Livebericht Lacrimas Profundere (mit Elandor ) |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Frankfurt am Main (Nachtleben) - 09.05.2014 (24386 mal gelesen) |
Ziemlich genau ein Jahr nach ihrem letzten Besuch in Frankfurt, der damals terminlich mit dem Deutsch-Deutschen-Champions-League-Finale kollidierte, machen LACRIMAS PROFUNDERE wieder Halt im kleinen, aber gemütlichen Wohnzimmer des Nachtleben an der Konstabler Wache und bitten erneut zum Rock 'n' Sad-Tanz. Im Gepäck haben sie, neben dem immer noch aktuellen Album "Antiadore", auch die Rüsselsheimer Jungspunde von ELANDOR, die pünktlich um 19 Uhr auf der Bühne stehen, da es sich - wie so oft im Nachtleben - um einen Early Gig handelt. Stilistisch passen ELANDOR grundsätzlich gut zu LACRIMAS PROFUNDERE, allerdings merkt man der Band die fehlende Bühnenerfahrung und damit auch die Nervosität zu jedem Zeitpunkt an, denn das Stageacting bleibt über den gesamten Gig ziemlich statisch. Sowohl der Bassist (etwas mehr), als auch der Gitarrist (etwas weniger) sind sehr auf ihre Instrumente konzentriert, und somit bringt nur der Fronter Bewegung auf die Bühne, verfehlt dafür aber gerade in den höheren Passagen auch gerne mal einen Ton. Dazu fehlt dem Sound hier leider einiges an Durchschlagskraft und das Schlagzeug steht im Vergleich zur einzigen Gitarre ziemlich präsent im Vordergrund. Dementsprechend nimmt das Publikum die teilweise etwas holprigen Songs relativ teilnahmslos hin, ohne in großartige Emotionen zu verfallen, hält jedoch größtenteils die Stellung, so dass der (zugegebenermaßen nicht gerade große) Saal durchgehend halbvoll bleibt. Das Quartett bekommt für einen Supportact eine sehr opulente Spielzeit von 55 Minuten zugestanden, und 'Obscure' ist dann der Song, bei dem das Publikum das erste Mal an diesem Abend zur aktiven Teilnahme bewegt werden kann. Glücklicherweise schaffen es ELANDOR das hier aufgebaute Level auch über die Ziellinie zu bringen, einem später eingebauten Schlagzeugsolo zum Trotz. Nach den doch eher verhaltenen Reaktionen während eines Großteils des Sets überrascht mich der finale Applaus und die (nicht erhörten) Zugaberufe dann doch, als um kurz vor Acht der letzte Akkord ausklingt. Anschließend herrscht zunächst einmal Stille, da während der Umbaupause auf das Einspielen von Musik verzichtet wird. So kommt man in den Genuss, dem ein oder anderen Gespräch zu lauschen. Den negativen Höhepunkt bilden dabei die Ausführungen eines in Anzug und Krawatte gekleideten Mittfünfzigers (Typ: wahnsinnig wichtiger Kommunalpolitiker o.ä.), der seiner jüngeren Begleitung (wegen der er vermutlich hier ist) erklärt, dass er ja früher auch mal so eine "Rockphase" hatte. Da schaudert's mich immer. Fast jeder hatte angeblich mal seine Rock-oder Metalphase und negiert diese dann, nur weil man seine Träume irgendwann in die Ecke gestellt und verhüllt hat. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück ins Nachtleben, wo die Umbaupause glücklicherweise recht schnell endet, und LACRIMAS PROFUNDERE um 20:15 Uhr auf die Bretter steigen, die die Welt bedeuten, die manchmal aber auch Probleme bereiten. Heute ist dies bereits beim Opener der Fall, bei dem Oliver Nicolas Schmid die Gitarre versagt. Hier wird gleich der ganze Unterschied zwischen Support und Headliner deutlich. Vollkommen unbeirrt davon, dass ein Gitarrist direkt wieder in den Backstagebereich verschwindet, um sich eine Ersatzklampfe zu holen, rockt der Rest der Band den Song runter, als wäre gar nichts passiert. Auch die zweite Klampfe macht zu Beginn zwar noch ein wenig Zicken, aber