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Interview mit Barry von Seasons Of The Wolf

Ein Interview von Coop vom 03.04.2012 (11982 mal gelesen)
Anlässlich des Rerelease des 99er Albums "Lost in Hell", hat sich die Möglichkeit ergeben mit Barry Waddell, aka "Skully", dem Gitarristen und Produzenten der Band ein Interview per mailer zu führen.

Hi Barry, der Sound eurer Musik ist schon sehr speziell. War das von Anfang an eine Entscheidung in dem Sinne von: O.K. machen wir etwas mit einem starken Wiedererkennungswert, dann fallen wir dem Fan im Rock-Zirkus leichter auf, oder war das keine bewusste Entscheidung?

Barry : Von Anfang an wussten wir, daß SOTW niemals eine Mainstream-Poprockband sein wird. Das hat sich einfach so ergeben, dass wir tun, was wir tun und wir uns nicht um das kümmern was alle anderen machen. Auf aktuelle Bands haben wir nie sehr geachtet. SEASONS OF THE WOLF hat einen starken Einfluß des 70er- und frühen 80er-Metal und ist sich treu geblieben. Einen weiteren Einfluß, aus Horror- und Science-Fiction-Soundtracks, haben wir mit in unseren Sound integriert. Dabei haben wir uns nie groß Gedanken darum gemacht, was für ein Sound gerade "in ist" oder was sich momentan gut verkauft. Das Ganze endete für SOTW schließlich in einer ziemlich einzigartigen Klangwelt.

Es gibt ein Wortungetüm, das erfassen soll, wie der Sound von SOTW klingt: "Psycho-Hippie-Doom-Metal". Meiner Meinung nach finde ich solche kategorischen Einordnungsversuche etwas seltsam. Aber es scheint, dass ihr Jungs damit keine Probleme habt?

Barry : Nein, wirklich nicht. Dieser Begriff kam aus Deutschland, als im Jahr 2002 unser drittes Album NOCTURNAL REVELATION erschien. Bis dahin wurde immer "New Age Metal" gebraucht. Dieser neue Begriff schien uns doch sehr treffend. Insofern haben wir keine Probleme damit, wenn unsere Musik unter diesem Begriff eingeordnet wird. Ich denke der "hippie" Teil täuscht etwas, da wir sicherlich nicht über Frieden und Liebe und solches Zeug singen. Vielleicht wegen unserer langen Haare oder vielleicht wegen der manchmal sehr atmosphärischen, beinahe psychedelischen Klangwelten, die wir erzeugen. So in der Art von: PINK FLOYD trifft IRON MAIDEN? Oder vielleicht JIMMY HENDRIX trifft MEGADETH? (grinst)

Ich habe gelesen, daß die Band bereits seit 1988 existiert. Wenn man das berücksichtigt, ist es geradezu bemerkenswert, dass der Sound ein klassischer Heavy-Metal mit Doom- und Prog-Elementen ist, da klassische Heavy-Bands im Zuge der Grunge-Welle Mitte der 90er ihren Stil änderten, in der Hoffnung zu überleben. Vor diesem Hintergrund scheint es so, dass SEASONS OF THE WOLF nichts auf solche "Trends" geben?

Barry : Ganz richtig. Trendige Musik irritiert uns meistens. Wir waren immer auf unserem ganz eigenen Weg in unserer ganz eigenen Zeit. Die Grunge-Welle hatte einige griffige Grooves, aber nicht genug Atmosphäre. Die meisten Songs klangen irgendwie gleich, so als ob jede Band die andere nur zu kopieren versuchte, anstatt sich auf neues Level zu hieven. Immer derselbe Drum-Sound, derselbe Gitarren-Sound und immer der gleiche Gesangsstil - irgendwie etwas langweilig mit der Zeit. Vergleichbar einem Song, der auf einem Album immer und immer wieder vorkommt. Aber ich denke, das macht einen Trend aus. Plattenlabels wollen verkaufen. Wir machen uns keine Gedanken darüber, was ander mögen oder nicht mögen. Ein SEASONS OF THE WOLF-Album ist - und das habe ich schon immer gesagt - ein "Ritt auf einer Achterbahn aus der Hölle". Jeder Track bringt eine andere Atmosphäre rüber. Ist es nicht das, was ein gutes Album ausmachen sollte? (grinst)

Euer 99er Output "Lost in Hell" ist nun wiederveröffentlicht. Nun, 13 Jahre später, würde die Band dieses Album genauso wiedermachen oder gibt es einige Dinge, die gerne ändern würdet?

