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Take off: 26.04.2008 - Review (11574 mal gelesen)

Um es gleich vorweg zu nehmen: es gibt nur ein metallisches Piratenschiff bei Koblenz, und das ist die "Heavy F***ing MS Rheingold Of Steel"! Dieser Dampfer, auf dem die Geburtsstunde der Metal Cruise vor ca. einem Jahr gefeiert wurde, konnte für das dritte Event nun glücklicherweise wieder gechartert werden, und so fühlten sich alle Cruise-Fans endlich wieder wie zuhause. Woran es genau liegt kann ich echt nicht sagen. Das Ambiente ist einfach viel gemütlicher als auf anderen Pötten, der Platz vor der Bühne wirkt geräumiger, auf den Treppen zwischen den Decks kommt es nicht zu Staus, es platzen keine Rohre, die Klos bieten genügend Kapazität... es ist einfach perfekt! Dazu ein augenscheinlich extrem gelassener Verantwortlicher, der mit Anzug auf der Tour zwar etwas auffällt, aber die schwarzen partyfeiernden Metal-Horden stets stoisch erträgt. Hoffen wir, dass uns diese Symbiose noch lange erhalten bleibt, und die Rheingold zum festen Begriff der Koblenzer Metalszene wird.

Wenige Tage vor der Cruise gab's noch etwas Aufregung. Über Newsletter wurde eine Verspätung der gesamten Veranstaltung aufgrund eines Schiffbrandes angekündigt - nein, zum Glück war es nicht die Rheingold, aber die Reederei-Logistik geriet wohl etwas aus den Fugen. Aber wozu gab's vor dem Boarding die Pre-Party in der Rockbar Florinsmarkt? Natürlich - damit man sich die Wartezeit bei einem Bierchen versüßen kann. Die Rockbar war auch schon am frühen Abend gut gefüllt und so mancher schaffte es tatsächlich, bis zum Einlass seinen Pegel über das erträgliche Maß hinaus zu schrauben. Das Wetter war schön, die Raucher an der frischen Luft, und so war es in der Kneipe auch nicht so voll, als wären die Leute alle um den Tresen versammelt. So schafften es auch RA's DAWN, im ganzen Getümmel eine Bühne dort aufzubauen. RA's DAWN? Bühne? Ja, richtig gelesen - während die Cruise losschipperten füllten RA's DAWN die Rockbar für die Daheimgebliebenen mit metallischen Ersatzklängen, und sollten bei Rückkehr auch schon wieder spurlos verschwunden sein. Zwei gleichzeitige Metal-Events - das nenn ich echte Chaosforschung, aber es hat irgendwie geklappt.

Später an Board machte man es sich erst einmal gemütlich. Aufgrund des tollen Wetters zog es alle auf's Freideck, während sich das Rheinufer langsam in Richtung Schiff leerte und wieder Platz für die üblichen Touristen machte (die den Büdchen aber längst nicht so einen tollen Absatz bescheren - zumindest beim Trinkbaren. "Metal statt Touris" sollte Dauermotto für die Saison werden, da hätten wir alle etwas von). Die große Preisfrage zu Beginn war aufgrund der letzten Erfahrungen: welches Bier wird uns wohl heute zuerst ausgehen? Aber mittlerweile hatten die Veranstalter ein recht gutes Händchen bei der Schätzung des Bierdurstes bei dem tollen Wetter und der tollen Musik, und so konnte man fast bis zum Schluss auch sein Lieblingsbier bekommen. Ich denke, beim nächsten Mal ist der Bogen dann wirklich raus. Wo der Bogen weniger raus war, war leider beim Essensangebot auf dem Kahn. Feiern, schädeln, trinken und die Wegstrecken ums Merchandising machen nun mal hungrig, aber die Ernüchterung machte sich am Verpflegungsstand schnell breit. Das Frikadellenbrötchen war auf Kantinen-Niveau (jede Bude bekommt sowas herzhafter hin), und Schnitzelbrötchen für 5 Euro war für die Verabreichungsform doch bisschen elitär. Hiermit plädiere ich für Bratwurscht, Dönerspieß und Blechpizza auf der nächsten Cruise! Dafür waren die Trinkpreise sozialverträglich, und zwei getrunken ist schon halb gegessen, oder wie war das?

Doch ich höre ein Geräusch! Es hört sich verdammt nach Metal an! Ab zur Bühne....

