Festival Previews
Festival Reviews 2024
70000 Tons Of Metal 2024

Hell Over Hammaburg 2024

Ragnarök 2024

A Chance For Metal Festival 2024

Andernach Metal Days 2024

Rock Am Ring 2024

Mahlstrom Open Air 2024

Under The Black Sun 2024

Afdreith & Buten 2024

Area 53 2024

Brutal Assault 2024

Krawall'o'Rock 2024

Sinner Rock 2024

ZwischenWelten 4

Hier geht's zur Bildergalerie!
Take off: 03.09.2005 - Review (11628 mal gelesen)

ZwischenWelten - ein Event, das mittlerweile schon zum 4. Mal in der alterwürdigen über Koblenz prangenden Festung Ehrenbreitstein stattfand. Im Jahre 2002 kam die Idee auf, auch für Anhänger der schwarzen Szene in und um Koblenz einen Open Air Treffpunkt zu bieten. War das ZwischenWelten zu Beginn noch eine reine Discoveranstaltung, so gab es in den beiden Jahren danach jeweils einen Live-Act (2003 SCHATTENTANZ, 2004 TUMALON).

Dieses Jahr wurde den Schwarz-, Düster- und Sonstigen-Heimern nun das erste "richtige" Festival mit fünf (in der jeweiligen Szene) bekannten Live-Bands präsentiert. Da dazu auch zwei Metal-Acts gehörten, machten sich Kruemel und Opa Steve auf, die Mauern der Festung zu erobern und sich einen gemütlichen, musikalisch untermalten Nachmittag/Abend zu machen.

Anfänglich gab es jedoch etwas Verwirrung mit dem Einlass, weil keiner so recht wusste, wo sich die Abendkasse befand. Denn am Eingang bestand zunächst nur die Möglichkeit Karten für die Besichtigung der Festung zu erwerben, nicht aber für das Festival. Eigentlich sollte laut Ankündigung auf der Homepage ab 15 Uhr der Kartenverkauf starten. Nach einer halbstündigen Wartezeit fuhr dann plötzlich ein Sprinter vor, die Türen gingen auf - und siehe da: die Abendkasse wurde aufgebaut! Nachdem die Besucher ihre Tickets erhielten, konnte man frohen Mutes den Weg zum Festivalgelände antreten, das innen im Festungskomplex liegt. Dazu war der hintere Bereich, der Festungsgraben, abgesperrt. Eine wahrlich passende Atmosphäre zwischen hohen, düsteren Mauern.

Auch wenn zunächst die Sonne von einem strahlend blauen Himmel schien, konnte das die Menschen, die ja gekommen waren, um ein "schwarzes" Event zu erleben, nicht abschrecken. Schon gleich zu Anfang war eine ordentliche Menge versammelt. Die Zeit bis zur ersten Band konnte man sich dann mit Bummeln zwischen den Verkaufsständen, die diverse Metal/Gothic-Waren im weitesten Sinne anboten, vertreiben. Um den Durst zu löschen hielten zwei Getränkestände gekühltes Bier, Met oder sonstige Flüssigkeiten bereit. Es bestand aber auch die Möglichkeit, sich beim "Araber" auf dicke Kissen zu fläzen und einen Tee und/oder eine Wasserpfeife zu genießen.

Geplant war der Auftritt von NOCTE OBDUCTA um 16:30 Uhr. Aber nicht genug, dass die schwarzmetallische Gruppe den schweren Part als Opener eines Gothic-Festivals übernehmen musste. Nein, sie hatten auch noch mit technischen Problemen zu kämpfen. Oder sagen wir mal: die Techniker kämpften mit ihrer eigenen Anlage/Verkabelung. Daher konnte auch erst mit einer halben Stunde Verspätung begonnen werden, was leider wiederum zu einer Set-Kürzung führte... NOCTE OBDUCTA, die einen sehr interessanten, teilweise epischen und anspruchsvollen Black Metal zum Besten geben, präsentierten aufgrund der kurzen Spieldauer nur wenige Songs. Diese stammten zum größten Teil von den Alben "Nektar I + II". Lustigerweise spielte die Band auch 2 neue Lieder, deren Ansagen bei mir für eine leichte Verwirrung sorgten. So sollen die Songs nämlich vom übernächsten (?) Album sein, von dem man aber noch garnicht weiß, ob es überhaupt rausgebracht wird. Ähm, ja - lassen wir das mal so stehen.

