Livebericht Amon Amarth (mit Wintersun und Tyr) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Cologne (Live Music Hall) - 28.11.2006 (42853 mal gelesen) |
Mit einem starken Album im Gepäck und Odin an ihrer Seite bereisten AMON AMARTH Europa. Kein Wunder also, dass es auf ihrer Strecke immer wieder die Anblicke voller Hallen gab, die sie als Headliner nun mühelos füllten. Wir hatten zudem das Glück, einem der letzten europäischen Gigs beizuwohnen, bei dem sich nicht nur kurzfristig die Jomswikinger als Showelement angekündigt hatten, sondern auch weil die Band die letzten Dates im Heimatland zu Gunsten einer US-Tour auf nächstes Jahr verschoben hatte. Mit TYR als Opener hatten die Wikinger natürlich einen stilsicher passenden Gast dazu, dem von den Färöerinseln stammend natürlich ebenfalls die raue See ein Begriff ist. Auch wenn TYR die Schlachten nicht so mächtig besingen wie ihre schwedischen Kollegen. Denn für diese Band hat man entweder ein Faible, oder man hat es nicht. Für teutonische Metallerohren war der melodische Pagan/Folk-Einfluss einfach zu ungewöhnlich, auch wenn er mit Stromgitarren und Drums hinterlegt war. Die oft brav-süßlichen Gesangsmelodien erinnerten jedenfalls den einen oder anderen doch eher an den Tag Der Offenen Tür der lokalen Kreismusikschule als an ein erderschütterndes Metal-Event. Und man hätte ihnen auf jeden Fall vorher sagen müssen, dass ein gewisses Folkslied hierzulande schon seit Jahrzehnten als 'An Der Nordseeküste' besonders zu Karneval wiedergegeben wird. So brüllten Teile des Publikums eben diesen bekannten Ulk-Refrain mit, und die ersten Reihen huldigten den Mannen des Nordens. So gespalten war ein Publikum wahrlich selten. WINTERSUN sorgten zuerst einmal für Verwirrung. War doch die Bühne der Live Music Hall durch die AMON AMARTH Backline schon arg für die Vorbands geschrumpft, so musste in Windeseile das eigene Drumkit her und die Band persönlich machte schnell noch 'nen Soundcheck. Unter diesen Bedingungen zu Arbeiten ist natürlich Vollstress, und nicht gerade ein entspannter Start in einen Gig. Aber die Finnen sind ja kein unbeschriebenes Blatt mehr und konnten mittlerweile genug Live-Erfahrung sammeln. So gaben sie sich spielerisch keine Blöße, und auch der Sound war zwar nicht perfekt, aber für diese Umstände doch mehr als ordentlich. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell diese jungen finnischen Bands doch alle sein können. Kai hielt sein Tempo maschinengetreu (und auch gehörig triggerunterstützt) an den Clicktrack seines Zuspielers, von dem kurze Keyboardeinlagen wiedergegeben wurden und der auch das Intro abspielte. Jari brillierte mit klassischen Hochgeschwindigkeits-Licks und tollen Gitarrenduellen in bester Yngwie-Pose. Aufgrund des nicht optimal eingestellten Sounds und des Clicktrack-Zwangs befürchtete man hier und da zwar, dass sich die Truppe im Chaos verlieren würde, aber die Profis schafften es immer wieder gleichzeitig auf die Gleise zurück. Das Material weist zwar vor allem live immer mehr Parallellen zu den alten CHILDREN OF BODOM auf, aber das Sympathische an der Truppe ist der wesentlich geringere Personenkult. Sie zockten quasi ihr Album runter und hielten sich bei den Ansagen vornehm zurück. Auch wenn 'Battle Against Time' als ein "very fast song" angekündigt wurde, war das Highlight dennoch das gigantische 'Starchild', bei dem vor allem die Musikermünder im Publikum runterklappten. Lediglich Jaris melodische Vocals lagen etwas neben der Spur, aber ansonsten gab's technisch bei diesem Gig nichts zu meckern. Schon in der Umbaupause zum Headliner wich die vordere Hälfte der Halle nicht von ihren Plätzen. Die Atmosphäre war voller Spannung, und die Backline bot eine tolle Kulisse für die später auftretenden Jomswikinger aus Trier (!), die damals durch einen Contest den Kontakt zur Band herstellten und auch auf der AMON AMARTH DVD zu bewundern sind. Mit 'Valhall Awaits Me' und 'Runes To My Memory' stiegen die Mannen dann in die Schlacht und spielten sich erst mal warm. Johans Stimme war wieder unglaublich - vor allem wenn man bedenkt, wie lange er das nun schon auf dieser Tour Abend für Abend macht. Allerdings scheint das exzessive Leben on the road (schließlich endet jeder Abend im Tour-Diary mit den Worten "and everything went black...") langsam Spuren an ihm zu hinterlassen. Um die Backen rum war er etwas eingefallen, und so richtig gesund sah er auch nicht mehr aus. Aber auch wenn er schon nach 2 Songs im eigenen Schweiß badete, so ließ diese schwedische Eiche doch im Verlauf des Gigs keinerlei Schwäche erkennen. Der Übersong 'Death In Fire', der die Band vor Jahren in Deutschland so richtig bekannt machte, wurde mutig nach vorn ins Programm gezogen, und nicht mehr als Highlight aufgespart. Dies zeigt, dass sich die Band ihres hervorragenden Fundus an neuen Krachern durchaus bewusst ist. Die hätten durchaus noch mehr zur Geltung kommen können, aber die Band mixte ein Programm mit fairer Beteiligung aller Scheiben. So gab es von "Once Sent From The Golden Hall" den Titelsong und den Rausschmeißer 'Victorious March', und auch die anderen Folgealben wurden mit Ausnahme von "The Crusher" bedacht. Frenetisch gefeiert gab die Band alles und ließ unentwegt die Matte (bzw. bei Johan später nur noch den Bart) kreisen. Die Jomswikinger gesellten sich zwischendurch als Kulisse mit auf die Bühne, aber so ohne Weiteres konnte man sie ja nicht gehen lassen. So gab es vor dem Zugabenblock eine Kostprobe ihres Könnens, bei dem Schwerter auf Schilde krachten, dass die Funken nur so sprühten. Passend dazu bot die Band frisch erholt 'Pursuit Of The Vikings', 'Versus The World', und den schon genannten Rausschmeißer 'Victorious March'. Die Wikinger haben momentan guten Rückenwind dank starkem Album, verdientermaßen guten Kritiken, energiereichen Live-Shows, und sympathsichem Auftreten. Absolut hervorzuheben sind zu letztem Punkt die sehr fanfreundlichen Preise beim Merchandise (z.B. Shirt für 15 Euro). Hoffen wir, dass ihnen Odin noch lange zur Seite steht, und das nächste Album nichts an der heutigen Klasse einbüßt. Dann dürfte ihnen die Tür bis ganz weit oben offenstehen. Die Tür verschlossen hätte allerdings für einige besondere Besucher dieses Abends bleiben sollen. Warum die Security der Live Music Hall eine Handvoll Glatzen mit recht eindeutiger Symbolik in dieses Konzert gelassen hat, ist mir ein Rätsel.... |