Livebericht Rage (mit Tri State Corner und Lion Twin) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Osnabrück (Lagerhalle) - 03.09.2014 (39645 mal gelesen) |
RAGE feiern dieses Jahr ihr 30-jähriges Bandbestehen. Dieses haben sie ja einerseits schon in Form der DoCD "The Soundchaser Archives" zelebriert, in anderer Form betouren sie grad Europa und wollen ihren Geburtstag gemeinsam mit ihren Fans feiern. Ich muss ja gestehen, dass ich in meiner knapp 20-jährigen Metal-Karriere es noch nicht geschafft habe, RAGE jemals live zu sehen, vom LMO-Auftritt in Wacken 2013 mal abgesehen. Da der Tourauftakt aber in meiner Geburtsstadt Osnabrück stattfindet, liegt es für mich und meinen Kumpel Boddy nahe, mal wieder in der Lagerhalle vorbeizuschauen, um mit den Jungs aus Herne ihren Geburtstag zu feiern. Ich muss gestehen, dass ich etwas irritiert war, als ich gelesen habe, dass RAGE in der Lagerhalle spielen. Die Lagerhalle ist eine relativ kleine Location, die aber vorzugsweise für Poetry Slams, Kabarett und Lesungen genutzt wird. Vorne befindet sich ein Bistro, in dem man essen und kalte und heiße Getränke zu sich nehmen kann. Außerdem ist heute Public Viewing angesagt, denn das Freundschaftsspiel zwischen Schlaand und Argentinien wird dort auf Großbildleinwand übertragen. Als ich die Lagerhalle betrete, werden sofort Erinnerungen an meinen letzten Besuch dort wach. Das muss so 1994 gewesen sein, bei den H-BLOCKX, die grad ihr "Time To Move"-Album veröffentlicht hatten. Damals kochte der Laden und der Verfasser dieser Zeilen flog mehrmals gewollt und ungewollt von der Bühne. Diese Zeiten sind aber nun vorbei und bei RAGE wohl auch nicht sonderlich angebracht. Ein kurzer Blick über den Merch-Stand verrät, dass die T-Shirt-Auswahl nicht sonderlich groß ist, ist mir persönlich aber auch nicht wichtig. Preise zwischen 20 und 25 Euro sind dann auch eher nichts für mich. Es ist noch recht spärlich gefüllt, als um 20 Uhr die Band LION TWIN anfängt. Die Band hat Ende letzten Jahres ihr Debüt-Album "Nashville" veröffentlicht, und präsentiert dem Publikum heute daraus einige Songs. Female-fronted Hardrock/Metal würde ich jetzt mal die Musik beschreiben. Das Osnabrücker Publikum tut aber das, was es am besten kann: Erst mal zweifelnd gucken und sich eine Show bieten lassen. Es stehen vielleicht 50-70 Leute in der Halle, wovon LION TWIN sich aber nicht irritieren lassen. Mit viel Spaß in den Backen und einigen Versuchen, das Publikum doch noch irgendwie zum Bewegen und Nachvornekommen zu animieren, spielen sie ihren Set runter. Mich kann das Ganze leider auch nicht ganz überzeugen und so beschließen mein Kumpel Boddy und ich erst mal eine Kleinigkeit essen zu gehen. Pünktlich zur zweiten Band des Abends sind wir aber wieder da. TRI STATE CORNER aus dem Raum Köln/Leverkusen haben nun die große Aufgabe, das Publikum zum Auftauen zu bringen. Irgendwo las ich mal den Begriff Ethno-Rock, der für TRI STATE CORNER gut passt. Sänger Vassilios Maniatopoulos schafft es sogar während des Gigs, das Publikum zum Mitklatschen zu überzeugen und macht Spielchen, wie "Jetzt nur die Frauen singen" und "Jetzt nur die Männer singen". Ein altes Konzept, das aber aufgeht, denn langsam wird das Publikum warm. Hatte ich doch eben den Begriff Ethno-Rock ins Spiel gebracht, der gut zu TRI STATE CORNER passt? Die Band besteht zu 50 Prozent aus Griechen und um dieses auch musikalisch auszudrücken wird z. B. anstatt einer zweiten Gitarre, eine Bouzouki benutzt und Sänger Vassilios springt immer mal wieder an den hinteren Bühnenrand, um mit einer sogenannten Darbuka noch etwas