion: Es gibt Themen, deren Essenz und Atmosphäre, welche mit einem bestimmten Wortschatz um sie zu beschreiben, sehr gut in deutscher Sprache zu transportieren sind. Der Klang der einzelnen Wörter und die dadurch entstehende Wirkung ist dabei ein entscheidender Faktor. Funktioniert aber nicht immer. Wahrscheinlich hat man sich über die Jahrzehnte aber einfach nur an das Englisch in der Musik gewöhnt. Ist ja auch nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung, eine Sprache zu benutzen, welche fast überall auf der Welt verstanden wird. Gewissermaßen hat man ja auch eine Botschaft zu verkünden.
Zwölf Songs bietet "The Katalyst Of The Katharsis“, keiner davon ein Filler. Wie viele Songs hattet ihr insgesamt zur Auswahl für das Album? War die Auswahl der Tracks, die es letztlich auf die Platten schafften, ein zähes Ringen oder seid ihr euch alle schnell einig gewesen?
Blaspherion: Genau diese zwölf Songs hatten wir fertig, bevor wir uns an die Studioaufnahmen gemacht haben. Es stand noch die Überlegung im Raum, erst mal nur acht oder neun davon auf die Platte zu bringen. Am Ende haben wir uns aber doch dazu entschieden das gesamte Material der Schaffensperiode zu veröffentlichen, da diese Songs irgendwie zusammengehören.
Soweit ich gesehen habe, fallen die Kritiken zum aktuellen Album durchwegs positiv aus. Interessieren euch Rückmeldungen? Wie geht ihr damit um?
Blaspherion: Es interessiert uns schon. Allerdings würden wir uns niemals reinreden lassen, uns anpassen, um mehr Publikum zu erreichen oder gar uns bei der Hörerschaft und den Reviewern anbiedern. Wie wir damit umgehen? Nun, es ist für uns immer wieder interessant, was außenstehende Personen aus unserem musikalischen Schaffen heraushören. Aber dass wir uns durch irgendwelche Kritiken beeinflussen lassen, egal von welcher Institution, wirst du nie erleben.
Seit der Gründung von UNLIGHT im Jahr 1997 gab es immer wieder Veränderungen im Line-Up. Welche Auswirkungen hatten die personellen Wechsel auf die Band und die Platten? Gab es auch Momente, in denen der Fortbestand der Band auf der Kippe stand?
Blaspherion: Natürlich ändert sich etwas, wenn Musiker die Band verlassen und auch neue wieder hinzukommen. An den Wechseln ist die Band meines Erachtens jedes Mal gewachsen. Man sammelt Erfahrungen und bringt diese dann mit den Erfahrungen, welche das neue Mitglied mitbringt, in neues Material ein. Ich denke, das hört man unseren Platten auch an. Wir haben uns von Release zu Release etwas verbessert und auch unseren Stil immer weiter ausdefiniert. Der Fortbestand der Band war bei all dem aber nie in Gefahr.
UNLIGHT sind seit mehr als fünfzehn Jahren aktiv und ihr habt, wie "The Katalyst Of The Katharsis" bestens beweist, noch jede Menge Biss. Was feuert UNLIGHT an?
Blaspherion: Da kann ich dir eine kurze aber präzise Antwort darauf geben: Hass! Universeller Hass! Das treibt und an und fördert unsere kreative Ader. Hass ist für mich die stärkste aller Empfindungen und die Menschheit tut wirklich alles dafür, dass ich auch in Zukunft noch extrem viel davon in mir tragen werde.
Welchen Anspruch habt ihr an eure Musik? Was wollt ihr mit ihr erreichen?
Blaspherion: Musikalisch liegen unsere Ansprüche auf einem höheren Niveau, als man vielleicht vermuten mag. Aber da wir im Black Metal unsere musikalische Ausdrucksform gefunden haben, bewegen wir uns immer auf einem schmalen Grat zwischen "Weniger ist oft mehr" und "technische Ambition am Instrument". Du musst dir selbst im Klaren darüber sein, was für eine Atmosphäre du erzeugen willst und danach richtet sich schlussendlich alles, was in die Waagschale geworfen wird, bis ein Song komplett fertig ist.
