Livebericht Enslaved (mit Imperium Dekadenz und Heretoir) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Köln (Jungle Club) - 12.11.2017 (23765 mal gelesen) |
Schon die Fahrt nach Köln ist ein Abenteuer und sollte im Vorfeld mit viel Zeit und Geduld geplant werden. Baustellen, zu viele Autos auf zu wenig Straßen, Parkplatzsuche. Alles Dinge, die man bedenken muss. Habe ich zum Glück gemacht und so stehe ich fast überpünktlich vor dem Kölner Jungle Club. Der Jungle Club ist ein, für mich, neuer Laden, der in derselben Ecke, wie die Live Music Hall und dem ehemaligen Underground liegt. Bekanntlich wurde das Underground ja vor kurzem geschlossen, so dass die ENSLAVED-Show in den Jungle Club verlegt wurde. Als ich vor der Tür stehe, bin ich etwas überrascht, dass ich gefragt werde, welches Konzert ich den besuchen möchte, denn anscheinend finden hier heute zwei Konzerte parallel statt. Nach kurzem Überlegen habe ich mich dann für ENSLAVED entschieden und finde mich kurze Zeit später in der "Halle" wieder. Ein netter kleiner Laden, für ca. 400 Leute, die auch nach und nach die Location betreten. Es dauert auch zum Glück nicht lange, dass HERETOIR die Bühnen betreten. Sogar kürzer als gedacht, denn die Jungs starten etwas früher als geplant, um etwas mehr Spielzeit zu haben. Gute Entscheidung, denn die Zeit lohnt sich. Mir bisher unbekannt haben HERETOIR doch ein echtes Feuerwerk an musikalischer Atmosphäre abgeschossen. Ihre Mischung aus Post Metal, Black Metal und Shoegaze werden sehr gut in Szene gesetzt. Relativ schnell springt einem zum Beispiel AGALLOCH (RIP!) in den Kopf. Klar, als Vorband hat man eigentlich fast nie große Möglichkeiten mit Licht und großen Bühnenaufbauten zu arbeiten, aber HERETOIR machen es ganz simpel und lassen die Musik für sich sprechen. Zwischen den Songs noch etwas holperig, aber musikalisch wirklich eine gelungene Show. Die obligatorische Umbaupause wird mal für einen Blick auf den Merchtisch genutzt. Einige nette Shirts von ENSLAVED dabei, doch da ich immer noch kein Shirt-Nerd bin, lasse ich meine 30 € stecken und bin gespannt was IMPERIUM DEKADENZ heute so auffahren werden. Die lassen sich sehr zu meiner Freude auch nicht lange bitten und legen relativ zügig los. Und da will ich mal ganz ehrlich sein. Ich habe mich nie mit der Band beschäftigt und so kann ich auch leider nichts zu der Setlist oder einzelnen Songs sagen, was ich aber nach dieser Show unbedingt ändern werde. Mit einem Dank, dass wir uns heute an diesem Sonntagabend für das Konzert entschieden haben und nicht für die Lindenstraße, starten die Jungs aus dem Schwarzwald ihre Show. Der Laden hat merklich an Publikum gewonnen, so dass ich sagen möchte, er steht kurz vor dem Ausverkauf. IMPERIUM DEKADENZ sind keine Neulinge in der Szene und können auf eine bisher 13-jährige Karriere zurückblicken und aus einem Kessel von fünf Alben aus den Vollen schöpfen. Atmosphärischer, mit starken Melodien angehauchter Black Metal ist genau mein Ding und so ist es mir schleierhaft, dass die Band bisher an mir vorbeiging, vor allem, wo sie mich live voll und ganz überzeugen können. So, bevor ich jetzt zu ENSLAVED komme, muss ich erst mal mit den Jungs aus Bergen schimpfen. Seit Ewigkeiten wünsche ich mir eine "Frost"-Tour. Ihr wisst schon, eine Tour, wo das komplette Album gespielt wird und vielleicht noch ein paar andere Songs der Alben bis inkl. der "Bloodhemn". Findet leider nicht statt. Vor kurzem haben ENSLAVED dann