Livebericht Doro (mit nulldB ) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Saarbrücken (Garage) - 17.12.2013 (30929 mal gelesen) |
Manche Dinge im Leben sind einfach irgendwann eine angenehme Form von Beständigkeit, auf die man sich mehr als nur ein bisschen verlassen kann. Dazu gehört auf jeden Fall, dass DORO in der Vorweihnachtszeit auf Tour ist, um ihre auch nach fast 30 Jahren Bühne immer noch zahlreiche Fangemeinde live mit einem musikalischen Vollwaschprogramm mit anschließender Heißwachspflege zu versorgen. Doro Pesch, die ewig jugendliche Blondine aus dem noblen Düsseldorf, die mindestens so bodenständig und deutsch ist wie Schnitzel, Jägerzaun und Lebensversicherungen als Altersvorsorgeprodukt, ist seit Urzeiten eine feste Größe und behauptet sich als Frau im Metalbusiness unangefochten. Liegt es sozusagen an der deutschen Wertarbeit, für die sie erst mit WARLOCK und dann mit DORO stand und steht? Liegt es daran, dass sie auch mit Ende 40 noch frisch und jung aussieht? Liegt es an ihrer herzlichen, ehrlichen Art? Liegt es doch an der Musik, die die Fahne traditionellen Metals immer - auch in stürmischen Zeiten - hochgehalten hat? Was auch immer es ist, DORO zieht auch 2013 kräftig Publikum an und füllt die Garage in Saarbrücken doch fast vollständig. Nur eine Woche vor den Weihnachtsfeiertagen ist es zum Glück draußen trocken und erstaunlich warm, was umso mehr vielleicht noch dazu führt, dass dieses Konzert etwas von einem Familienausflug hat. Viele Fans sind mit Doro im Lauf der Jahre in Würde ergraut und haben ihre Kinder dabei, doch es finden sich auch genug jüngere Fans, die alleine angerückt sind. Kurz, es ist ein bunt durchmischtes Völkchen, welches hier zur Metal Queen gepilgert ist. Die gute Doro erfreut ihre Fans beim Merchandise mit durchweg humanen, fanfreundlichen Preisen und bietet auch noch Stoff für Weihnachtsgeschenke, denn so gibt es etwa auch den kürzlich erst vorgestellten Rotwein mit dem schönen Namen "Herzblut" zu erstehen. Doch bevor es zur Huldigung der Königin kommen kann, muss das Volk noch eine Vorband überstehen. Das ist in diesem Falle heute NULLDB. Die eher noch jungen Kerle aus Nürnberg definieren sich selbst als Vertreter Neuer Deutscher Härte, aber komplett abseits von den dafür ja standardmäßig bemühten RAMMSTEIN. Optisch sieht das Ganze recht wild durchmischt aus, so sind auf der Bühne vertreten ein Kilt, ein Musiker, der halbseitig dunkelblau/schwarz und halbseitig weiß angemalt ist, der Drummer trägt Krawatte... nun ja, es sieht zumindest alles irgendwie interessant aus. Ob musikalisch NDH - so man denn diese Kategorien überhaupt bemühen möchte - das richtige Label ist, finde ich eher fraglich. Unterm Strich handelt es sich dann doch eher um Deutschrock im weitesten Sinne, der hier gespielt wird. Die Band gibt sich zwar kräftig Mühe, aber so richtig zünden will die Mischung eigentlich nicht. Es ist nett, keine Frage, aber irgendwie auch nicht mehr und vor allem bleiben die Songs nicht nachhaltig im Ohr hängen. Wieso dann auch noch JIMI HENDRIX mit einem 'Purple Haze' Cover geehrt wird, erschließt sich irgendwie auch nicht so recht. Ok, ja, der Mann war groß und ein begnadeter Gitarrist - warum NULLDB ihm dafür heute hier huldigen müssen, bleibt eher im Vagen. Immerhin war's nett, aber zum Glück ist irgendwann Schluss, denn letztlich sind nun mal alle wegen der Königin hier. Und die lässt - einmal ungewohnt divenhaft anmutend - heute ein wenig auf sich warten. Die Umbaupause nach der Vorband dauert nämlich recht lange und so ist es umso schöner, als endlich klar wird, dass sie nun auf die Bühne kommt. Der Einstieg mit 'Out Of Control' ist ausgezeichnet und ab jetzt läuft alles wie am Schnürchen. DORO brennen zwei Stunden lang ein Feuerwerk ab, in dem alte WARLOCK-Klassiker sich mit den eigenen Krachern die Klinke in die Hand geben. Sei es 'I Rule The Ruins', 'Hellbound', 'Burning The Witches', 'Earthshaker Rock', 'Metal Racer', 'Metal Tango' oder natürlich das gegen Ende unvermeidliche 'All We Are', DORO packen bestens gelaunt alle Hits in die Set List. Der aktuelle, in der Tat sehr starke Output "Raise Your Fist" wird auch gebührend mit diversen Songs wie 'Raise Your Fist In The Air', 'Engel', 'Revenge' oder 'Hero' gewürdigt, ebenso der Vorgänger "Fear No Evil" mit etwa 'The Night Of The Warlock' oder der aus dem Publikum gewünschten Ballade 'Herzblut'. Klar ist, auch 'Für immer' darf natürlich nicht fehlen, wohl die deutschsprachige Ballade schlechthin für DORO (auch wenn sie noch aus WARLOCK-Zeiten stammt). Doro selbst ist auch nach 30 Jahren noch bei jedem dieser Songs so gut gelaunt, als würde sie ihn heute zum ersten Mal spielen und dafür Applaus bekommen. Es ist einfach erstaunlich, mit wieviel Freude diese Frau immer wieder ihre Hits runterschmettert und dabei keinerlei Verschleiß- oder Ermüdungserscheinungen zeigt. Jedem anderen Musiker wäre wohl anzumerken, dass 'All We Are' irgendwann doch mal ein bisschen Langeweile beim Künstler verbreiten würde, aber nicht so Doro Pesch. Erfreulich, dass heute auch 'True As Steel' gespielt wird, ein WARLOCK-Klassiker, der ruhig öfter zum Einsatz kommen dürfte. Im letzten Viertel des Gigs wird auch das Publikum gefragt, was denn gerne noch gehört würde. Da DORO-Fans aber auch Freude an Hausmanskost haben, bleiben überraschende Wünsche aus, so dass es doch weiter bei einem großen, guten "Greatest Hits" Eintopf bleibt, der hier gut gestimmt gekocht wird. So gibt es neben der Wacken-Hymne 'We Are The Metalheads' natürlich auch noch 'Breaking The Law' zu hören (zugegeben, irgendwie macht es live ja auch Laune) und 'Unholy Love' vom selbstbetitelten DORO-Album kann eigentlich nicht oft genug gespielt werden. Das garniert Doro mit einer kleinen Geschichte über das von Gene Simmons produzierte Album, was ja auch nie schadet. Zum Schluss des Gigs gibt es noch eine angekündigte kleine Überraschung, denn es wird ein noch unveröffentlichter Song gespielt und dabei wird zusätzlich noch gefilmt. Man darf gespannt sein, denn es war schon vielversprechend. Nach insgesamt knapp zwei Stunden Vollbedienung ist dann aber doch mal Schluss. Das Publikum verstreut sich in die vorweihnachtliche Nacht und durchweg zufriedene Gesichter sind der beste Beweis, dass deutsche Wertarbeit auch im Heavy Metal nicht totzukriegen ist. |