Livebericht D-A-D (mit The Bullet Monks und Nitrovolt) |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Frankfurt am Main (Batschkapp) - 05.02.2012 (23401 mal gelesen) |
Bei meiner Ankunft, an einem sehr frostigem Sonntagnachmittag, an der Batschkapp in Frankfurt, starten D:A:D gerade ihren Soundcheck mit 'Dream On' von NAZARETH. Das angesetzte Interview (Hier geht's zum Interview mit D:A:D) verschiebt sich daher um eine gute Stunde nach hinten. Da die Temperaturen sich nicht dazu eignen, sich allzu lange draußen aufzuhalten, nehme ich im Backstagebereich also erstmal einen Kaffee zu mir. Hier tummeln sich derweil die Vorbands BULLET MONKS und NITROVOLT. Da mir beide bis dato kein Begriff waren, frage ich was denn für ein Stil von ihnen zu erwarten sei. "Speedrock" ist die Antwort des NITROVOLT-Drummers Shockstar. Das Bild von in den Seilen hängenden Musikern, die wortkarg im Kreis sitzen und auf ihren Soundcheck/Gig warten, vermittelt indes alles andere als Speedrock. Bleibt zu hoffen, dass man sich die Energie nur für den Gig aufspart. Als ich nach einem kleinen Snack um kurz vor Acht wieder an der Batschkapp ankomme, stehen NITROVOLT dann bereits auf der Bühne. Schade, dass es offensichtlich immer mehr zur Gewohnheit wird, die erste Band früher als auf dem Ticket angegeben auf die Bühne zu schicken. Die Songs die ich dann noch höre, strafen mich aber ob meines Kaffee-Eindruckes Lügen. Man hat sich nachmittags also offensichtlich doch für diese knapp 30 Minuten geschont. Die Band geht ordentlich ab, wirkt routiniert und die Songs sind auch ohne sie vorher zu kennen eingängig und rocken straight nach vorne. Um die stilistische Ferne zum Headliner etwas zu lindern, hat man sich aussagegemäß auf seine "langsamen" Songs konzentriert. Mein Daumen geht jedenfalls nach oben. Der abschließende Applaus ist zwar noch keine Euphorie, aber da die meisten Anwesenden die Band vermutlich auch nicht kannten, kann man den Gig absolut als Erfolg verbuchen. Ich muss sagen, dass ich mir die Band auf jeden Fall mal auf dem Zettel notieren werde, immerhin schickt man sich an, die lauteste und schnellste Band Deutschlands zu werden. Ich bin gespannt meine Herren. Setlist: 01. Intro / Out Of Control 02. High Voltrash 03. Rock It Out 04. Don’t Let Go 05. Born To Love 06. Kill You Twice 07. Rock N Roll Commando 08. We Rise 09. Hail Hail Nach einer kurzen Umbaupause folgen die BULLET MONKS, die an diesem Abend definitiv mit dem coolsten Mikrofonständer in Form einer versteiften Kette aufwarten können. Aufgrund der etwas sperrigeren Songstrukturen und des noch leicht steif wirkenden Stageactings können sie das Publikum anfangs nicht so recht überzeugen. Was auch der eher verhaltene Applaus nach dem ersten Song zum Ausdruck bringt. Doch im Laufe der halben Stunde nehmen die Mönche immer mehr Fahrt auf, entledigen sich der Schüchternheit und beim letzten Song wird gezeigt, was wirklich in der Band steckt. Man gibt alles und macht klar, dass man in puncto Stageacting doch eigentlich viel mehr drauf hat, als zu Beginn geboten wurde. Hier wird richtig steil gegangen und neben Sänger Tyler Voxx ragt die Performance von Drummer M. Dogg heraus, der mit seiner Haarpracht (angeblich hat er am ganzen Körper so viel zu bieten wie auf dem Kopf) und für einen Schlagzeuger Extrem-Headbanging zu begeistern weiß. Spätestens jetzt konnten die vier Nürnberger das Publikum doch noch auf ihre Seite ziehen. Wenn man die Energie des letzten Songs von Anfang an auf die Bretter gebracht hätte, wäre da sogar noch mehr zu holen gewesen. So vorgetragen macht die Chose richtig Spaß und darum geht es doch wohl. Anschauungsunterricht wie man vom ersten Akkord an Gas gibt, gibt es aber schon nach weiteren 30 Minuten. Die Umbaupause dauert damit dennoch ein paar Minuten länger als erwartet, aber die optisch ausgefallenen Instrumente von D:A:D Basser Stig Pedersen wollen ja auch alle richtig in Stimmung gebracht werden, ebenso wie die Gitarren. Zur Überbrückung werden in der sehr gut gefüllten Batschkapp die ersten D:A:D-Sprechchöre angestimmt, und um kurz nach halb zehn gehen die Lichter dann aus und Dänemarks Finest entern die Bühne. Sänger Jesper Binzer tritt ans Mikrofon und ich höre etwas, das ich doch kurze Zeit vorher im Rahmen des Interviews mit ihm schon mal gehört habe. "FRANKFURT!! Meine