Livebericht Nile (mit Suffocation und Bloodtruth) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Bremen (Aladin Music Hall) - 01.09.2015 (32636 mal gelesen) |
Die Reise von Bielefeld über Osnabrück nach Bremen begann schon holperig, weil mein Auto plötzlich dachte rumzicken zu müssen. Gut, vielleicht hätte ich vorher mal nach dem Kühlwasser sehen sollen, aber wer denkt denn auch schon an so was, wenn die Vorfreude auf die Death-Metal-Ägyptologen so groß ist, dass man alles um sich herum vergisst? Also, dauerte meine Fahrt etwas länger als geplant, und weil ich noch in Osnabrück und in Bremen einige Mitbesucher der Show einladen musste, verzögerte sich das alles noch mal. Egal, kommen wir zum wirklich wichtigen Thema: NILE. Die US-Deather haben vor Kurzem ihr neues Album "What Should Not Be Unearthed" veröffentlicht und wollen dieses natürlich nun auch live promoten. Dazu gesellen sich die Kollegen von SUFFOCATION, plus BLOODTRUTH und TRUTH CORODDED. Ein Package also, das nicht nur viel technische Raffinessen innehat, sondern dem geneigten Fan auch ordentlich Blast-Beats vor den Latz knallt. Genau so, wie es sich nach einer solchen Anfahrt und für einen Montagabend gehört. Als ich das Tivoli betrete, hat TRUTH CORRODED schon ihr Set hinter sich gebracht. Von daher kann ich zu denen gar nichts sagen. Dann halt was zum Tivoli. Das Tivoli ist ein Teil des legendären Aladins in Bremen, der ehemalige Ballsaal. Fassungsvermögen, vielleicht um die 700-800 Leute, von denen heute aber nur ein Drittel oder so da sind. Im Aladin sind in der über 40-jährigen Geschichte schon so manche Top Acts aufgetreten. Um mal ein paar zu nennen: BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, NIRVANA, DIE PRINZEN, JOHNNY CASH, JERRY LEE LEWIS, RUN DMC, TORFROCK, METALLICA, MOTÖRHEAD, NINA HAGEN, VAN HALEN und, nicht zu vergessen, wird seit 1998 regelmäßig aus dem Aladin das Festival des Deutschen Schlagers durch die ARD bis nach Österreich und in die Schweiz ausgestrahlt. Aber heute ist nix mit Schlager, heute wird geknüppelt. Kurz vor BLOODTRUTH werden dann noch einige Hände geschüttelt (schönen Gruß noch mal an dieser Stelle) und ein alkfreies Bier gezischt. Ein kurzer Blick auf den Merchstand verrät mir, dass Shirt-Preise bis ab 25€ mittlerweile traurige Realität sind und wer seiner Freundin einen NILE-Schlüpper kauft, ist mir auch schleierhaft. Aber gut, jeder, wie er/sie möchte. BLOODTRUTH aus Italien starten pünktlich um 19:45 mit ihrer Show. Mittlerweile ist das Tivoli ganz okay gefüllt, hatte allerdings mit mehr Leuten gerechnet. Der Band aus Italien scheint das nichts auszumachen. Mit Spielfreude und ordentlich Aggression in den Backen prügeln sie sich durch ihr Set. Keine Wunder, denn für die noch relativ junge Band, die 2012 ihr erstes Demo und 2014 mit "Obedience" das Debüt veröffentlicht hat, ist es gute Werbung mit gleich zwei alten Hasen aus dem Geschäft auf Tour zu gehen. Musikalisch war es leider nicht so meins, der Mix aus Grindcore und Death Metal rutschte schnell ab in die Langweile. Hier und da einige gute Parts aber im Großen und Ganzen konnten BLOODTRUTH mich nicht überzeugen. Ganz anders sieht das bei SUFFOCATION aus. Mit einem Hip-Hop-Intro (STITCHES mit 'Kilos In My Bag') entern sie die Bühne, doch ihr seht mich überrascht, denn Frank Mullen fehlt. Erst einen Tag nach der Show erfahre ich, dass Mullen ab und zu mal eine Tour aussetzt, weil er es zeitlich nicht anders hinkriegt. Nun steht also Rick Myers, der eigentlich bei DISGORGE die Felle verprügelt, als Ersatz am Mikro und macht einen sehr guten Job. Nach jedem Song eine zackiges "Thank you, guys!" und er hat die Sympathien auf seiner Seite. SUFFOCATION geben alles und eröffnen den Reigen gleich mit 'Thrones Of Blood' und 'Breeding The Spawn'. Sänger Rick merkt man seinen Part als "Aushilfssänger" nicht an. Er ist absolut textsicher, bewegt sich gut auf der Bühne, auch wenn diese durch die NILE-Backline doch erheblich kleiner ist als normal, und hat das Publikum im Griff. Stimmung ist auch aufgekommen. Das Publikum tobt. Pogo, Headbanging und Mitgegröle ist immer ein gutes Zeichen für eine gute Show. Egal, welcher Song gespielt wird, das Publikum ist dabei. Was angesichts der Setlist auch kein Wunder ist, denn man hält sich songtechnisch sehr weit in der Vergangenheit auf. