Livebericht Steel Panther (mit Eat The Gun ) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Köln (Essigfabrik) - 09.11.2019 (40264 mal gelesen) |
Ich bin gelegentlich immer noch erstaunt, wie nachhaltig STEEL PANTHER es im letzten Jahrzehnt ins deutsche Musikbewusstsein geschafft haben. Von den zarten Anfängen im Luxor in Köln im September 2010 haben die kalifornischen Mannsbilder es mittlerweile geschafft, beispielsweise beim "Bang Your Head" sogar den Festival-Headliner geben zu dürfen. Auch wenn ich bezweifle, dass die breite Masse der Fans hier wirklich den teils improvisierten Humor zwischen den Songs der Band derart schätzt, so ist unbestreitbar, dass die Leute definitiv auf die Musik abgehen. Die ist in ihren besten Momenten nun mal eben so gut geschrieben, dass sie selbst bei Außerachtlassung der Texte mit all ihren Zoten und Klischees prima funktioniert. Mittlerweile ist Köln nicht nur der Ort des ersten Deutschland-Gigs gewesen, sondern ein fester Stopp bei jeder Tour hierzulande. 2019 schaffen STEEL PANTHER es sogar, zwei Abende hintereinander an einem Wochenende die Essigfabrik auszuverkaufen. Das Publikum in Köln am ersten Abend ist nach meiner Beobachtung mittlerweile ordentlich durchmischt und der Anteil derer, die STEEL PANTHER augenscheinlich als reine Klamauk-Nummer betrachten und den eher liebevoll veräppelten Hair-Metal als reine Bad Taste-Party sehen, ist gefühlt doch zurückgegangen. So sieht man natürlich das übliche Metal-Publikum mit Kutte, alle Altersklassen und auch sehr viele, die schlichtweg stinknormal aussehen und wohl einfach Spaß an der Musik haben dürften. Auch der Anteil an Frauen ist alles andere als klein und viele sind visuell und auch sonst mächtig auf die Band eingestellt. Der Merch-Stand ist an diesem frischen Samstagabend im November entweder nicht allzu üppig ausgerüstet oder der Verkauf ist tatsächlich ausgesprochen florierend. Nachdem vor einigen Jahren noch üppige Preise aufgerufen wurden, haben STEEL PANTHER sich heute preislich (Achtung, Kalauer) am Riemen gerissen. 25 Euro für ein Shirt und 40 Euro für einen Pullover sind nicht nur fair, sondern eigentlich sogar richtig billig für die heutige Zeit. Dementsprechend gut läuft offenbar auch das Geschäft. Die Vorgruppe heute sind EAT THE GUN aus Münster. Die Band aus Münster um Hendrik Wippermann gibt es schon seit gut 15 Jahren und auch wenn man mittlerweile nur noch ein Trio ist, hat man mit vier Alben unter den Fittichen genug Material am Start. Geboten wird auch weiterhin klassischer Hard Rock, den man bei der aktuellen Optik der Jungs so nicht zwangsläufig vermuten würde. Der gerne bemühte Vergleich mit den BACKYARD BABIES oder DANKO JONES ist klanglich dabei an sich ziemlich treffend. Etwa eine halbe Stunde dürfen Hendrik und Co. losrocken, tun das mit viel Esprit und Spaß und kommen dabei im Publikum auch gut an. Ich finde es im Grunde eine vernünftige Idee, hier als Support ein bisschen Abwechslung anzusetzen und nicht zum Beispiel irgendeine Nachwuchskapelle im gleichen musikalischen und optischen Fahrwasser wie STEEL PANTHER zu nehmen. Angekommen sind die Münsteraner auf alle Fälle nämlich, haben Spaß gemacht und die Wartezeit auf den Headliner schön verkürzt. Gegen 21 Uhr gibt es mit 'Everybody Wants Some' von VAN HALEN eine finale Einstimmung, bevor STEEL PANTHER endlich loslegen. 'Eyes Of A Panther' als Opener vom Debüt-Album "Feel The Steel" ist stimmungstechnisch sicherlich eine gute Wahl und die Band steckt ihre Energie offenbar lieber in den Auftritt als in ein sonderlich aufwendiges Bühnenbild. Mehr als ein Backdrop mit dem Namen gibt es nämlich nicht, aber dafür hat man ja sehenswerte Bandmitglieder. Die Set List enthält heute eine solide Mischung aus allen bisherigen Alben, wobei das aktuelle Album "Heavy Metal Rules" immerhin vier Songs und damit knapp ein Drittel der Spielzeit abbekommt. Gleichauf ist nur noch das Debüt-Album. 'Let Me Cum In' ist noch ein klares Statement in Richtung der Damenwelt, bevor es mit 'All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight)' deutlich reflektierter in Richtung Solo-Entertainment geht. Dem Publikum gefällt das Programm offenbar durch die Bank und auch bei den neueren Songs zeigt man sich in Köln schon textsicher. Grob gesprochen gibt es auch heute wieder etwa pro drei gespielte Songs eine Zwischeneinlage, in der die Band ihr übliches Comedyprogramm abzieht. Satchel, die heute übrigens mit neuer Frisur in dunkelbraun unterwegs ist, ist wie meist der Wortführer und natürlich darf es nicht fehlen, weiterhin auf das hohe Alter (in realiter 54 Jahre) von Sänger Michael Starr und dessen mickriges Genital anzuspielen. Lexi Foxx am Bass kümmert sich derweil sehr um seinen Look - als ob der glitzernde Dress in Meerjungfrau-Farben noch nicht reichen würde - und nutzt viel den Spiegel. Stix Zadinia hinter den Drums ist ohnehin eher der ruhende