Barry : Nein - was getan ist, ist getan. Wir sind happy damit. Und es klingt sogar besser auf Vinyl. Wärmer, denke ich. Selbst wenn ich mich um die Sonne katapultieren und in die Zeit zurückreisen könnte, würde ich nicht auf die Idee kommen einige Tracks zu remixen, sie ein wenig härter zu gestalten. Die Texte und allgemein, der Sound macht "Lost in Hell" zu einem Liebling der Fans auf der ganzen Welt. Wir haben für "Nocturnal Revelation" ebenso viel positiven Zuspruch erhalten. Auch das 2007er Album "Once in a Blue Moon" steht steht für sich und wir haben ein tolles Feedback erhalten. Die Produktion wird von Album zu Album besser. Und so soll es ja sein. Wenn einmal ein Album gemacht und veröffentlicht ist, widmen wir uns neuen Aufgaben.

Diese Edition ist nun auf Vinyl erhältich. Findet ihr es nicht auch etwas lustig, da dieses Album zuerst auf CD veröffentlicht worden ist - was ja normal war/ist - und jetzt, 13 Jahre später, mit noch mehr Technik, mehr Computer und verdammt viel mehr technischen Möglichkeiten in jedem Lebensbereich, erlebt dieses Album ein Vinyl-Release. Hattet ihr das jemals gedacht? Und ist das ein Tribut an die wieder ansteigenden Vinyl-Verkaufszahlen?

Barry : Ich glaube, die meisten Menschen sind überstrapaziert, was den Umgang mit Computertechnologie anbelangt. Es ist einfach für Jeden eine Aufnahme am Computer hinzubekommen, aber die Qualität des Songwritings und des Komponierens ist gesunken. Jeder versucht heavier und lauter zu sein als die anderen und das nimmt der Musik die Wärme und die Dynamik. Vinyl hat diesen warmen, analogen Klang. Und für Bands wie uns ist es einfach nur wunderbar, die Musik auf diese Weise zu hören. Das größere Artwork bringt uns auch ein Gefühl der alten Zeiten wieder, in denen man die Dinge anders gesehen und gehört hat. Auch einige der jüngeren Generation sammeln Vinyl und das freut uns. Und was den Verkauf betrifft: Auf diesem Format erscheinen keine Tausende, sondern nur einige wenige hundert, handnummerierte in einer Limited Edition des Labels. Das macht es zu etwas Besonderen.

Ach übrigens...technische Mittel und Möglichkeiten. Wie ich gesehen habe, hat die Band eine Homepage, eine Seite auf myspace und ihr habt eine Seite auf Facebook. Es scheint, dass ihr sehr gut mit diesen neuen Medien zurechtkommt? Oder ist das heutzutage einfach unverzichtbar?

Barry : Wir haben schon im Jahr 1996 mit einer Webseite angefangen, bevor das Internet so eine große Sache wurde. Promotion war für uns schon immer wichtig, um unabhängiger zu sein. Als wir SEASONS OF THE WOLF im Internet plazierten gab es sogar regional kaum Möglichkeiten. Wir glauben, dass Heavy Metal dort überlebt hat. Uns jedenfalls hat es geholfen, dass immer mehr unserer Kontakte seit 1988 online gingen. Das Internet hat uns bessere Möglichkeiten der Kommunikation mit ihnen eröffnet. Ich meine jedoch, dass zurzeit jüngere Bands dem Internet eine zu große Bedeutung beimessen. Es gibt immer noch soetwas wie Street Promotion und die Mund-zu-Mund Propaganda ist und wird immer die beste Art der Werbung sein.

Ich habe gesehen, dass die Band eine Menge Freunde besitzt, darunter einige sehr große Namen wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, ALICE COOPER oder THIN LIZZY. Gibt es eine echte Freundschaft mit einigen der Bandmitglieder oder geht das mehr in Richtung einer typischen facebook-Freundschaft?