aber doch bekanntgegeben, dass sie "Frost" komplett spielen werden, aber nur auf einem Festival in ihrer Heimatstadt in Norwegen. Das ist schön und gut für die Norweger, habe ich nur leider nicht so viel von. Also, Jungs von ENSALVED: Hiermit richte ich einen dicken Appell an euch, dass ihr doch bitte eine "Frost"-Tour, inkl einiger Songs der Alben bis inkl. der "Bloodhemn" auch in den Rest von Europa bringt. Würde mich sehr freuen. Hochachtungsvoll, euer Eddieson! Nun aber zu der Show des heutigen Abends in Köln. Ich hatte anfangs etwas Probleme mit der progressiven Ausrichtung der Band seit Anfang der 2000er. Da ich die ersten Alben für unantastbar halte, hatte ich mit den neueren Sachen ab der "Mardraum" so meine Schwierigkeiten. Doch mittlerweile habe ich damit meinen Frieden geschlossen und die Alben laufen mir richtig gut rein. Vor allem mit dem letzten Output, schlicht betitelt mit "E", ist ENSLAVED ein ganz großer Wurf gelungen. Wie schon auf dem Longlayer, der ja mit dem 12-Minuten-Track 'Storm Son' eröffnet wird, wird der Abend heute auch mit diesem Epos eröffnet. Schon mutig dem Publikum gleich zu Anfang eine solch schwere Kost zu bieten. Doch das hat damit kein Problem und nimmt es dankend an. Sehr sympathisch und äußerst gut gelaunt bestreitet die Band direkt im Anschluss 'Roots Of The Mountain' und 'Return To Yggdrasill'. Sympathisch deswegen, weil man der Band ihre ehrliche Spielfreude anmerkt, sie auf das Publikum eingehen, es auch wahrnehmen und nicht einfach nur auf der Bühne stehen und ihren Stiefel runterspielen. Sänger Grutle führt natürlich zwischen den Songs durch den Abend und erzählt immer mal wieder kleine Anekdoten oder macht Späße, so dass er mich fast an Herrn Akerfeldt von OPETH erinnert. Nach 'The River's Mouth' rutschen ENSLAVED dann in die Vergangenheit zum "Mardraum"-Album und spielen 'Convoys To Nothingness' bevor sie dann mit 'Vetrarnott' ihr erstes Album "Vikingligr Veldi" bedenken. Sehr stark, was hier abgeht und vor allem kann man sagen, dass die Setlist aus neuen Songs und uralten Sachen super zusammengestellt ist. Und mit den beiden Highlights 'One Thousand Years Of Rain' von der "In Times" und dem gnadenlos starken 'Sacred Horse' vom aktuellen Album beschließen ENSLAVED den ersten großen Teil ihrer Show. Laut Aussage von Grutle muss Gitarrist Ice Dale eine rauchen, deshalb muss Schlagzeuger Cato den Zugabeteil mit einem Drum-Solo eröffnen, damit Ice noch etwas mehr Zeit hat. Dass eine Band einen Song von ihrem ersten Demo spielt, kommt auch nicht so häufig vor, um so geiler ist es natürlich, dass ENSLAVED noch 'Allfǫðr Oðinn' vom "Yggrasill"-Demo auspacken und nicht nur mir eine große Freude damit machen, wie ich an der Publikumsreaktion feststellen kann. Danach geht die Show mit dem großartigen 'Isa' zu Ende. Ja, ENSLAVED konnten auf ganzer Linie überzeugen. Starke Setlist, guter Sound ein sehr sympathisches Auftreten und dass nach der Show viele Fans noch mit Handschlag und Verbeugung verabschiedet werden zeigt auch, dass die Norweger eine bodenständige und fannahe Band geblieben ist. Eine kleine Geste mit großer Wirkung. Also, jederzeit und überall wieder. Super Band! Ach ja, und kommt mit "Frost" auf Tour!! Setlist ENSLAVED: (Intro) 01. Storm Son 02. Roots Of The Mountain 03. Return To Yggdrasill 04. The River's Mouth 05. Convoys Of Nothingness 06. Vetrarnott 07. One Thousand Years Of Rain 08. Sacred Horse Encore: 09. Drum Solo 10. Allfǫðr Oðinn 11. Isa |