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Interview mit Hannes von The Prophecy²³

Ein Interview von Stradivari vom 04.12.2010 (9887 mal gelesen)
Die tägliche Dosis Metal... ...wer wissen will, was STEEL PANTHER und begnadete Körper mit Thrash zu tun haben - hier werden sie geholfen...


Sie gehören zweifellos zu Senkrechtstartern des Jahres 2010. Im beschaulichen Baden-Württemberg beheimatet, haben THE PROPHECY²³ mit ihrem Debütalbum "...To The Pit" allen Thrash- und Death-Jüngern mal so richtig was Deftiges auf die Ohren gegeben. Selbst meiner einer, ansonsten eher in melodischen Gefilden zuhause, zeigte sich sehr angetan und zückte muntere 8 Punkte. Nun sind wir einige Monde weiter und es ist an der Zeit mal nachzuhorchen, was sich bei den Jungs getan hat. Gitarrist Hannes Klopprogge stand geduldig und humorvoll, zu gegebener Zeit aber durchaus auch tiefsinnig, Rede und Antwort.

Euer Debütalbum "...To The Pit" ist nun seit vier Monaten auf dem Markt. Es hat durch die Bank sehr gute, bis nahezu euphorische Kritiken erhalten. Was ist seither bei Euch passiert und was hat sich durch die Veröffentlichung bei Euch verändert?

Hannes: "...To The Pit" ist unser Debütalbum und da ist man natürlich gespannt auf die ersten Reviews. Dass wir so gut Resonanzen bekommen, hätten wir nicht erwartet und haut uns schon ziemlich um! Es ist wirklich sehr schön, wie die Dinge in letzter Zeit so laufen! Dafür, dass uns bis vor ein paar Monaten außerhalb unserer Region fast niemand gekannt hat, ist das schon ein großer Sprung und ein cooles Gefühl, das kann man nicht abstreiten! Seit der Veröffentlichung im Juli waren wir sehr viel unterwegs, haben Festivals und Clubshows in Deutschland sowie der Schweiz gespielt und dabei verdammt viel Spaß gehabt.

Der normale Fan und Hörer hat heute keinerlei Bezug mehr zu Verkaufszahlen von Alben. Man weiß gar nicht einzuordnen, was gut, schlecht und realistisch ist. Was habt Ihr und das Label für eine Erwartungshaltung an "...To The Pit" und wie zuversichtlich ist man, mit diesem Album bereits Geld zu verdienen? Oder ist es zunächst quasi ein Appetizer und THE PROPHECY²³ arbeitet eher langfristig orientiert?

Hannes: Über Dinge wie Verkaufszahlen machen wir uns im Moment noch gar keinen Kopf. Aber dadurch, dass wir mit Massacre Records ein sehr starkes Label haben und unsere CD überall erhältlich ist, sind wir da guter Dinge. Wir leben nicht VON der Musik, sondern FÜR die Musik. Unser Ziel ist es, mit dem Album gut rum zu kommen und viele Live-Shows zu spielen. Denn dafür leben wir. Nebenher schreiben wir auch schon neue Songs für das nächste Album. THE PROPHECY²³ ist für uns kein Projekt oder eine Eintagsfliege. Wir lieben alle das was wir tun und dafür wollen wir noch eine ganze Weile am Ball bleiben.

Geschickt ausgewichen... Okay, anderes Thema. Wie habt Ihr eigentlich Euren bemerkenswert eigenständigen Stil kreiert? Zufall?Spontane Idee? Längerfristige Entwicklung?

Hannes: Ich würde sagen, von allem ein Bisschen. Der musikalische Part bei uns hat sich in den letzten Jahren einfach so entwickelt. Songideen kommen aber auch sehr oft spontan aus einer Bierlaune heraus. So ist 'A Backpack Full Of Fleshsnack' bei einem Grillabend entstanden oder 'Surf Nazis Must Die', als wir uns 80iger Jahre B-Movies reingezogen haben. Wer weiß, was auf dem nächsten Album kommt - wir können für nichts garantieren!

Wie steht Ihr als stilistisch betroffene Band eigentlich zu den Verboten von Crowdsurfing, Wall of Death und Circle Pits? Zum Beispiel in Wacken ist dies ja ein großes Thema...

Hannes: Ja, das ist wirklich so ein Thema. Wir stehen voll auf Action im Pit, egal, ob Wall Of Death, Circle Pits oder Crowsurfer. Und das ist auch immer fester Bestandteil unserer Shows. Vor zwei Wochen haben wir auf einem Festival gespielt und während unseres Auftritts mussten zwei Leute ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil es einfach zuuu heftig war. Wir müssen alle aufeinander aufpassen, ob im täglichen Leben oder im Moshpit, es gilt die Regel: du kannst machen was du willst, solange du niemand anderen in seinen Rechten verletzt. Das gilt für beide, Befürworter und Gegner dieser Aktionen. Die Zeiten ändern sich und die Leute genießen immer mehr ihre Freizeit - vor dreißig, vierzig Jahren fanden noch viele Rockkonzerte im Sitzen statt - wer hätte da gedacht, dass wir heute über Circle Pits diskutieren?