Pol zwischen den Songs. Unterhaltsam ist der stets improvisationsstarke Satchel in der selbstironischen Art zweifellos und auch wenn mir aktuell der Vergleich zu anderen Shows fehlt, so wirken die Zwischeneinlagen heute ein bisschen weniger fix einstudiert und festgezurrt als es vor einigen Jahren leider schon der Fall war. Ein bisschen Flexibilität tut dem Programm jedenfalls deutlich gut. Als nächster Song steht der Stimmungsgarant 'Asian Hooker' auf dem Programm, der mit einem "zufälligen" Gast-Gitarristen aus dem Publikum garniert wird, der den ganzen Song einschließlich Solo spielen darf. Meines Erachtens ist das allerdings durchaus ein einstudierter Gag, denn der leicht asiatisch angehaucht wirkende junge Mann wirkt doch arg professionell bei dem Auftritt. Nicht nur, dass er den kompletten Song sehr gut drauf hat, er hat entweder schon Bühnenerfahrung oder ist sehr professionell, denn er wirkt zwar amüsiert, aber nicht über Gebühr aufgeregt. Zudem ist Satchel dadurch temporär arbeitslos und gibt sich daher allerlei Klamauk mit seinen Kollegen während des Songs hin, was auch eher geplant als vollkommen spontan wirkt. Trotzdem lockert das egal wie die Performance unterhaltsam auf und von daher, sei's drum. 'Party Like Tomorrow Is The End Of The World' ist in der Folge ebenso ein erprobter Stimmungssong wie 'Poontang Boomerang'. Nachdem Satchel zwischenzeitlich ja wieder Herr seiner pinken Tinger-Gitarre ist, darf er danach auch ein ordentliches Solo zum Besten geben. 'Fuck Everybody' ist danach doch wieder ein klares Statement an alle. Nach so viel Direktheit muss allerdings auch mal ein bisschen vorweihnachtliche Besinnlichkeit und Hintersinnigkeit sein. Stix gibt daher seine Drums auf und kommt mit einem Keyboard nach vorne (natürlich nicht ohne Drink). 'I Ain't Buying What You're Selling' war zugegebenermaßen nicht der Song, den ich im Vorfeld erwartet hätte, aber da er gut akustisch dargeboten wird, warum eigentlich nicht? Allerdings darf natürlich das nicht alles gewesen sein, denn während man eine gutaussehende junge Dame aus dem Publikum auf die Bühne holt, die auf einem Barhocker zwischen den Jungs Platz nehmen darf, lassen sich STEEL PANTHER nicht nehmen, spontan jeweils Songs für Janice (so heißt die Gute) zum Besten zu geben. Dass die eher unter die Gürtellinie zielen, dürfte natürlich klar sein, aber Unterhaltungswert ist garantiert. Die junge Frau amüsiert sich ganz antifeministisch trefflich dabei und filmt den Großteil mit ihrem Handy. Standhaft bleibt sie allerdings auch und es gibt - allgemein herrscht heute hier im Vergleich zu früher wieder mehr Zucht und Ordnung vor - daher kein Blankziehen. Trotzdem darf sie sogar bei dem akustischen 'Weenie Ride' mitsingen, lässt sich aber dennoch nicht erweichen. Das darf natürlich nicht alles gewesen sein, also dürfen entsprechend so ziemlich alle jungen Damen, die wollen, für die nächsten beiden Titel auf die Bühne kommen. 'Party All Day (Fuck All Night)' und '17 Girls In A Row' sind beides absolute Stimmungsgranaten und die mehr als 17 Damen auf der Bühne tanzen weitestgehend doch ziemlich ausgelassen. Trotz teils fantasievoller Aufmachung, die manches andeutet und vieles offenbart, zieht letztlich nur eine Frau wirklich mal kurz auf der Bühne den BH hoch. Da ging früher schon mal mehr ... an der Musik kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Romantik gegen Ende gibt es mit 'Community Property', bevor die Hymne 'Death To All But Metal' als Schlachtruf unter viel Publikumsliebe das reguläre Set beschließt. Trotzdem war das noch nicht alles, denn 'Gloryhole' ist als unverblümte Handlungsempfehlung der einzige Rausschmeißer, den es heute noch gibt. Vierzehn Songs ist natürlich nicht überragend viel, allerdings geht nun mal auch Zeit für die Zwischeneinlagen drauf. Das Kölner Publikum hatte jedenfalls sichtlich Spaß und viele Fans haben - zumindest der Handabstimmung zwischendrin zufolge - offenbar auch die Karten für beide Abende gewählt. STEEL PANTHER haben also unterm Strich auch heute überzeugen können und wir dürfen gespannt sein, in welcher Location es beim nächsten Mal rund geht. Zwei Abende in Folge in der Essigfabrik finde ich gar nicht mal schlecht als Lösung, da die Band für mein Empfinden in Hallen dieser Größe durch die Nähe zum Publikum besser funktioniert als in zu großen Venues. Der Erfolg geht also im Ergebnis unbeirrt weiter. Set List STEEL PANTHER 01. Eyes Of A Panther 02. Let Me Cum In 03. All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight) 04. Asian Hooker 05. Party Like Tomorrow Is The End Of The World 06. Poontang Boomerang 07. Guitar Solo 08. Fuck Everybody 09. I Ain't Buying What You're Selling 10. Weenie Ride 11. Party All Day (Fuck All Night) 12. 17 Girls In A Row 13. Community Property 14. Death To All But Metal Encore: 15. Gloryhole |
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