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Take off: 09.05.2008 - Review (11591 mal gelesen)

Sommer, Sonne, Festival. Das Wetter spielte perfekt mit bei dem diesjährigen RockHard Festival, welches, obwohl die Bandauswahl eigentlich mal so garnicht meinen Geschmack traf, die Messlatte für die weitere Saison verdammt hochgelegt hat. Neben einigen privaten schönen Momenten waren es vor allem ICED EARTH die dieses Festival einmalig gemacht haben. Und so kann ich nun durchaus glücklich und erstaunlicherweise ohne Sonnenbrand und Kreislaufkollaps von diesem Jahr berichten. Leider fällt mein getreuer Mitstreiter Tex in diesem Bericht aus, deswegen ergaben sich einige Lücken.

Bei extremsten Temperaturen und blendendem Sonnenschein eröffnete Götz Kühnemund in guter Alter Tradition um kurz vor 15 Uhr das Festival um direkt danach mit THE CLAYMORE die erste Band des Festivals auf die Bühne zu jagen. Die Herrschaften aus dem Ruhrgebietsunderground zeigten sich auch extrem spielfreudig und absolut souverän. Unfassbar, die Jungs noch wenige Wochen zuvor vor einem 60 Mann starken Publikum gesehen zu haben und nun die Souveränität von mindestens der zehnfachen Menge zu erleben. Das Powermetalquintett bot musikalisch eine feine Übersicht über die eigene, kleine Discographie und einen IN FLAMES Coversong im Set. Sehr cooler Einstieg und eine hervorragende Weiterleitung zu Stormwarrior.

STORMWARRIOR blieben dann für mich leider etwas hinter den Erwartungen zurück. Zu statisch und schwachbrüstig kamen die Songs rüber, ich hätte mir zu dem deutlich mehr vom sehr starken aktuellen Album gewünscht. Dennoch eine wunderbar von den Tribünen zu genißende Sache

Bei strahlendem Sonnenschein eine Band wie LAKE OF TEARS zu sehen mag vielleicht nicht die richtige Athmosphäre schaffen, dennoch hätten die Herrschaften durchaus auch von sich aus mehr leisten können. Der Kommentar: "Das Original war doch besser" passte dann doch ganz gut. Dennoch, unterhaltsam war die Sache allemal.

Deutlich mehr als nur unterhaltsam waren danach ganz ohne Frage Y&T. Mit einer solchen Discographie in der Hintertasche kann man nicht viel falsch machen und eine gewisse Ausstrahlung bringen Bands dieser Klasse sowieso bereits mit sich. Auch zogen die "alten Herren" sehr viele junge Bands vor die Bühne. Spätestens bei der Bandhymne und Setcloser 'Forever' hatten die Altrocker dann das Amphietheater auf ihrer Seite und sogar Lärmfetischist Tex lies sich zu einem Höflichkeitsapplaus herab.

Eine der ganz wenigen Konsensbands des Festivals (es dürften drei gewesen sein) waren DIE APOKALYPTISCHEN REITER, welche auch hier einmal wieder ihre Position als einer DER deutschen Liveacts bewiesen. Neben der permanenten Bewegungsfreude von Sänger Fuchs und Mitgröhlhymnen wie 'We will never die', 'Mir scheint die Sonne aus dem Arsch' oder 'Metal will never die' überzeugten vor allem lustige Publikumsspielchen, wie das bereits legendäre Schlauchbootrennen, für ausgelassene Stimmung. Dass es beide Boote halbwegs heil bis auf die obersten Tribünen (bzw. bis vor das Mischpult) schafften stahl der Band zwar etwas die Show, wurde aber zum Gesprächsthema des Tages. Sehr coole Sache.

Auf TESTAMENT hatte ich mich besonders gefreut, so war es sehr schade, dass ich irgendwie unterwegs hängen blieben und zu spät kamen. Ebenfalls sehr schade war das Fehlen von Alex Skolnick, genauso wie der stellenweise etwas arg miese Sound. Auch war schade, dass Songs wie 'Burnt offerings' oder 'Into the pit' nicht gezockt wurden. Dennoch: die Band bewies sich als sehr tight und halbwegs in der Lage eine Gitarre zu ersetzen. Ich hatte also noch die Chance beglückt heimzuwandeln.

Tag zwei begann für mich leider deutlich später und das nicht nur, weil mich eigentlich keine Band ab diesem Tag reizte.. Mangels Interesse nahm ich auch HELSTAR nicht wirklich wahr und muss nun leider zugeben, echt etwas verpasst zu haben. Die Band spielte extrem tight, gutes Material, souveränes Auftreten und hervorragender Sound. Wenn der Gig so gut wie die letzten drei Songs war, so war er definitiv gut!

ENSLAVED boten mir als Ruhrgebietskind dann eher einmal die Chance auf der Tribüne ein wenig wegzunicken. Erschien aber als durchaus anhörbarer Lärm.

Deutlich unsympathischer waren mir da dann doch EXCITER. Stellenweise wurde die spielerische Qualität so weit hinters Posen zurückgestellt, dass es zu unerträglichen Soundgemülle kam. Ebenso war der Gitarrensound im Rythmus eh unglaublich scheiße. Grüße mit Geschmack also Richtung EXCITER.