Für Fans der allerersten Stunde gab es dann noch ein kleines Highlight aus alten DESÎHRA-Zeiten (1993 - 1995/NOCTE OBDUCTA nennen sich die Mannen erst seit Herbst 1995): bei 'Der Weg' übernahm Keyboarder Flange die Leadvocals. Die Stimmung im Publikum war für einen Opener relativ gut, wobei der größte Teil der Leute nicht da waren, um sich eine Black Metal Band anzuschauen. Trotzdem konnte man doch den einen oder anderen Metaller ausmachen und kräftig die Haare schütteln sehen. Direkt vor der Bühne waren drei bis vier dichte Reihen mit 50-60 Leuten. Dennoch spielte der 6er aus Deutschen Landen mit etwas wenig Enthusiasmus. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Vor allem Sänger Torsten, dem Unhold, merkte man an, dass er genervt und ohne Motivation war. Allerdings lag das sicherlich an den ganzen chaotischen Verhältnissen im Vorfeld des Auftrittes (die Technik; das fehlende Merchandise, welches vom Label nicht rechtzeitig zugeschickt wurde, etc.). Die Band selbst äußerte sich im Nachhinein dazu auf ihrer Homepage und entschuldigte sich bei ihren Fans. Trotzdem hat mir der Auftritt von NOCTE OBDUCTA ganz gut gefallen.

Nach einer Umbaupause betraten CHAMBER-L'ORCHESTRE DE CHAMBRE NOIR die Bühne. Das zurzeit aus 8 Leuten bestehende Ensemble um Lead Vocalist Marcus Testory spielte eine Mischung aus Klassik und Folk gespickt mit Elementen aus der Gothic und Rock Ecke. Die Songauswahl war recht gelungen, hauptsächlich stammten die Lieder von der aktuellen CD "Solitude". Es wurden aber auch 3 Songs von "Ghoststories and Fairytales" gespielt. Wer die Scheiben kennt, stellte schnell fest, dass CHAMBER live rockiger und härter aufspielen als auf CD. Bei 'In my Garden' rief der Sänger dann auch zur Garden-Action auf, und das Publikum ließ sich dies nicht 2x sagen. Waren die Reaktionen anfangs noch relativ zurückhaltend, so steigerte sich die Stimmung gegen Ende immer mehr. Als krönender Abschluss durften dann alle bei der Rammstein Coverversion 'Engel' lauthals mitsingen. Das hat natürlich so richtig gerockt. Außerdem waren CHAMBER lauter als NOCTE OBDUCTA...

Als dritte Band des Tages spielten JANUS, die eigentlich nur aus den zwei Hauptköpfen Rig und Toby bestehen. Dazu gesellen sich meist einige (Gast)Musiker. So wurden sie auch bei diesem Auftritt bei den Duetten gesanglich zusätzlich durch Diana Nagel unterstützt. Die Musiker nehmen sich und ihre Musik wohl selbst sehr wichtig, jedoch klingen sie ziemlich belanglos. Auch sind die Texte pseudo-tiefgründig. JANUS haben das Publikum deutlich in zwei Lager gespalten. Es gab Leute, die die Band absolut geil fanden und direkt vor der Bühne standen. Der Großteil jedoch fand es offen gesagt sch... und verzog sich weit weit nach hinten. Da auch wir die Band nicht wirklich prickelnd fanden, nutzten wir die Zeit, um uns an der immer länger werdenden Menschenschlange am Verpflegungsstand anzustellen.

Frisch gestärkt arbeiteten wir uns dann nach der Umbaupause wieder in Richtung Bühne vor, um einen guten Aussichtspunkt zu ergattern. Schließlich warteten noch mehr Menschen, zum Großteil die Vertreter der Metal Fraktion, auf THE VISION BLEAK. Das sind die Herren Schwadorf (Gesang) und Konstanz (Gitarre), die nun - verstärkt durch einen weiteren Gitarristen, einen Bassisten und einen Schlagzeuger - zu einem dramatischen Intro im Dunkeln die Bühne betraten. Leider konnte das Orchester (die Shadow Philharmonics), das einen nicht unerheblichen Anteil an der Musik von THE VISION BLEAK hat, nicht mit auf die Bühne gebracht werden. So wurde dieser Orchester Part von Band eingespielt.