... wo TORMENT OF SOULS .... doch leider nur den Soundcheck anstimmten, und sich danach nochmal "Umziehen" gingen. Umziehen heißt: ich-versau-mich-mit-Kunstblut. Zu Gimmicks wie abgehackten Füßen am Mikroständer oder dem fantastischen Splatter-Teddy gab's Gore-Thrash'n'Death, und die Rolle als Aufheizer machten die Jungs verdammt gut. Wie gut, das konnte man an dem erstaunlichen Moshpit sehen, der sich schon bald vor der Bühne bildete. Ja sowas hat die Cruise selbst bei SODOM nicht gesehen. Es schienen eine Menge beinharter Fans der Eifeler angereist zu sein, denn es gab eine ordentliche Portion good friendly violent fun, bei dem man sich gehörig durch die Gegend warf, aber auch rücksichtsvoll wieder aufhalf. Genau das unterscheidet einen zivilisierten Pit von irgendwelchen Core-Stiernacken! Der Spass wurde durch die Splatter-Späße natürlich noch weiter angeheizt, und vor allem die deutschen Titel wie 'Die Hure' oder 'Abgehackt' wurden begeistert mitgegröhlt. Nach der Zugabe 'Mutterliebe' waren sich alle einig: das war schon mal ein geiler Einstieg auf den ersten Rheinkilometern!

Puh - da hieß es doch erst einmal durchatmen und sich ein neues kühles Getränk (bei den Metallern natürlich vorzugsweise ein Bierchen...) sichern, um dann ein bisschen durch die Gegend zu lümmeln. Hier ein Blick auf's Merchandise, da ein kleiner Imbiss.

Man hatte seine Schiffsrunde noch nicht ganz beendet, als die German Thrash Attack Veteranen von VENDETTA fast pünktlich die "Bühne" enterten. Davor sammelte sich schnell die Meute während des dramatisch wirkenden Intros, das dann nahtlos in den Opener Track überging. Bereits nach den ersten beiden Songs 'Mother' und 'Dead People Are Cool' ertönten lautstark VENDETTA-Rufe. Und nach kurzer Zeit begannen die Leute vor der Bühne die Rübe zu schütteln und den Headbanging Thrash mit vieel Groove abzufeiern. Frank, Lubber, Heiner und Mario hatten sichtlich Spaß an der Sache und lieferten einen wirklich ordentlichen Gig, bei dem die Jungs zeigten, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. 'On The Road' beendete den Auftritt, für den die Band einen verdienten Beifall einheimste.

So - und wieder schnell leermachen, nachtanken und was auch immer. Wartete man doch gespannt auf die Headliner dieser Bootsfahrt. Denn die erst im letzten Jahr wieder auferstandenen Deather ASPHYX mit ihrem fast legendären Sänger Martin van Drunen durfte man sich einfach nicht entgehen lassen. Und so wunderte es auch nicht, dass sich der Raum vor der Bühne immer mehr füllte wie noch nie an diesem Abend. Bevor die Fans jedoch ihre Helden erspähen durften, lief Fronter Martin hochkonzentriert im Backstage-Bereich herum. So intensiv vorbereitet wie die Musiker waren, kam es wie es kommen musste: Van Drunen und ASPHYX rockten die Metal Cruise!! Was der Vierer da ablieferte war allererste Death Metal Sahne. Als allererstes wurde Opa bei der Fotoarbeit vom Splatterteddy erschlagen, der über die Köpfe crowdsurfte. Die Leute gingen dermaßen ab, dass sich sogar Teile der Deckenverkleidung lösten. Mit Rücksicht auf die Veranstalter und den Schiffeigentümer mahnte Martin mehrmals zur Vorsicht, aber wir sind Augenzeugen: die letzten Verkleidungselemente kamen einfach mal so runter, weil die Statik nicht stimmte. Martin kommentierte dies locker mit seinen witzigen deutschen Ansagen, und widmete 'MS Bismarck' kurzerhand in 'MS Rheingold' um. Und es gab sogar eine kleine Überraschung: mit 'Death by the brutal way' spielten die Jungs einen Track, den sie zuvor noch nie (!) live präsentiert hatten. Na - wenn das keine Ehre für die Cruiser war...

Schade, auch der schönste Auftritt geht einmal zu Ende. Und während die letzten Klänge der Niederländer verstummten, leitete die MS Rheingold pünktlich um 1 Uhr ihr Landungsmanöver ein. Doch wer meinte, all die feiernden Metaller hätten nun genug, der täuschte sich. In einem "schwarzen" bzw. "Kutten"- Pulk bewegte man sich gemeinsam in Richtung Rockbar Florinsmarkt. Die noch junge Nacht hatte dort nämlich in altbewährter Weise die After-Show-Party zu bieten... mit Open End versteht sich.

Leute - was war das wieder für eine geniale Metal Cruise. Diese Veranstaltung ist wirklich eine Bereicherung für unsere heimische Metal Szene. Und so hoffen wir nun alle, dass die 4. Ausgabe des Bootstrips im November wieder ein solcher Erfolg wird.

(Es kämpften für euch gegen Sturm und Wellen: Kruemel und Opa Steve)

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ASPHYX
VENDETTA
TORMENT OF SOULS

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