Nach einer erneuten längeren Pause kehrte ich dann zu EXODUS zurück um ein unfassbares Maß an Energie zu erleben. Im Nachhinein mopperten zwar einige über einen schwachen Gitarrensound, was EXODUS darboten war für mich jedoch auch soundtechnisch absolut großartig. Pure Aggression auf der Bühne und "good and friendly violence" in einem ständig größer werdenden Circlepit machten das Thrashurgestein mehr als einfach nur sehenswert und brachten den geneigten Kollegen auch noch dazu direkt CD-technisch einmal zuzugreifen. Aus Mangel an den, meiner Ansicht nach, unfassbar überflüssigen IMMORTAL eindeutig der Headliner des Tages.

Auch der Sonntag begann recht spät mit JORN. Dass er der beste Rocksänger seit David Coverdale sein soll halte ich zwar für ein Gerücht, aber eine Rock'n'Roll Seele mit unnatürlich starker Stimme ist er ohne Frage. Leider ist sein Talent in Richtung Songwriting weniger gegeben, weswegen seine Show stellenweise etwas langweilig wirkte. Eine bessere Setlist hätte dort sicher gut getan

Was NAPALM DEATH dann abzogen ist mir ein Rätsel. Die Aussage, dass "Timing ja noch nie ihre Sache gewesen sei" ist eine schon beängstigend romantisierte Beschreibung für ein nichtfunktionerendes Bandgefüge. Jeder Musiker spielte irgendwie etwas, dass man zusammen aufhörte war nicht gerade immer gegeben, und eh war alles sehr konfus. Die Zuschauer bedankten sich mit wenig Zulauf und Action.

Eine gewisse Art von Heimspiel hatten VOLBEAT im Amphietheater und für einen proppevollen Vorbühnenraum sorgten die Trash-Rock'n'Roller vollkommen problemlos. Geile Mucke, genialer Humor und eine absolut mitreissende Gesamtatmosphäre sorgten für den bis dato besten Gig des Festivals. Es wurde getanzt, gehüpft, gebangt oder sich irgendwie anderweitig bewegt, stillstehen ging einfach nicht. Vor allem Songs wie 'Radio girl' oder 'Sad mans tongue' wurden begeistert mitgegröhlt und vor allem 'The gardens tale' stand als großer Chorgesang im gesamten Amphietheater. Unglaublich was die Jungs auf die Bühne bringen. Auch diese Saison einer der empfehlenswertesten Live Acts überhaupt!

Das genaue Gegenteil stellen daraufhin PARADISE LOST dar. Sänger Chris Holmes gab ein perfektes Beispiel für unmotiviertes Auftreten und auch der deutlich geringe Publikumszustrom zeigte eindeutig, dass in der Running Order etwas durcheinander gegangen war. Äußerst überflüssiger Gig, den die Gothrocker glücklicherweise 15 Minuten früher als geplant beendeten.

Was ICED EARTH auf der Headlinerposition liefterten bestätigte ihre Positionierung ohne Weiteres. Mit deutlich abgeänderter Playlist im Vergleich zum WOA lieftere die Band um Mastermind Schaffner und den zurückgekehrten Matt Barlow eine Mördershow ab. Opportunismus und asoziales Verhalten hin oder her, Barlow ist die ICED EARTH Stimme und so blieb nur ein Gedanke: "Who the fuck is Tim Owens?". Auch wenn Songs wie "Desert rain" und "The Hunter" leider schmerzlich vermisst wurden waren es doch vor allem Songs wie 'Melancholy' oder 'Dracula' die mit dem Ripper nicht zu spielen gewesen wären, während Matt Barlow bei '10.000 Strong' höchst eindrucksvoll bewies, dass er seinem Vorgänger und Nachfolger in keinem Punkt nachsteht. Absoluter Höhepunkt des Sets war jedoch eindeutig 'Watching over me'. Ich selbst bin nie ICED EARTH Fan gewesen und habe nicht eine Platte mit Barlow im Regal, aber diese Performance trieb mir einfach die Tränen in den Augen und ist mit Sicherheit einer der emotionalsten Momente meines Lebens gewesen. Welcome back, Matt!

Abschließend lässt sich wieder einmal ein großes Lob an das RockHard richten, ebenso an die Security. Angenehm ist ebenfalls, dass auch das Catering und Security Personal anscheinend sehr zufrieden sei. Ein Lob gibt es auch von den beiden Betreuern der sanitären Anlagen, gleiches muss ich auch zurückgeben. Nirgendwo anders gibt es so saubere Toiletten auf einem Festival. Optimal war aber sicher nicht alles. An den Bierständen ließen sich saubere Becher und Wechselgeld oft vermissen, der Sound hatte im Vergleich zum Vorjahr stark abgebaut und die Getränke-, wie auch Verpflegungspreise sind natürlich zu hoch. Aber daran wird sicher sicher nie etwas ändern. Insgesamt lässt sich aber auf ein sehr gelungenes Festival bei sehr gelungenem Wetter zurückblicken. See you next year, RockHard!

Billing
AMORPHIS
ASPHYX
CELTIC FROST
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
ENSLAVED
HELSTAR ("Remnants Of War"-Line-up)
IMMORTAL
JORN
LAKE OF TEARS
MOONSORROW
NAPALM DEATH
PARADISE LOST
SIEGES EVEN
THE CLAYMORE
THE SORROW
VOLBEAT
Y&T

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