Livebericht Joe Satriani (mit Steve Vai und The Aristocrats) |
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Ein Livebericht von Lestat aus Offenbach (Capitol) - 12.07.2016 (15989 mal gelesen) |
Einige Zeit ist es her, seit JOE SATRIANI die besten Gitarristen, die er finden kann, einpackte und auf Tour ging, 2012 passierte das zuletzt. Nunmehr sollte es wieder soweit sein, in Deutschland waren nur drei Konzerte angesagt. Umso erstaunlicher ist es, dass zumindest in Offenbach von der Stadthalle in das kleinere Capitol gewechselt wurde. Schon vorab kann ich verraten, dass alle, die nicht dabei waren, etwas verpasst haben. Wir waren für euch vor Ort und haben uns (inklusive Umbaupausen) vier Stunden Gitarrengefrickel auf die Ohren gegeben. Dass das Capitol zum Venue wurde, kann für die Zuschauer allerdings nur als Gewinn bezeichnet werden, die Atmosphäre im historischen Gebäude (ehemalige Synagoge, Filmtheater und Theater) gehört unter den Konzertlocations der Metalszene definitiv zu den schöneren. Und auch wenn die THE ARISTOCRATS ihren Namen auf einem Witz basieren lassen - rein oberflächlich vermag dieser Bandname eher ins Capitol zu passen, strahlt dieses doch seinen altehrwürdigen Charme aus. Pünktlich um 19 Uhr entert die Superband die Bühne. Für alle, die mit der Band spontan nichts anzufangen wissen: zwei von drei Musikern sind auch bei JOE SATRIANI mit an Bord, und zwar Schlagzeuger Marco Minnemann und Bassist Bryan Beller. Will man Minnemann und Beller nur zu Beiwerk deklassieren, wäre das G3-Konzept also nicht einmal durchbrochen. Nur das sind sie beim besten Willen nicht! Gerade Minnemann zeigt, dass er damals, vor langer Zeit, bei den X-BLOCKX stark unterfordert gewesen sein muss und macht auch klar, warum er damals, als Mike Portnoy bei DREAM THEATER ausstieg, zu den Favoriten gehörte. Zusammen bekommt man vom Trio Musik aus dem Nirgendwo zwischen Metal und Jazz vor die Füße geworfen. Verspielt und dennoch groovig, komplex und dennoch verständlich. Ihr drittletztes Lied 'The Kentucky Meat Shower' hört sich zum Beispiel an wie Country für extrem fortgeschrittene Progger. Die Krönung des Abends stellt schließlich das letzte Lied dar, das von der Band angekündigt wird mit den Worten, dass dieses Lied quasi das Lied zum Abend sei. Um 21:10 Uhr, 15 Minuten früher als einem durch das Personal gesagt worden war, geht's weiter. Auf eine dunkle Bühne unter Neonbeleuchtung kommt ein lässig tänzelnder, mit Kapuzenjacke, roten Lichtern als Augen verwendender STEVE VAI, der 'Bad Hoarsie' auf einer Gitarre mit leuchtenden Inlays spielt. Man könnte das als Effekthascherei abtun. Wäre das hier nicht STEVE VAI - der mit einer Lässigkeit bei gleichzeitiger Präzision klar macht, dass er nicht von Nicht-Können ablenken, sondern auf sein Können eins drauf satteln will. Diese Verkleidung hält er allerdings nicht mal ein Lied durch, danach geht es ganz uneitel weiter. Ohne eine Ansage zieht er sein Programm durch - aber nicht minder unterhaltsam deshalb. Jedes Lied, jedes Riff wird durch jede Faser seines Körpers begleitet. Wie Gras im Wind wiegt er seinen Körper zur Musik, zieht Grimassen. Jede angespielte Note scheint nur so aus ihm heraus zu fließen. Zu hören gibt es eine schöne Mischung aus Balladen wie 'Tender Surrender' und härten Stücken wie der 'Fire Garden Suite IV - Taurus Bulba' oder 'Gravity Storm'. Nach ca. 50 - 55 Minuten hat das Ganze leider ein Ende und man bekommt wieder ein bisschen Pause. Zu guter Letzt betritt JOE SATRIANI die Bühne, als ehemaliger Gitarrenlehrer von STEVE VAI sowie Initiator und Kopf der Tour natürlich logisch. Der Unterschied zu STEVE VAI hätte größer allerdings nicht sein können. Setzte VAI auf ein ganz großes Showelement, ist SATRIANI nun einfach da. Und obwohl er weniger Show macht, wirkt er dennoch auf seine Art unnahbarer, was vielleicht auch an seinem Stilelement Nr. 1 liegen könnte: Die Sonnenbrille. Auch scheint die Musik nicht so aus ihm "heruauszufließen". Die Setlist ist vom Aufbau allerdings sehr ähnlich: Ein paar baladeske Lieder wie 'Flying In A Blue Dream' wechseln sich ab mit Krachern à la 'Cataclysmic'. Bemerkenswert ist allerdings Mike Keneally, sein Keyboarder, der ab und an auch mit der Gitarre "unterstützt". Was der alte Junge aus seiner Axt raussaugt ist absoluter Knaller, und nicht nur einmal gibt es ein kleines Duell mit SATRIANI, was wiederum zeigt, das JOE ein eher uneitler Zeitgenosse zu sein scheint. Wer sonst lässt den Session-Musikern so viel Raum. Letzten Endes droht das Konzert allerdings gefühlt ein wenig dahinzuplätschern - wie bereits gesagt, der Showeffekt war eher gering. Plötzlich werde ich aber wachgerüttelt. Als die Uhr sagt, der Auftritt müsste gleich vorbei sein, greift der gute Joseph ganz tief in die Klamottenkiste - und zaubert meinen persönlichen, uralten Favoriten 'Satch Boogie' auf die Bühne, gefolgt von 'Surfing With The Alien', beide vom gleichnamigen Album aus den Achtzigern. Der unwissende G3-Tourist hätte jetzt gedacht: Alle drei Acts haben gespielt, schön, Konzert vorbei. Weit gefehlt! Nach sehr kurzer Umbaupause stehen die anderen beiden G3-Gitarristen wieder mit auf der Bühne, und es wird ordentlich gejammt! Den Anfang macht 'Message In A Bottle', Mike Keneally steuert den Gesang bei, sehr gekonnt wohlgemerkt. Als dann das Gitarrensolo ansetzt kommt die Jam-Phase. Eine gefühlte Ewigkeit frickeln sich die G3 einen ab, bevor sie irgendwann den Ausgang finden. Das gleiche Prinzip kommt bei der HENDRIX-Ballade 'Little Wing'. Zu guter Letzt gibt es 'Smells Like Teen Spirit', welches nach dem Solojam in 'Rocking In The Free World' übergeht. Allerdings muss ich sagen: Es wäre schön gewesen, wenn sie beim NIRVANA-Song etwas mehr das Thema gewahrt hätten. So hat das Gespiel doch ein wenig aufgesetzt gewirkt. Nichtsdestotrotz: Ein geiler Abend mit vielen außergewöhnlichen Musikern. Wer G3 noch nicht gesehen hat, dem lege ich es unbedingt ans Herz! Auf Platte konnten mich bislang weder VAI noch SATRIANI wirklich begeistern, live sind beide eine ganz andere Liga. Gerade für Gitarristen eigentlich ein Muss! |
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