Da sich die Band zu dem Zeitpunkt des ZwischenWelten-Festivals auf einer Release Tour befanden, wurden natürlich einige Songs der aktuellen CD "Carpathia" präsentiert. Dieses war übrigens das einzige Konzert im Rahmen der Release-Party-Tour. Doch auch Highlights des Debutalbums "The Deathship has a new captain" wurden zum Besten gegeben. So konnte sich der geneigte Hörer u.a. bei "Wolfmoon" gruseln. Verstärkt wurde diese düster-gute Atmosphäre durch eine sehr schöne Lightshow mit viel Nebel, was in dem dunklen Graben der Festung natürlich noch mehr beeindruckte.

Mit ihrem druckvollen, bombastischen und teilweise doomig-dramatischen Metal zogen THE VISION BLEAK das Publikum von Anfang an in seinen Bann. Zwar war die Bühnenshow und das Stageacting relativ minimalistisch, jedoch wäre mehr bei dieser Art der Musik auch nicht angebracht. Die bis zum Mischpult dichtgedrängte Zuschauermeute war jedenfalls begeistert. Auch die Banger-Fraktion kam nicht zu kurz, so dass man allenthalben wild fliegende Haare beobachten konnte... sofern man denn nicht selbst gerade damit beschäftigt war, das Haupt zu schütteln. Zwischendurch konnte man sogar "Scheiß auf SCHANDMAUL!"-Rufe aus dem Publikum vernehmen.

Leider war der ansonsten gelungene Auftritt von technischen Problemen überschattet: es gab laufend PA Ausfälle, was sich vor allem beim Gesang bemerkbar machte. Auch das Schlagzeug war stellenweise fast ganz weg, außerdem klangen die Bässe verzerrt. Egal - THE VISION BLEAK haben trotzdem eine sehr souveräne Show abgeliefert (unserer Meinung nach besser als beim Summerbreeze). Sie waren eindeutig mein Highlight dieses Festivals!

Nach dem letzten Changeover (mancher behauptete, eine Band dieses Namens hätte mehrmals an diesem Tag gespielt...) betrat dann der Headliner zu später Stunde die Bühne. Und vom ersten Ton an war klar, warum der Großteil der Leute auf diesem Festival war: um SCHANDMAUL zu sehen! Die Band, die mittelalterliche Musik mit Metal- und Rockelementen aufpeppt, hatte das Publikum von Anfang an in der Hand. Restlos alle Liedtexte wurden von der Meute lauthals mitgesungen und diverse Spielchen, wie z.B. Hocken auf dem Boden und dann Hochhüpfen auf Kommando, etc. gnadenlos mitgemacht. Bei einem Song wagte sich sogar ein dürrer Typ im Schottenrock aus dem Publikum auf die Bühne und sang von dort am Mikro mit... Aufgrund der positiven Reaktionen der Hörerschaft zeigten SCHANDMAUL natürlich sehr große Spielfreude. Es war viel Bewegung auf der Bühne, wobei sich die Musiker gegenseitig immer wieder angestachelt haben, was wiederum auf's Publikum übergesprungen ist. So wurde dieses trotz der fortgeschrittenen Nachtstunde nimmer müde und machte bis zum letzten Song mit. Der Sound war während des ganzen Auftrittes der beste des Festivals.

SCHANDMAUL haben super Live-Qualitäten und waren besser als wir dachten.

Auch wenn es nicht unbedingt unser Geschmack ist, waren wir von den super Live-Qualitäten der Schandmäuler positiv überrascht.

Und für alle, die um ein Uhr in der Früh immer noch nicht müde waren und noch zu viel Energie besaßen, gab es direkt im Anschluss an den Auftritt der letzten Band die Aftershow Disco mit DJ ASP (der in der Gothic Szene selbst auch als Musiker sehr bekannt ist). Bei Gothic-, Düsterrock bis hin zu Elektroklängen konnte noch bis tiefer in die Nacht gezappelt werden...

Auf Grund der unterschiedlichen musikalischen Herkunft der Bands, war das Publikum doch sehr gemischt. Aber trotz dieser Mischung (Gothics, Metaller, Normalos, etc) herrschte die ganze Zeit über eine sehr ruhige und friedliche Stimmung. Ein Beweis dafür, dass die Grenzen der sogenannten "Szenen" sicherlich nicht starr sind und alle miteinander eine schöne musikalische Zeit genießen können. Die Anhänger der Gothic-Richtung waren teilweise ziemlich abgefahren gestylt. Die Metal-Fraktion war meist an den langen Haaren und den obligatorischen Metal-Shirts zu erkennen. Und daran, dass die Matten vor allem bei NOCTE OBDUCTA und THE VISION BLEAK unentwegt kreisten... Lustig anzusehen waren auch die Gothic Cheerleader Mädels im Publikum, die mit bunten Puscheln und wilden Choreografien die Bands auf tanzende Weise moralisch(?) unterstützten.