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann ist 'Dismal Dream' vom 2009er-Album "Blood Oath" der neueste Song in der Setlist. Ob nun mit Mullen oder ohne, 'Pierced From Within' darf nicht fehlen. 60 Minuten Vollgas und das Publikum ist warm und bereit den Headliner zu empfangen. Setlist SUFFOCATION: 01. Kilos In My Bag 02. Thrones Of Blood 03. Breeding The Spawn 04. Dismal Dream 05. Mass Obliteration 06. As Grace Descends 07. Catatonia 08. Funeral Inception 09. Liege Of Inveracity 10. Pierced From Within 11. Abomination Reborn 12. Infecting The Crypts Die lassen auch nur 30 Minuten auf sich warten. 30 Minuten Umbau und Soundcheck ist für eine perfektionistische Band ja noch sehr human. Da habe ich schon weitaus schlimmere Sachen erlebt, was den Soundcheck angeht. Bei NILE, die sehr auf ihre Technik achten, wo der Sound einfach passen muss, würde ich auch 45 Minuten in Kauf nehmen. Umso besser, dass es eben nicht so lange dauert. Pünktlich um 22:05 Uhr betreten sie unterlegt von 'Ushabti Reanimator' dann die Bühne. Das Set wird aber nicht von einem neuen Song eröffnet, sondern 'Sacrifice Unto Sebek' von "Annihilation"-Album ist der Opener. Bremen beweist gleich zu Beginn, dass es nicht eine volle Hütte benötigt, um ein Feuerwerk der guten Laune zu zünden. Direkt geht es los, die Menge ist in Bewegung, die vorderen Reihen zollen ihrer Band Tribut, indem sie bangen und pogen. Sanders grinst. Mit 'Defiling The Gates Of Ishtar' gehen sie dann noch weiter in die Vergangenheit, bevor dann mit 'Kafir' und 'Hittite Dung Incantation' ein Doppelschlag der "Those Whon The Gods Detest" ansteht und erst mit Song Nr. 5 und 6, nämlich 'Call To Destruction' und 'In The Name Of Amun' das aktuelle Album bedacht wird. Spielerisch ist die Band über jeden Zweifel erhaben. Die Finger flitzen über die Griffbretter und was Kollias da hinter dem Schlagzeug zaubert, ist eh nicht mehr von dieser Welt. In diesem Zusammenhang sei es der Band auch verziehen, dass Stageaction etwas anders aussieht. Dafür findet aber jedes Album heute seinen Platz in der Setlist. "In Their Darkened Shrine" mit 'The Blessed Dead' und 'Sarcophagus', worüber ich mich besonders freue, denn ich halte bis dato dieses Album, als das absolute Referenzwerk. Ich jammere jetzt mal eben auf hohem Niveau, denn vom "In Their Darkened .."-Album hätte ich mir 'Unas The Slayer Of The Gods' gewünscht und vom "Amongst The Catacombs ..." dann lieber 'Ramses Bringer Of War', aber hey, das ist wirklich jammern auf hohem Niveau und soll keineswegs die gespielten Songs schmälern. Ich bin mit der gespielten Setlist absolut zufrieden. NILE ziehen hier eine großartige Show durch. Jeder Einzelne im Tivoli wird gepackt, hoch genommen, ordentlich durchgeprügelt und dann fallen gelassen. Sanders tut dies mit einem 75-Minuten-Dauergrinsen im Gesicht und Kollias prügelt das komplette Set mit geschlossenen Augen durch. Auch den ständigen Zwischenrufen nach 'Black Seeds Of Vengeance' kommen sie am Ende noch nach und damit dürfte dann auch der letzte Fan zufriedengestellt sein. NILE sind immer eine Reise wert, auch wenn mein Auto auf der Rückreise mehr zickte als auf der Hinfahrt (ich habe dann kurz vor dem Ziel Kühlwasser nachgefühlt und jetzt ist es wieder bestens zufrieden), bereue ich die Tortur der Fahrt nicht. Die Band war mit Spielfreude, einem starken Album und technisch auf höchstem Niveau dabei, die Fans hatten richtig Bock und der Sound passte auch. Alles in allem eine absolut starke Show, so lasse ich mich gerne verprügeln. Setlist NILE: 01. Ushabti Reanimator 02. Sacrifice Unto Sebek 03. Defiling The Gates Of Ishtar 04. Kafir! 05. Hittite Dung Incantation 06. Call To Destruction 07. In The Name Of Amun 08. The Blessed Dead 09. Ithyphallic 10. The Howling Of The Jinn 11. The Inevitable Degradation Of Flesh 12. Evil to Cast Out Evil 13. Sarcophagus 14. Lashed To The Slave Stick 15. Invocation Of The Gate Of Aat-Ankh-es-en-Amenti 16. Black Seeds Of Vengeance 17. Khetti Satha Shemsu |