Livebericht Rough Silk |
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Ein Livebericht von Odin aus Neustadt a.R. (Bei Charly) - 07.12.2002 (14278 mal gelesen) |
Wir schreiben das Jahr 2002, ein bitter kalter Abend im frühen Dezember. Die spiegelglatten Straßen in Neustadt am Rübenberge sind wie leergefegt - aber der angekündigte Motorrad-Club von etwa 80 Mann taucht aus verständlichen Gründen nicht auf. So ist es ziemlich ruhig und familiär in der Musikkneipe "Bei Charly", als wir den Schuppen betreten. Wir kommen, um Rough Silk zu sehen und zu hören, die zurzeit ein paar kleinere Gigs spielen, um ihre neue Form der Live-Performance zu testen und zu etablieren. Neue Form heißt, dass sich die verbliebenen vier Bandmitglieder jetzt sämtliche Gesangs-Parts teilen, statt einen neuen Sänger anzuheuern. "Es gibt nicht so viele gute Sänger in Deutschland", läßt uns Ferdy Doernberg (Keyboards, Gitarre) wissen, "und die wollen dann auch gleich Geld sehen, was einfach nicht drin ist, oder erwarten mit dem nächsten Album einen riesen Erfolg und wenn der ausbleibt sind sie auch gleich wieder weg. Irgendwann stehen wir dann mit dem achten Sänger da und sind absolut nicht mehr glaubwürdig." Gegen 21 Uhr eröffnen aber erstmal die in der Gegend ansässigen Jungs von A.O.D. den musikalischen Abend. Was die fünf bieten, ist das klassische Metal-Pflichtprogramm; von den Scorpions ("Rock You Like A Hurricane") über Iron Maiden ("Fear Of The Dark") und Twisted Sister ("We're Not Gonna Take It") bis zu Manowar ("Carry On") folgt ein Kracher dem anderen. Mit solchen Stimmungsmachern wie "Paradise City" fällt es nicht schwer, den vielleicht 30 Zuschauern sowas wie Stimmung einzutrichtern. Zwar sehen wir keine überragende Performance, aber die junge Band kann die Heavy Metal Meilensteine durchaus ansprechend reproduzieren (was bei Stimmlagen wie in "Future World" ja wirklich keine Selbstverständlichkeit ist...). Nach zwei Zugaben (!) ziehen sich A.O.D. dann vorerst zurück - und mit ihnen auch ein paar persönliche Fans, wodurch Rough Silk zunächst vor noch weniger Leuten stehen. Die Profis allerdings lassen sich davon nicht entmutigen und steigen mit vollem Elan in ihr Set ein, dass am Ende über 90 Minuten dauern wird. Zwar muss "Subway Angel's Caravan" entfallen, weil Ferdy erst seit einem Tag überhaupt wieder sprechen kann (und deshalb auch noch auf Kamille setzt, um die Erkältung zu bekämpfen - siehe Bild), aber die Songs vom ersten bis zum letzten Album können auch mit gemischten Vocals überzeugen. So erleben die tapferen paar Zuhörer ein solides Brett mit abwechslungsreichem Gesang und eine sympatische Band, die sich nicht zu schade ist, auch für nur ein paar Getränke alles zu geben. So braust doch noch richtig Stimmung auf und selbst Mitsing-Einlagen gelingen mit erstaunlicher Lautstärke! Die gezeigten gesanglichen Leistungen (wann sieht man schonmal einen Drummer hinter seinem Kit hervorkommen und mit viel Gefühl in der Stimme eine Ballade nur mit Keyboard-Begleitung intonieren?) machen neugierig auf das nächste Studio-Album, das nahezu fertig aufgenommen ist und nach dem Mix dann um April nächsten Jahres erscheinen soll. Stilistisch hat man sich vielleicht auch etwas von Savatage-Mainman Jon Oliva beeinflussen lassen, der das Album co-produziert, so Doernberg. Wir sind gespannt und freuen uns auf noch mehr Stimmung auf einer dann hoffentlich folgenden richtigen Tour. |
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