Lobenswert war die Rampe für Rollstuhlfahrer, die in guter Sichtweite zur Bühne aufgebaut war. Sie wurde, wenn auch nur von wenigen Anwesenden, dementsprechend genutzt. Zu erwähnen wäre auch noch die Kinderbetreuung, die durch die Gothicfamily.net organisiert und durchgeführt wurde. So konnten auch "dunkle" Familien das Festival genießen und ihre Kinder in der Zeit in guter Obhut wissen. In einem eigenen kleinen Zelt wurden die Kiddies betreut, konnten spielen, malen usw. Vielleicht sollte man sowas im Metal-Bereich auch einmal auf die Beine stellen?!?!

Ein großer Schwachpunkt war jedoch leider eindeutig die Organisation der Verpflegung. Oder sollte man eher sagen, die NICHT-Organisation?! Es gab auf dem ganzen Gelände für diese relativ große Anzahl von Festival-Besuchern nur EINEN EINZIGEN Stand. Dort wurden auch nur 2 Asia-Reisgericht-Variationen (mit oder ohne Putenfleisch) angeboten. Dies führte zum Einen zu unerträglich langen Wartezeiten. Zum Anderen kam es wie es kommen musste: schon am frühen Abend (noch weit vor der "Halbzeit", also vor der 3. Band) war das Essen ausverkauft! So was darf nicht passieren. Zum Glück konnte "Ersatz" in Form von Grillsteaks mit Brötchen organisiert werden. Aufgrund der Nachfrage kam es aber auch hier wieder zu einer ellenlangen Warteschlange. Ob an diesem Abend wirklich jeder, der Hunger hatte, auch etwas Essbares ergattern konnte, wage ich zu bezweifeln.

Diese "Unterorganisation" konnte man leider ebenfalls an dem großen Getränkestand in der Mitte des Geländes am eigenen Leib zu erfahren. Dort war eindeutig zuwenig Personal vorhanden, welches meiner Meinung auch nicht geeignet für den Ausschank bei solch einem Andrang war. Die Jungs und Mädels waren eindeutig überfordert. Was vielleicht auch an der nicht geraden genialen Idee lag, die Getränke (vor allem das Bier) aus Flaschen auszuschenken. D.h. es musste eine Flasche mit dem Flaschenöffner geöffnet werden und das Bier wurde dann in einen Pfandbecher gefüllt. Hätte man das Bier, wie das eigentlich bei solchen Veranstaltungen üblich ist, aus Fässern gezapft, wären sicherlich nicht so viele Kehlen so lange durstig geblieben. Der kleinere Getränkestand in der Nähe der Bühne hatte zwar auch mit den gleichen Problemen zu kämpfen, aber irgendwie waren die Leute beim Ausschank dort etwas fitter und schneller.

Da das Festival zum ersten Mal in diesem größeren Rahmen ablief und auch entsprechend viele Menschen kamen, hatten die Organisatoren im Vorfeld sicherlich keine Anhaltspunkte bzw. Erfahrungen was die Verpflegungssituation anging. Bleibt zu hoffen, dass beim nächsten ZwischenWelten (das es hoffentlich gibt!) alles besser wird. Ein kleiner Tipp: viele Metzgereien in der Region bieten ihre Imbisswagen an und stellen sogar das Personal...

Trotz dieser Widrigkeiten war das ZwischenWelten 4 ein musikalisch und stimmungsmäßig gelungenes Festival. Auch die Mischung der Bands aus verschiedenen Stilrichtungen konnte sich sehen lassen. Somit hat der Plan, einen Treffpunkt für die dunkle Szene in und um Koblenz zu schaffen, wirklich gut funktioniert. Ich denke, dass die meisten der Festivalbesucher genauso viel Spaß hatten wie wir, und die gelungene Mischung der streckenweise doch stark verwandten Musikrichtungen Metal und Gothic gelungen war.

Billing

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten



Album des Augenblicks
Volltextsuche
Schaut mal!