Barry : Einige haben wir getroffen, einige nicht. Die meisten dieser Bands haben uns beeinflusst und auf diese Weise zeigen wir das. Wir haben schon einige bekannte Gruppen getroffen und mit ihnen gespielt, wie METALLICA, BLUE OYSTER CULT oder MONTROSE - aber das meiste sind einfach die typischen facebook-Freundschaften. Und ja, MONTROSE R.I.P., RONNIE MONTROSE ist vor ein paar Wochen von uns gegangen. Ich hatte das Glück ihn einmal im State Theatre in St. Petersburg zu treffen. Er hatte an diesem Abend DAVID ELLEFSON von MEGADETH am Bass. Großartige Show! Ronnie - Wir werden dich vermissen!

Ich habe gelesen, daß die Band eine Leidenschaft für Independent-Horror und Science-Fiction Streifen hat und einige eurer Songs landeten auf diverse Soundtracks der jeweiligen Filme. Desweitern habt ihr den Soundtrack kreiert zu dem Film “The Life of Death” des überaus renommierten Dokumentarfilmemachers Kevin Lindenmuth. Wie kamen diese Verbindungen zum Film-Business zustande und wollt ihr diesen Weg weiter verfolgen?

Barry : Absolut. Unsere Leidenschaft für Filmmusik reicht lange zurück. Also nicht erst seit unserem dritten Album im Jahr 2002, als wir begonnen haben, unsere Musik einigen Independent-Filmemachern anzubieten. Wir versandten 10 Packages und bekamen 6 Rückmeldungen. Und dann lief alles. Kevin Lindenmuth hat einige Horror Filme gedreht und unsere Musik fand in einigen davon Verwendung. Von da an kamen einige mehr dazu. Jetzt, Jahre, später haben wir auch das Thema für seinen neuen Dokumentarfilm geschrieben. Ebenso wie für "Blood Stained Bride" aus dem Jahr 2005. Insgesamt fand unsere Musik Verwendung in 11 Filmen. Eine indianisch-amerikanische Schriftstellerin, Randee RedWillow, bringt eine Buchreihe über Gestaltwandlung heraus. Momentan ist Sie in Verhandlung mit einem Produzenten über eine mögliche Reihe von Filmen - und vielleicht werden wir hierfür den Soundtrack beisteuern. Wir sind definitiv sehr daran interessiert weiterhin Filmmusik zu produzieren.

Was können wir demnächst von euch Jungs erwarten?

Barry : Momentan verpassen wir unserem neuen SOTW-Longplayer den letzten Feinschliff. Er wird noch dieses Jahr auf PURE STEEL RECORDS erscheinen - wahrscheinlich im Herbst. Leider ist unser Sänger, mein Bruder Wes, krank geworden und sein Zustand hindert ihn daran weiterzumachen. Ich habe dann die noch die Gesangsspuren für die restlichen drei Songs eingesungen, um das Album fertigzustellen. Wir haben es in der Familie gelassen, anstatt es einem anderen Sänger zu übertragen. Ich war schon Lead-Sänger in verschiedenen Bands in den 80ern vor SEASONS OF THE WOLF. In jungen Jahren probte ich damm mit meinem Bruder in der Band. Der Charakter unserer Stimmen ist überaus ähnlich - so sehr, dass sich niemand deswegen Sorgen machen müsste. Sowieso habe ich schon immer die meisten Parts der Back-Vocals für SOTW eingesungen. Wie man hören kann, sind auf dem "Lost in Hell"-Album am Anfang des Songs "One Land one King" einige Gesangsparts von mir gesungen. Trotzdem schauen wir uns gerade nach einem neuen Frontmann um, damit wir Live auftreten können. Wie ich immer sage: "Wir brauchen einen BRUCE DICKINSON, um unseren PAUL DI ANNO oder einen DIO, um unseren OZZY zu ersetzen. Vielleicht finden wir ja einen deutschen Sänger, der gerne diesen Part übernehmen und mit uns weitermachen möchte. Schließlich kam aus Deutschland die stärkste Unterstützung für SEASONS OF THE WOLF - es müsste doch einen Englisch sprechenden Sänger geben, der sich mit Freude der Live-Setlist annimmt und mit SEASONS OF THE WOLF unterwegs ist. Also meldet euch!

Skully, vielen Dank für dieses Interview.

Barry : Ich danke auch für euren Support und diese Gelegenheit zum Interview. Take care all SOTW Bloodtree! Orna Verum!

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