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Interview mit Cede von Symphorce

Ein Interview von Odin vom 07.11.2002 (17187 mal gelesen)
Der Mann, der schon heißt wie ein Tonträger, spricht mit mir über seine Passion.

Hallo Cede - von wo rufst du denn an (komische Telefonnummer)?

Cede: Aus der Schweiz, ich bin ja Schweizer. Eigentlich sollte wohl auch der Andy anrufen, aber wir sind im Moment ziemlich voll mit Interviews und da haben wir es halt aufgeteilt.

Der Preis des Erfolges...

Cede: Ja. (lacht) Der Alltag... Ne, aber ist schön, dass sich jetzt mal so viele Leute interessieren für die neue Platte.

Meinst Du, da hat der Status von Andy als Frontmann bei Brainstorm auch was damit zu tun, dass das Interesse jetzt so groß ist?

Cede: Ja, gut, dass der Andy bei Brainstorm singt und ich noch bei Freedom Call spiele steigert die Aufmerksamkeit wahrscheinlich schon noch, aber das ist natürlich keine Garantie, dass man jetzt auch mehr verkauft oder so. Aber kann schon sein, dass dadurch auch mehr Leute auf Symphorce aufmerksam werden, auf jeden Fall.

Ihr beide, sowohl Du als auch Andy, seid jeweils in zwei Bands tätig, die Musik ist also ein erheblicher Bestandteil Eures Lebens. Schlägt sich das im Alltag nieder?

Cede: Auf jeden Fall. Das war auch eigentlich das, was ich schon immer mal machen wollte; Platten aufnehmen und auf Tour gehen und alles. Das ist alles ein Heidenspaß und war auch immer mein Traum. Von daher ist das auch eigentlich kein Problem, dass man da auch viel Zeit investiert. Also ich zum Beispiel habe im Moment überhaupt keine Zeit mehr zum Arbeiten seit etwa einem halben Jahr. Aber das ist auch okay, mein Ziel ist eigentlich auch, irgendwann mal von der Mucke leben zu können, was halt nicht so einfach ist, aber - schau' mer mal. Musik ist eigentlich so oder so das, womit ich mich am meisten beschäftige. Ob ich jetzt auf Arbeit bin oder nicht, ich denke eigentlich immer irgendwie an meine Band und was man noch machen könnte. Man ist eigentlich tagtäglich damit beschäftigt und es gibt keinen Tag, an dem ich nicht irgendwas dafür mache. Musik ist also so oder so die Nummer 1, aber zum Geldverdienen reicht es eben noch nicht - vielleicht wird sich das in Zukunft ja noch ändern, aber auf jeden Fall ist es meine Leidenschaft.

Wie lange bist Du jetzt schon dabei als aktiver Musiker? Hat sich der Status harter Musik auch im Fokus der Öffentlichkeit in dieser Zeit stark verändert?

Cede: Also bei Symphorce bin ich eingestiegen im Herbst 1999. Symphorce haben ja nach der ersten Scheibe eine kleine Tour gespielt mit Mercyful Fate, auf der sie einen Session-Gitarristen dabei hatten. Sie wollten dann aber auch einen Gitarristen haben, der immer dabei ist und auch professionell dahinterstehen kann, und da bin dann halt ich ins Spiel gekommen. Wir haben uns über das Internet kennengelernt, aber ich hatte schon vorher die eine oder andere Band. Für Metal wird es eigentlich wieder besser, habe ich so den Eindruck. Grade so zwischen '95 und '99 war eher nichts so großes Metal-mäßig los, aber ich habe so das Gefühl, dass es in den letzten zwei, drei Jahren wieder besser wird. Auch wenn ich mal privat zu Konzerten gehe, sind die irgendwie immer gut besucht - ich meine, es gibt jetzt halt auch viele neue Bands, die ziemlich groß geworden sind; Sonata Arctica oder solche Bands eben, wo sich auch viele jüngere Leute dafür interessieren. Dann halt das ganze NuMetal-Zeug, das hat auch MTV oder VIVA. Das ist, denke ich, auch eine Möglichkeit, damit sich viele jüngere Leute auch mal für die Einflüsse interessieren, denn die NuMetaller sind ja auch nur mit so Leuten wie Priest, Sabbath, Metallica, mit dem Sound aufgewachsen, und das ist vielleicht schon eine Chance, dass sich die Jüngeren dann auch mal die Bands anhören.

Dann kommen wir auch mal zu eurem aktuellen Album, über das du sicher am liebsten sprechen möchtest. Da sind ja einige extreme Ohrwürmer dabei...

Cede: Ja, cool, das war auch so beabsichtigt, hehe.

...ist das für euch auch so, dass ihr die nicht mehr aus dem Ohr bekommt, und nervt das vielleicht nach ein paar hundert Durchgängen?