mehr Weltmusik in die Songs zu bringen. Insgesamt ist es ein guter Auftritt der Band und die Lagerhalle, mittlerweile gut bis sehr gut gefüllt, ist heiß auf den Headliner. Um die Umbaupause etwas zu verkürzen, haben sich RAGE etwas Besonderes einfallen lassen. Während 1-2 Leute die Bühne RAGE-fertig machen, nimmt die Band und TRI STATE CORNER-Sänger Vassilios, der ebenso wie Schlagzeuger Andre die Percussion übernimmt, schon mal Platz und spielen ein kurzes Akustik-Set. Eine Weltpremiere, denn laut eigener Aussage hat die Band so was vorher noch nie gemacht. Merkt man ihnen nicht an, denn es klingt alles sehr gut und das Publikum hat Spaß daran. Vor allem 'Empty Hollow' kommt nicht nur mit Orchester gut, sondern auch als Akustik-Version. Dann verschwindet die Band noch mal kurz, um sich auf die "Harte-Rage-Show" vorzubereiten. Das dauert dann noch mal ca. 10 Minuten und schon kommen RAGE wieder und knallen nach einem 'Intro' sofort mit 'Carved In Stone los', gefolgt von 'Sent By The Devil'. Die Setlist ist ein Querschnitt der letzten 30 Jahre. Die Band hat sich Songs ausgesucht, auf die sie Bock haben. Darunter ist auch eine weitere Weltpremiere. Dazu aber später. Auch wenn RAGE seit 30 Jahren auf der Bühne stehen, wirkt hier heute nichts einstudiert oder aufgesetzt. Dass Schlagzeuger Andre 1-2 Mal den Einsatz versemmelt, macht die ganze Sache nur sympathischer. Die Band hat mir im Interview vorher verraten, dass sie sich vorher nicht groß auf die Tour vorbereitet haben, und zusammen geprobt haben sie auch kaum. Das merkt man eben durch verpatzte Einsätze auch. Vielleicht liegt es auch daran, dass heute der erste Tag der Tour ist. Aber es ist egal, es ist menschlich und es ist sympathisch, denn die Band geht offen damit um und sieht es gelassen. Während der Show werden verschiedene Videoprojektionen auf das Banner hinterm Schlagzeuger geworfen. Sei es alte Videos oder uralte Auftritte vom W:O:A, aber auch die grad laufende Show wird auf Großleinwand gezeigt. Soli dürfen auf einer echten Heavy Metal-Show natürlich nicht fehlen. Erst darf Herr Smolski sein Können an der Gitarre zeigen, danach zeigt Herr Hilgers zu Trance-Klängen und 'Cotton Eye Joe', was er hinter der Schießbude drauf hat. Nach 'Forever Dead' und 'Straight To Hell' folgt dann die Weltpremiere, von der ich eben schon gesprochen habe. 'The Missing Link' wurde zu keiner Zeit und in keiner RAGE-Besetzung jemals live gespielt. Jetzt, nach 20 Jahren hat es der Song endlich mal in die Setlist geschafft. Im Anschluss daran wird dann mit 'Don't You Fear The Winter' der älteste Song von '88 gespielt. Also, das Publikum brauchte auch bei RAGE noch etwas, um wirklich warm zu werden, doch ungefähr nach der Hälfte des Sets kochte die Lagerhalle dann doch. Trotz oder vielleicht grad wegen des Tourauftaktes wirkt die Band bestens gelaunt. Einstudiert war heute nichts, es war alles spontan, was auf der Bühne passiert. Auch Andre Hilgers hatte die Fans in der Hand und macht seine Spielchen mit ihnen. Ich denke, niemand kann heute mit einem schlechten Gefühl nach Hause gehen, denn RAGE haben eine großartige Show abgeliefert. Setlist RAGE: Akustik-Set: 01. Into The Light 02. Feel My Pain 03. Turn The Page 04. Empty Hollow Metal-Set: 01. Intro 02. Carved Into Stone 03. Sent By The Devil 04. War Of The Worlds 05. Great Old Ones 06. Enough Is Enough 07. Invisible Horizons 08. Down 09. Solo + Unity 10. Forever Dead 11. Straight To Hell 12. The Missing Link 13. Don't Fear The Winter 14. Higher Than The Sky Encore 15. Set This World On Fire 16. Soundchaser Mehr Fotos findet ihr in der Gallery |