Livebericht Sepultura (mit Sacred Reich und Crowbar) |
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Ein Livebericht von Schankwirt Arnie aus Esch-sur-Alzette (Rockhal) - 14.11.2022 (29432 mal gelesen) |
Das lange Warten hat heute endlich ein Ende und ich mache mich gegen 15:00 Uhr bereits auf den Weg zur Rockhal in Esch-sûr-Alzette, Luxembourg. Denn dort werden heute Abend CROWBAR, SACRED REICH und SEPULTURA auftreten. Der Grund warum ich schon so früh dorthin unterwegs bin, ist simpel: Nach dem Soundcheck von CROWBAR soll ich ein Interview mit dem Sänger und Gitarristen der Band, Kirk Windstein, führen. Dieses ist für circa 16:30 Uhr geplant. Kaum angekommen und pünktlich vor Ort werde ich jedoch eines Besseren belehrt. Die Tour-Managerin kontaktiert mich und teilt mir mit, dass aufgrund interner Planungen in der Rockhal die Ankunft der Bands nach hinten geschoben wurde und aktuell noch niemand vor Ort sei. Folglich wird der Soundcheck und das Interview auch nicht zur geplanten Zeit stattfinden. Gut! Nun stehe ich hier erstmal vor verschlossenen Türen. Wie gut, dass sich direkt neben der Rockhal das Rockhal-Café befindet, in dem ich mir erstmal ein Wartebier bestelle und damit auf neue Instruktionen warte. Aus dem einen Wartebier sollen dann drei werden. Mit knapp zwei Stunden Verzögerung organisiert mir die Tour-Managerin dann für 18:15 Uhr den Einlass und ich bekomme mitgeteilt, dass das Interview auf Grund der Knappheit an Zeit nicht vor der Show, sondern nach dem CROWBAR Set stattfinden wird. Alle Bilder des Abends können HIER angeschaut werden. Völlig entspannt und voller Vorfreude betrete ich den Club in der Rockhal und warte gespannt auf die Band. Langsam füllt sich der Saal, und als CROWBAR pünktlich um 19:10 Uhr mit dem Einmarsch-Song 'You Can't Stop Rock 'n' Roll' von TWISTED SISTER die Bühne betreten, ist dieser zu gut Dreiviertel gefüllt. Der Opener ist heute 'High Rate Extinction' von dem fast 30-Jahre alten CROWBAR-Album "Crowbar", gefolgt von 'Conquering' von dem Album "Broken Glass". Zunächst hat es den Anschein, als könnte die Band mit ihrem doomigen Sludge-Metal die Fans nicht erreichen. Immerhin sind SEPULTURA heute Abend Headliner und die meisten Besucher im Raum tragen fröhlich ihr SEPULTURA T-Shirt. Man könnte meinen, es ginge den meisten nicht schnell genug bis die letzte Band endlich aus ihrem Loch gekrochen kommt, doch scheinbar müssen die Luxemburger erst einmal ordentlich mit wummernden Bässen und Gitarrenklängen angeblasen werden. Dies zeigt sich deutlich bei dem dritten Song des Abends: 'I Feel The Burning Sun' von dem Album "Equilibrium"! Spätestens ab diesem Track bleibt niemand mehr ruhig stehen und jeder wippt mit irgendeinem Körperteil mit dem Takt mit. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass CROWBAR die heutige Show mit einem Song vom neuen Album "Zero And Below" eröffnen, doch damit lag ich wohl falsch. Erst nach etwas mehr als zehn Minuten Spielzeit hauen die vier Herren aus New Orleans mit 'Bleeding From Every Hole' einen Song von dem neuen Album raus. Die Band wirkt sehr solide und alle scheinen sehr viel Spaß daran zu haben, heute hier in der Rockhal auftreten zu dürfen. Die Ansagen von Kirk Windstein sind kurz gehalten, um die wenige Spielzeit von knappen 40 Minuten vollends mit Musik ausfüllen zu können. Es folgen die nächsten drei Songs 'To Build A Mountain', 'The Cemetery Angels' und 'Chemical Godz', bevor Kirk sich wieder dem Publikum zuwendet und mitteilt, dass das Set fast beendet sei und jetzt noch drei weitere Tracks folgen. 'Chemical Godz' soll der zweite und somit letzte Track vom neuen Album "Zero And Below" sein, was ich persönlich etwas schade finde, da das Album einige gute Lieder beinhaltet, die ich gerne Live gehört hätte. Aber wie stellt man eine Setlist zusammen, wenn es die Band bereits seit über 30 Jahren gibt, zwölf Alben veröffentlicht hat und niemand enttäuscht werden soll?! Eben…es wird einfach von jeder Platte ein Song gespielt. Und somit kommt die "Zero And Below" mit zwei gespielten Titeln noch ganz gut davon. Mit 'All I Had (I Gave)' und 'Planets Collide' beenden die vier Herren ihr Set und lassen sich noch einmal richtig von der nun aufgewärmten Meute feiern. "Crowbar, Crowbar, Crowbar, Crowbar…" schallt es aus allen Kehlen, bevor mit 'Like Broken