Apropos Wacken. Ihr habt ja bereits schon sehr früh viel erreicht. Welches sind Eure langfristigen Ziele und Wunschträume mit der Band? In Wacken oder auf einem anderen "großen" Festival spielen? Eine Tour in Südamerika oder Asien? Fünfstellige Verkaufszahlen? Im Vorprogramm von SLAYER spielen?

Hannes: Ich würde sagen, Du hast die Antwort schon vorweggenommen. Jeder Metaller träumt doch davon. Wir wollen einfach eine geile Zeit haben und das machen, auf was wir Bock haben. Wenn wir dabei bei anderen Metalheads gut ankommen und noch mehr live spielen können, ist das natürlich sehr geil. Die Reaktionen bei unseren letzten Konzerten waren einfach der Hammer und wurden von Mal zu Mal euphorischer. Wenn das so weiter geht, wäre es ein Traum.

Zum Punkt Tour fällt mir ein, ich hätte mir gerne mal einen Gig von Euch angeschaut, aber das ist schwierig, sofern man nicht im Süden von good old Germany lebt. Eigentlich gilt der Ruhrpott ja als ideales Pflaster für Trash. Wieso sind die Live-Aktivitäten in dieser Region so sparsam? Mit der Scheibe im Gepäck sollte doch zumindest ein guter Support-Slot keine Schwierigkeit sein...

Hannes: Derzeit laufen Gespräche mit verschiedenen Booking-Agenturen und wir planen noch mehr Shows in 2011. So eine Tour braucht eine gewisse Vorlaufzeit, die wir wegen der CD-Veröffentlichung einfach nicht hatten. Jetzt haben wir wieder Luft, um uns um Konzerte zu kümmern und in den nächsten Monaten werden wohl einige Termine bekannt gegeben.

Was läuft bei Euch eigentlich "privat" für Musik? Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass, wie es manche bekannte Musiker gerne betonen, man zuhause überhaupt keine Musik hört, andererseits wird man ja zweifellos nicht nur auf den Stil fixiert sein, welchen man selbst spielt, oder?

Hannes: Ohne Musik könnte ich mir das Leben echt nicht vorstellen. Wenn ich nicht jeden Tag meine Dosis Metal bekomme, merke ich, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Bei uns laufen oft die Klassiker der ganzen Bay-Area-Bands wie SLAYER, ANTHRAX, METALLICA, aber auch Death-Metal-Classics wie BOLT THROWER, SIX FEET UNDER oder DEATH. Die einzelnen Bandmitglieder haben alle so ihre Vorlieben. Flo steht auf die alten Hardcore-Sachen, Dennis hört sich auch schon mal gern Gefriggel von BLIND GUARDIAN an und Tobi und ich stehen eben auf diese ganze Thrash- und Death-Geschichte. Es gibt aber immer wieder neue, geile Bands. Ich könnte 24 Stunden am Tag nur Musik hören und es würde nicht langweilig werden. Neben Metal gibt es aber auch noch ein paar andere Musikrichtungen, die wir gerne hören, wir sind da tolerant...

Da fällt die Überleitung zum Thema Toleranz recht einfach. In den einschlägigen Metal-Postillen wird aktuell gerne und emsig über das Verhältnis von Metal-Fans verschiedener Genres untereinander sowie der Verquickung mit anderen Stilrichtungen diskutiert. Heißt, könnt Ihr Euch vorstellen, dass neben "...To The Pit" eine STEEL PANTHER- oder PINK-CD im Regal steht? Also rein philosophisch. Dass Ihr Euch natürlich über jede verkaufte Einheit freut, egal wo sie steht, ist mir klar. Ehrliche Antwort bitte...

Hannes: STEEL PANTHER auf jeden Fall, da habe ich auch eine im Regal. Zwar nicht direkt neben unserem Album, aber da, wo sie bei Partys schnell griffbereit ist. PINK und andere Pop-CDs haben einen entscheidenden Vorteil: wenn überhaupt, dann gibt es nur ein, zwei Songs, die man hören will und dann kann man schnell wieder zu 'ner Metal-Platte greifen...

Zurück zu THE PROPHECY²³. Ihr seid ja eher in der nicht kommerziellen Ecke der Musik zuhause. Der klassische Hardrock/Heavy Metal verzeichnet tendenziell stärkeren Zulauf weiblicher Hörer. Macht sich dies bei Euch auch bemerkbar oder seid Ihr nach wie vor eine Band für ein primär männliches Publikum?

Hannes: Ja, die Mädels haben es beim Metal ja am schönsten. Lauter muskulöse, langhaarige Typen im Pit, die auch noch besoffen und leicht zu haben sind - was will Frau mehr?! Da unsere männlichen Fans genau diesem Schönheitsideal entsprechen, liegt es auf der Hand, dass sich auch ein Haufen Metal-Mädels bei unseren Konzerten blicken lässt... Hehe...

Letzte Frage. Was darf man 2011 von Euch erwarten? Konkrete Pläne oder mal gucken was passiert und einfach nur Spaß haben?

Hannes: Spaß steht immer an erster Stelle. Um den zu haben, planen wir jetzt schon Konzerte und Festivals für 2011. Eine längere Tour wäre cool und vielleicht lösen wir ja endlich das Geheimnis um die Zahl "23"?!

Welch trefflich Schlusswort, da sind wir ja mal höchst gespannt. Möge die Macht mit ihnen sein!

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