Schauen wir in die Zukunft von UNLIGHT. Welche Pläne habt ihr? Was steht auf eurer Wunschliste?
Blaspherion: Pläne im engeren Sinn haben wir keine. Die Hauptsache für uns ist, dass wir so lange wie möglich unsere kreative Ader ausleben können. Solange dies gegeben ist, wird mit uns und weiteren Veröffentlichungen von uns zu rechnen sein.
Am 7. Mai steht ihr in Zürich mit TAAKE und HÅN auf der Bühne, im August seid ihr auf dem Party San. Atmet ihr lieber Club- oder Open Air-Atmosphäre? Gibt es eine Band, mit der ihr gerne mal auf Tour gehen wollt?
Blaspherion: Eine spezielle Band, mit der wir auf Tour gehen wollen, gibt nicht. Wir sind immer froh, wenn wir Gleichgesinnte treffen und gegenseitige Sympathie herrscht. Wir schätzen die Club-Gigs sehr, da dort ein viel innigeres Verhältnis zum Publikum besteht. Die Energie wird leichter und schneller zwischen Bühne und den Zuschauern transportiert. Aber auch Open Airs haben ihren Reiz und sind für uns immer eine sehr willkommene Abwechslung und bereichern uns jedes Mal an Erfahrungen in jeglicher Hinsicht.
Dürfen wir uns noch auf weitere Termine freuen, UNLIGHT 2014 irgendwo zu sehen?
Blaspherion: Es sind bereits wieder ein paar neue Gigs dazugekommen und ich hoffe, dass es noch mehr werden. Wer sich für uns interessiert, findet alle aktuellen Daten immer auf unserer Homepage.
Wenn Du einen Blick auf den Zeitpunkt zurückwirfst, als Du angefangen hast Black Metal zu hören und zu spielen: Welche Entwicklungen im Black Metal haben Dich im Laufe dieser Zeit am meisten überrascht und/oder auch geärgert?
Blaspherion: Black Metal als Mode oder Trend. Viele Möchtegerns drängen auf die Spielwiese und sehen nicht im Geringsten die Ernsthaftigkeit hinter dem Ganzen. Geärgert hat mich am meisten die enorme Verkommerzialisierung dieser Kunstform. Dass Black Metal ausgeschlachtet wird und sich auch in der Musikerszene Leute tummeln, die nicht die ideologischen und philosophischen Wurzeln haben, stört mich sehr. Überraschen kann mich eigentlich nichts mehr. Ich rechne mit allem … spätestens seit in Merchandise-Katalogen, welche u. a. auch HipHop und Skatermode verkaufen, Models mit Corpsepaint abgebildet sind. Ich muss nur schon beim geringsten Gedanken daran fast kotzen!
Was bedeutet für Dich Black Metal?
Blaspherion: Für mich ist Black Metal viel mehr als nur Musik. Es ist eine Lebenseinstellung. Hier kommt der musikalische Ausdruck, also die Vertonung meiner Gefühle, mit den Themenbereichen, nach welchen sich mein Leben ausrichtet, zusammen.
Verrate uns noch abschließend welches Album oder welche Band Dich zuletzt am meisten beeindruckt hat?
Blaspherion: Puuhhhh … das ist nicht einfach, weil ich mir so gut wie keine neuen Alben zulege. Ich stehe nun mal auf den alten Scheiß und höre seit Jahr und Tag meine uralten Platten hoch und runter. Was mich aber immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist die Leistung von Lemmy und MOTÖRHEAD. Trotz ihrer langen Bandgeschichte und ihres - sagen wir mal - fortgeschrittenen Alters liefern die Jungs immer noch klasse Scheiben ab und überraschen mich immer wieder, wenn sie es wieder geschafft haben, ihrem Stil treu zu bleiben und dennoch extrem abwechslungsreich zu sein.
Ich danke dir sehr für dieses Interview und wünsche UNLIGHT viel Erfolg mit "The Katalyst Of The Katharsis".
Blaspherion: Vielen Dank! Auch ich danke für dieses Interview und deine Zeit, die du dir dafür genommen hast.
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