Livebericht Angelus Apatrida (mit Skeletal Remains und Trallery) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Köln (Jungle Club) - 07.05.2018 (36928 mal gelesen) |
Da muss es doch tatsächlich drei Alben dauern, bis ich die Jungs von SKELETAL REMAINS mal live zu Gesicht bekommen. Klar, fährste mal eben nach Köln, um sie dir mit ANGELUS APATRIDA anzuschauen, hab ich mir so gedacht. Aber eine Fahrt von Bielefeld nach Köln macht man nicht mal eben so. Diverse Baustellen verhindern das und die Stadt Köln ebenso, da die Parkplatzsuche dann noch mal fast so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie die komplette Hinfahrt. Aber dank eines dummen Zufalls habe ich dann doch eine Lücke gefunden, in die ich mein Gefährt stellen konnte. Als ich im Jungle Club ankomme, empfängt mich gähnende Leere. Mit mir sind vielleicht zehn Leute da und das obwohl die erste Band, TRALLERY, gleich schon starten soll. Ich schaue mich also erstmal um, gucke, was die Bands so an Merch und Tonträger dabei haben und erfrische mich mit einem alkoholfreien Bier. Es dauert nicht lange, da legen TRALLERY auch schon los. Die noch recht junge Band, gemessen am Alter der Mitglieder, spielt ordentlich Thrash, der frühen Achtziger-Schule, was nicht unbedingt verwunderlich ist, denn als sie sich gegründet haben, hießen sie noch WHITE SHADOW und waren eine METALLICA-Coverband. Jedenfalls macht das Trio von der Sonneninsel Mallorca schon ordentlich Stimmung und die lassen sie sich auch nicht davon verderben, dass mittlerweile vielleicht die Publikumszahl nur auf knapp 20 gestiegen ist. Die Band nimmt es sportlich, macht natürlich einige Sprüche über die Verbindung Mallorcas zu Deutschland und zieht souverän ihr Set durch, welches ca. 30 Minuten dauert und dann unter Jubel der anwesenden Gäste endet. "Beyond The Flesh", "Condemned To Misery" und auch der neue Longplayer "Devourning Mortality" sind für mich schlicht 9-Punkte-Alben und atmen mit jeder gespielten Note den Spirit des alten Ami-Death der späten Achtziger/frühen Neunziger. Dass DEATH, bzw. Evil Chuck beim Songwriting den Jungs über die Schulter guckt, ist sofort erkennbar, was aber nicht stört, da die Kalifornier genug Eigenständigkeit mitbringen, um eben nicht als billige DEATH-Kopie abgestempelt zu werden. Nachdem die Spanier nun also fertig sind, der Umbau schnell durchgezogen wurde, stehen die vier nun also auf der Bühne. Da es beim Tonmann anscheinend noch einige Probleme gibt, verzögert sich der Anfang etwas. Ich nutze die Zeit, um mal die Nasen im Publikum zu zählen: 45 plus Thekenpersonal und Crew. Ich hätte mit mehr gerechnet, aber gut es ist ja auch Dienstag. Dann geht es los und SKELETAL REMAINS starten direkt mit dem Mörderriff des Openers 'Ripperology' ihres neuen Albums. Auch ihnen scheint die geringe Anzahl der Leute im Publikum nichts auszumachen. Nach dem zweiten Song, geht es direkt mit 'Catstophic Retribution' weiter. Egal, ob sie neue Songs spielen oder, wie jetzt, 'Viral Hemorrhagic Pyrexia' vom zweiten Album, die Tracks knallen einfach. SKELETAL REMAINS haben ein Händchen für starke Riffs. Auch wenn die Kommunikation mit dem Publikum hätte etwas mehr sein dürfen, haben die Kalifornier mich nach der Hälfte ihres Gigs schon längst gepackt. Zu 'Beyond Cremation' holen sie sich einen Freund aus Belgien dazu, der bei diesem Song die Vocals übernimmt. Dunkle Ereignisse bilden immer eine gute Grundlage für einen Metal-Song, deshalb ist der folgende Song über Jack The Ripper natürlich das passende Futter für eine Death-Metal-Band. Und mit 'Traumatic Existance' findet das Set einen guten Abschluss. Wow ... ein starker Abriss den SKELETAL REMAINS hier mal eben durchgezogen haben. Und all denen, die auf den guten Old School Death Metal stehen, sei nicht nur die Band live ans Herz gelegt, sondern auch die Alben sollten im Regal stehen. Okay, ich gebe zu: Der Headliner ANGELUS APATRIDA war mir bis kurz vor der Show relativ unbekannt. Mag daran liegen, dass Thrash nun nicht meine erste Wahl ist, wenn ich ins Plattenregal greife, mag aber auch daran liegen, dass ich sie einfach übersehen habe. Dabei zählen die Spanier mit dem aktuellen Longplayer schon sechs Alben auf ihrem Konto. Keine Ahnung, wieso sie mir so durchgerutscht sind. Ist halt so. Im Zuge dieser Tour habe ich mich also erstmal mit dem vor kurzen veröffentlichten "Cabaret De La Guillotine" beschäftigt, welches mir äußerst gut gefällt und mich so überzeugte, dass ich mir die LP heute mitgenommen habe. Nun stehen sie also auf der Bühne und sprühen nur so vor Energie. Da sie mir ja bisher unbekannt waren, kann ich gar nicht mal viel zu der Setlist sagen. Jedenfalls wird die Show durch zwei ältere Songs eröffnet, bevor sie mit der ersten Singleauskopplung 'Sharpen The Guillotine' vom neuen Album weitermachen. Man merkt den Jungs den Spaß und die Erfahrung an und nach einem weiteren Song, machen sie direkt mit 'Of Man And Tyrants' und 'The Hum' weiter. Die Besucherzahl hat sich mittlerweile wieder auf ca. 30 Leute reduziert, was nicht weiter schlimm ist, denn das ist der harte Kern, der wegen der Band da ist, und die wird mit mehreren Circle Pits gefeiert. Ihre antifaschistische Einstellung machen die Spanier mehrmals deutlich und unterstreichen diese mit 'Downfall Of The Nation', 'End Man' und 'Give 'Em War', während 'You're Next' den Abschluss des Sets bildet. Nein, auch wenn die Hinfahrt etwas strapaziös war, Köln nicht grad um die Ecke liegt und ich am nächsten Morgen wieder früh aufstehen muss, bereue ich nichts. Ich habe drei gute Bands gesehen, von denen mich SKELETAL REMAINS am deutlichsten überzeugten und ANGELUS APATRIDA zum Kauf der LP gebracht haben. Was will man also mehr? Es war ein toller Abend, mit drei sehr guten Bands! |