Cede: Gut, natürlich habe ich die Lieder auch sehr oft gehört, dadurch dass Andy und ich die Scheibe auch produziert haben (und einer von uns war eigentlich immer im Studio), da hört man sie schon ein paar Mal, dann natürlich beim Komponieren und Proben nachher, aber ich sage mal, wenn es ein richtig guter Song ist, dann verleidet der auch nicht so schnell irgendwie. Wir sind auch richtig stolz auf die Platte, so als Band, und da ich auch selber privat sehr viel Metal höre, kann ich mir auch die Scheibe mal so einfach anhören. Klar ist man da nicht wirklich objektiv, weil man selber auch dabei spielt, aber ich versuche eigentlich dann, das ein wenig abzustellen und stelle mir einfach vor, ich hätte sie jetzt gekauft, kenne die Band nicht und leg's halt rein. Wenn es mir dann immernoch gefällt - hey, why not?! (lacht) Auf jeden Fall sind wir sehr zufrieden mit dem Endergebnis, klar, die eine oder andere Melodie schwirrt einem immer im Kopf rum.

Du bist auch bei der Komposition beteiligt oder macht das Andy noch alleine?

Cede: Also eigentlich seit der letzten Scheibe, schreiben Andy, Dennis und ich die Songs. Wir kommen auch seit 'Sinctuary' sehr gut als Dreier-Songwriter-Team miteinander klar beim Songschreiben. Auch jetzt bei 'phorcefulAhead' ist es eigentlich ziemlich ausgeglichen; alle drei haben in etwa die gleichen Anteile, da schreibt halt mal einer einen Song alleine und der andere auch, aber schlussendlich treffen wir uns dann auch immer und gucken, was haben wir für Ideen, was kann man verbessern - jeder bringt dann so seinen Input da irgendwie mit ein. Am Ende, wenn der Song dann schon steht zu etwa 90%, gehen wir halt in den Proberaum und proben das Zeug dann auch mit den anderen zwei - übrigens jetzt ein neuer Drummer, das ist jetzt der Sascha, und neu auch anstelle des Keyboarder HP, der ist nicht mehr dabei, hatte viel zu tun mit Job und so, haben wir jetzt auch einen zweiten Gitarristen in der Band, der Markus, und das finde ich eigentlich auch ziemlich geil, weil das kann dann auch live richtig gut krachen, da Symphorce sich auch schon ziemlich so entwickelt hat, ziemlich Gitarren-lastiger Metal geworden ist. Um zurückzukommen zum Songwriting; im Proberaum arrangiert man das dann nochmal als komplette Band, und so kann sich dann auch jeder einbringen, aber grundsätzlich werden die Songs schon zu dritt geschrieben.

Die Texte schreibt Andy, da kannst du wahrscheinlich nicht so viel dazu sagen?

Cede: Ja, die Scheibe ist jetzt kein Konzeptalbum wie die letzte, aber Andy schreibt seine Texte immer irgendwie um Grundthemen wie politische Probleme oder religiöse Sachen oder einfach auch Probleme im alltäglichen Leben oder so. Wenn jetzt von der neuen Scheibe zum Beispiel die ersten beiden Songs und der letzte, das sind die einzigen drei, die so ein bisschen einen roten Faden mit drin haben. Einfach daher, dass wir seit der letzten Scheibe auch eine etwas größere Pause hatten und wir uns da ein bisschen durchsetzen mussten, wir hatten ja ein paar Probleme auch mit der Ex-Plattenfirma. In den drei Songs geht es also eigentlich um 'hey, wir sind hier!', manche hätten vielleicht nicht unbedingt damit gerechnet, aber im Prinzip geht es darum, dass wir unser Ding machen, egal ob es Leuten passt oder nicht, und das sollte da etwas rüberkommen.

Wie ist der Album-Titel denn zu verstehen; volle Kraft voraus oder kraftvoll voraus?

Cede: Hm, beides eigentlich. Ich finde den Titel ziemlich treffend, weil wir jetzt nach etwa zweijähriger Pause wieder hier sind und im Prinzip sagen wollen 'hey Leute, wir sind immernoch da, uns gibt's immernoch, jetzt sind wir hier, schnallt euch fest, ab geht's'. Also so in dem Stil schon 'volle Kraft voraus'.

Und wann meldet ihr euch auf den Bühnen zurück?

Cede: Hoffentlich so bald wie möglich! Konkrete Pläne für eine Tour haben wir noch nicht, aber da müssen wir eben auch noch so ein bisschen die Reaktionen abwarten auf die Platte, aber ich hoffe schon, dass es eine Tour geben wird im Frühjahr. Eigentlich wollten wir ja schon mit Sinctuary auf Tour gehen, was dann aber aufgrund der tollen Plattenfirma, die wir damals gehabt haben, nicht geklappt hat. Deswegen steht eine Tour auf der Wunschliste ganz, ganz oben. Und das eine oder andere Festival werden wir dann auch noch spielen nächstes Jahr, laut den aktuellen Infos wird es wohl Wacken sein und auf dem Summerbreeze kann es auch sein, dass wir da noch spielen, und auch ein paar Dinger im Ausland.