Glass' dann der nun wirklich letzte Song gespielt wird. Wie eben bereits erwähnt, hat sich das Interview mit Kirk Windstein nach hinten verschoben, weshalb ich mich nun zum Merchandise-Stand aufmache, um mich dort mit ihm zu treffen. Natürlich warte ich erst einmal ab, bis alle Fans das obligatorische Foto mit dem Künstler geschossen und sich mit Band-Shirts eingedeckt haben, bevor Kirk mir signalisiert - nun wo jeder versorgt ist - ihm in den Dressing-Room Backstage zu folgen. Das Interview kann gerne hier (Kirk Windstein Interview) nachgelesen werden. Da wir uns etwas verquatscht haben, habe ich leider SACRED REICH verpasst und kann zu deren Show an diesem Abend nichts niederschreiben. Ich schaffe es allerdings, pünktlich zu SEPULTURA wieder anwesend zu sein und habe sogar noch genügend Zeit, um mir ein weiteres Wartebier zu genehmigen. Kaum springt der Uhrzeiger auf 21:30 Uhr, betreten Andreas Kisser, Paulo Xisto Pinto Jr. und Eloy Casagrande zu 'Polícia' die Bühne, um sich an ihren Arbeitsplatz zu begeben. Erst zu 'Isolation' von deren neuestem Album "Quadra", womit SEPULTURA ihr Konzert eröffnen, springt Derrick Green auf die Bühne und ist sofort in seinem Element. Die Menge tobt und begleitet ab der ersten Textzeile sicher den Gesang von Derrick. Der Sound ist sehr mächtig, und das selbst vorne im Graben, wo ich mich die ersten drei Songs aufhalte, um mit einigen Fotos den Abend festzuhalten. Andreas Kisser nutzt diese Gelegenheit natürlich sofort, um sich und seine Gitarre ins rechte Licht zu rücken, während er mit seinen Fingern beim Solieren über das Griffbrett rast. Der Blick nach hinten verrät mir, dass die Halle nun bis zum hinteren Ende voll gefüllt ist. Selbst der obere Balkon platzt fast aus allen Nähten. Auch weiterhin werden erstmal nur Songs von der "Quadra" gespielt. OK, der zweite Song 'Territory' ist von der "Chaos A.D.", also sind nicht alle der ersten vier Songs vom neuen Album. 'Means To An End' und 'Capital Enslavement' sind Nummer drei und vier. In der Rockhal ist mittlerweile die Temperatur ordentlich angestiegen. Selbst der mittelgroße Ventilator, der mit voller Kraft auf Derrick Green gerichtet ist, schützt den Herren nicht davor, ordentlich ins Schwitzen zu kommen. Er tut allerdings auch alles dafür. Springt er nicht gerade auf der Stelle auf und ab, so flitzt er von einer Seite der Bühne zur anderen, um dann wieder mittig auf und ab zu hüpfen. Natürlich ist das Publikum hiervon mehr als inspiriert und tut es ihm mit selbigem Verhalten gleich. Es sind noch nicht einmal zehn Minuten des Konzertes vergangen, und die Stimmung könnte besser nicht sein. Im Programm geht es weiter mit 'Kairos', womit ich persönlich nicht gerechnet habe. Dies soll auch der einzigste Song vom gleichnamigen Album heute Abend sein. Die Klassiker "Chaos A.D." und "Arise" trumpfen insgesamt mit jeweils drei Titeln auf, was quasi nur von der "Quadra" mit sechs gespielten Songs getoppt wird. Gut, nach der langen Pause, begründet durch die Corona-Pandemie, ist es nun endlich an der Zeit, das sozusagen "neue" Album auch Live vorstellen zu dürfen. Und diese Scheibe hat es gewaltig in sich. Nahezu unglaublich, wie viel Energie die neuen Songs aus den Boxen versprühen. Natürlich ist im Live-Set auch 'Machine Messiah' eingebettet, worüber ich mich tatsächlich sehr freue. Die Mischung der Songauswahl ist ausgezeichnet und bietet wirklich wenig Spielraum, um sich kurz mal auszuruhen. Wobei: Dafür besucht man schließlich auch kein Konzert! Die Europatournee befindet sich zum aktuellen Zeitpunk in der vierten Woche, und dennoch wirkt es so, als seien SEPULTURA immer noch in Höchstform. Nach 'Arise' verlässt die Band die Bühne und lässt somit verkünden, dass das Ende der heutigen Show in greifbare Nähe gerückt ist. Da auf den Konzerten in Luxemburg neben Luxemburgern auch immer viele andere Nationen vertreten sind, vermischen sich die gerufenen Worte des Publikums nach einer Zugabe in einem irrsinnig witzig klingenden Kauderwelsch an Sprachgulasch. Und was wäre ein SEPULTURA-Konzert ohne das obligatorische 'Roots Bloody Roots', was nach den Rufen des Publikums und nach 'Ratamahatta' als letztes Lied des Abends angespielt wird. Ein wirklich gelungener Konzertabend an einem Montagabend in Luxembourg. |
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