danach war es das glücklicherweise mit den technischen Problemen, und es wird hörbar, was eine zweite Gitarre ausmacht, denn der Sound wird massiv und rockt druckvoll. Das kann man vom Publikum bei den ersten Songs noch nicht sagen. Frankfurt ist nicht eben eine Stimmungshochburg, zumindest jetzt noch nicht. Lustig wird es im Anschluss mit der Sprachbarriere zwischen Bayern und Hessen. Die wird deutlich, als Sänger Rob Vitacca den Titeltrack von "Antiadore" ankündigt. "Wir haben eine neues Video gemacht. Wie taugts Euch?" - Keine Reaktion von den Fans - "WIE TAUGTS EUCH???" – wieder keine Reaktion – "Ok, wir spielen den Song trotzdem!!!" Hey Rob, das versteht hier so keiner! Das Mitklatschen im Song selber klappt dann glücklicherweise ganz gut, so dass langsam auch das Stimmungslevel ansteigt und beim Smasher 'Again It's Over' seinen ersten und bei 'My Velvet Little Darkness' seinen zweiten Höhepunkt findet. In das folgende 'Dear Amy' werden dann die obligatorischen Hey! Hey!-Mitsingspiele eingebaut, aber so richtig aus dem Quark will das Publikum irgendwie heute doch nicht kommen. Keine Ahnung, ob es an der weiterhin frühen Uhrzeit liegt, aber an LACRIMAS PROFUNDERE liegt es definitiv nicht. Die Rock 'n' Sad-Crew zockt tight, der Sound drückt ordentlich und live treten manche Songs noch eine Nummer mehr Popo als auf Platte. Die Lightshow wird heute zwar sparsam eingesetzt, passt aber gut zum melancholischen Unterton der meisten Songs. Dazu werden viele Songs vom aktuellen Rundling gespielt, der ja bekanntermaßen ziemlich stark ausgefallen ist (zum "Antiadore"-Review), insbesondere 'My Release In Pain' (Rob verzichtet hier allerdings zu Gunsten seiner Stimme auf die Growls und Screams) und 'Abandon' können überzeugen. Etwas schade ist es hingegen, dass alle Backing-Vocals vom Band eingespielt werden, was zwar dafür sorgt, dass sie astrein sind, aber eben auch ein wenig vom Livefeeling raubt. Als um 21:05 Uhr bereits der letzte Song 'A Pearl' angekündigt wird, hält das ein Großteil der Fans noch für einen Spaß ("Weiterspielen! Nix Zugabe!" ), ist aber leider ernst gemeint. Klar gibt es noch drei weitere Songs, aber als nach 'Ave End' (nochmals mit Mitsingeinlagen, dieses Mal in Form von SCREEEAM anstatt Hey! Hey!) wirklich die Lichter wieder angehen, ist es gerade mal 21:25 Uhr. Das kann man nun in der Tat Early Gig nennen, sorgt aber doch für einigen Unmut, wenn man sich danach ein wenig umhört. Zieht man in Betracht, dass bereits der Supportact 55 Minuten Spielzeit hatte, kann man zwar argumentieren, dass die Gesamtspielzeit des Abends gepasst hat, allerdings dürften die wenigsten wirklich wegen ELANDOR dagewesen sein. Als Fazit kann man festhalten, dass LACRIMAS PROFUNDERE gemessen am kommerziellen Potenzial (sowohl musikalisch, als auch an der sehr frauenfreundlichen Optik von Sänger Rob) eigentlich ein paar Leiterstufen höher stehen müssten, sie live Brecher wie 'Abandon' am Start haben, die auch echte Headbanger überzeugen können und dazu nach dem Gig noch wahnsinnig sympathisch und herzlich rüberkommen. Man merkt, dass sie sich alle wirklich freuen, mit den Fans im direkten Kontakt zu stehen. Der Wermutstropfen des Abends bleibt indes die Spielzeit, die mit acht Alben in der Hinterhand doch eher überschaubar, oder sagen wir amerikanisch, ausgefallen ist. Setlist: Dead Heart Serenade Be Mine In Tears Antiadore Her Occasion Of Sin Again It's Over Remember Me My Velvet Little Darkness Dear Amy My Mescaline What I'm Not My Release In Pain Amber Girl I Don't Care A Pearl Encore: Abandon A Sigh Ave End Impressionen: |