Wo ich jetzt endlich mal einen Schweizer am Telefon habe - jede Tour im Metal-Zirkus führt durch Pratteln und das Z7, was ist am Z7 so besonders?

Cede: Das Z7 ist einfach ein richtiger geiler Club. Es ist eine recht große Halle, und die Leute dort sind auch echt nett, da gibt's gar nichts, die Crew vom Z7 ist echt nett. Es macht immer Spaß, wenn man da seine Station auf der Tour hat. Aber auch ansonsten, es gibt in der Schweiz nicht so wahnsinnig viele Clubs, wo man als Metal-Band spielen könnte, vielleicht noch in Zürich ein paar kleinere Sachen. Hat sich halt so etabliert, und die Leute wissen auch in der Schweiz, wenn im Z7 eine Band auftritt, dann fährt jeder hin, von überall her. Pratteln liegt auch so im Dreiländereck, da kommen auch viele Leute aus Frankreich und Deutschland rüber. Ja, es ist einfach gemütlich, da zu spielen.

Hast du auf der aktuellen Platte einen Lieblingssong?

Cede: Das ist schwer, ich finde eigentlich jeden Song ziemlich geil. Klar, das wechselt auch von Tag zu Tag, jetzt im Moment finde ich wieder Unbroken sehr geil, aber auch Falling Through Again, das hat irgendwie so einen geilen Groove (lacht). Ich meine das ist echt schwer, denn wenn ich einen Song wirklich schlecht finden würde, dann wäre er auch gar nicht auf dem Album drauf. Da hat auch schon innerhalb der Band so jeder seine Faves und das kreuzt sich dann auch; der eine sagt 'ja, bei dem hätte man noch was besser machen können' und der andere meint 'ne, den finde ich so total geil' und so.

Ihr wohnt recht weit auseinander, wie läuft das mit den Proben?

Cede: Ja, drei von uns kommen aus dem Raum Stuttgart, ich aus der Nähe von Basel und einer von Lippstadt, aber wir proben ja auch nicht jede Woche. Ich bin auch froh, dass ich so immer mal nach Deutschland komme mit meiner Musik, denn hier ist echt wenig los. Und ich fahre gerne Auto, wenn man eine ordentliche Metal Platte im Auto hat, dann geht das schon. (lacht)

Guter Hinweis! Metal Scheiben im Auto, das wird ja in letzter Zeit immer mal erschwert durch einen Kopierschutz, wodurch die CD dann nicht im Auto läuft oder man sich keine Kopie für dort machen kann. Was hälst du von sowas?

Cede: Das habe ich jetzt noch nie festgestellt, also meine gebrannten CDs laufen immer im Auto. (lacht) Nö, weiß nicht, ich kopiere jetzt auch nicht so viel, schon gar nicht Metal. Da spreche ich sicher für viele Metal Fans, denn wenn ich eine Platte geil finde oder schon viel darüber gehört habe, dann kaufe ich mir die auch richtig, ist auch viel besser die mit Booklet und allem drum und dran zu haben. Deshalb sollten sich alle die, die Symphorce schonmal gehört haben, die CD nicht brennen, weil es gibt nämlich einen Digipak mit drei Bonus-Songs! - Das habe ich jetzt aber schön gesagt, oder? (lacht)

Schweinkram! Die sind auf der Promo gar nicht drauf... (lacht)

Cede: Genau! Also vergesst es, bei eBay eine Promo zu ersteigern, da sind die Bonus-Tracks nicht drauf, hehe.

Und wenn ihr einen seht, dann verpetzt ihn, denn das darf er sowieso nicht, die Promos verkaufen.

Cede: Nene, also das geht ja jetzt gar nicht, das kann ja nicht angeh'n. (Gelächter)

Aber für's Auto kann man sich ja trotzdem eine Kopie machen, wenn man die Platte gekauft hat, damit das Original sicher zuhause liegen kann.

Cede: Ja, klar, nachdem man sie gekauft hat gerne, das sind wir ja nicht so hart. (lacht)

Dann noch eine letzte Frage: Wenn beim Wrestling Gott gegen Lemmy antritt, wer gewinnt?

Cede: Ja klar, natürlich Lemmy!

Nein, das ist leider falsch. Das war eine Fangfrage, denn Lemmy ist Gott!

Cede: Au, alles klar, stimmt! Die Frage werde ich mir merken...

Das war es dann von mir aus. Danke und weiter viel Erfolg!

Cede: Jawohl, danke, Spaß hat's gemacht, ich hoffe wir sehen uns mal auf Tour...

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