zweite Heimat!!". Damit hat er die Batsche ohne Zweifel sofort auf seiner Seite, und um in der zweiten Heimat keine Gefangenen zu machen, legt man mit 'A New Age Moving In', dem starken Opener des aktuellen Albums "DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK", auch gleich fulminant los. Die Band gibt Vollgas, Bassist Stig Pedersen besteigt den Drumriser und klettert auf die Bass-Drum von Schlagzeuger Laust Sonne, und das Stimmungslevel in der Halle geht steil nach oben. Irgendwas passt jedoch im Sound noch nicht so recht - Leadgitarrist Jacob Binzer hat offensichtlich technische Probleme, kämpft sich irgendwie durch den Song und ist dabei mehr im Gespräch mit seinem Guitar-Tech als am spielen. Das setzt sich auch im Smasher 'Jihad' fort, dessen Refrain als alter Gassenhauer vom Publikum lautstark mitgesungen wird. Dennoch ist ohrenscheinlich mit Jacobs Gitarre irgendwas im Argen, er muss ständig nachstimmen. Jesper, der alle Ansagen auf Deutsch macht, greift das Problem direkt nach dem Song auf und formuliert recht charmant: "Frankfurt, wir haben ein Problem mit der Stimmung!". Diese schöne Doppeldeutigkeit wird vom Saal mit erneuten D:A:D-Sprechchören quittiert. Auch 'The End' und 'Everything Glows' werden noch unter erschwerten Bedingungen dargeboten. Hier merkt man der Band jedoch ganz klar die Routine von 27 Bandjahren an. Wo mancher Newcomer vermutlich Nervenflattern bekommt und nicht weiß, wie man eine zweiminütige Leere füllt, erzählt Jesper in aller Ruhe einen Witz und weist die Zuschauer nochmals eindrücklich darauf hin, dass man hier wohl Stimmungsprobleme habe. Diese Vorlage wird auch erneut aufgenommen und man feiert die Band, allen Problemen und leicht schiefen Tönen zum Trotz, dennoch amtlich ab. Nach 'Point Of View' und 'Monster Philosophy' hat man diese jedoch endlich im Griff und wird auch bis zum Ende davon verschont. Ich habe das Quartett an gleicher Stelle bereits 1998 gesehen, damals kündigte man den folgenden Song mit den Worten "We have a sound in Scandinavia" an, dieser Sound scheint sich jedoch etwas gewandelt zu haben und wird nun als Gast angekündigt. Ich habe zwar keine Ahnung was ein "Frankenvogel" sein soll, aber Jesper klärt uns auf "Wisst ihr wie ein Frankenvogel macht?? Piep, Piep ... Piep, Piep". Damit ist klar, dass nun mit 'Reconstrucdead' ein Song des in Fankreisen gerne stiefmütterlich behandelten "Helpyourselfish" kommt. Ein Album, welches man im Übrigen unbedingt (wieder-)entdecken sollte. Aber zurück in die 'Kapp. Bei 'Ridin' With Sue' übernimmt standesgemäß Stig Pedersen die Lead-Vocals und lässt es sich nicht nehmen, alle leicht anzüglichen Textzeilen sehr gestenreich darzustellen. Etwas ernster kommt dann der dritte neue Song 'The Last Time In Neverland' daher, bevor Jesper aus der Gitarrenwahl seines Bruders richtigerweise ableitet: "Bruder, wieso nimmst Du diese alte Gitarre? Wollen wir alte Musik spielen?". Das folgende 'Grow Or Pay' ist natürlich ein weiterer Klassiker im Fundus der Dänen, wird in einer langen "Extended Version" gezockt und von den Fans entsprechend enthusiastisch mitgesungen; da fällt gar nicht so sehr auf, dass die Backings von Jacob und Stig etwas leise aus der PA kommen. Da sie dem Stück jedoch eine recht eigene Note geben, könnten sie an dieser Stelle ruhig etwas vordergründiger sein. Die Ballade 'We All Fall Down' gibt den Zuschauer noch eine kurze Möglichkeit zu verschnaufen, ehe mit 'I Want What She's Got' die erste Single des aktuellen Albums zum Zug kommt. Hier darf Laust zeigen, was man aus einem doch recht überschaubarem Drum-Kit alles rausholen kann, und seine Soloeinlage wird geschickt damit verbunden, dass man vom Publikum fordert, den Refrain bitte als 'We Want What Laust Got' zu intonieren. Und das Publikum liefert ab. Man feiert das Solo und Laust. Jesper ist beeindruckt und fragt seinen Drummer "Laust, Du hast hier Freunde. Wie kommt das, es sind offensichtlich ziemlich viele?", worauf Laust recht lässig antwortet: "Ich habe hier gemacht ganz viele Liebe". Nach ca. 75 Minuten und 'Bad Craziness' ist dann das erste Mal Schicht. Dass hier aber noch jede Menge Hits fehlen, ohne die man die Band kaum von der Bühne lassen wird, ist offensichtlich. 'The Place Of The Heart' eröffnet dann den Zugabenblock, bevor bei der ultimativen Langschläferhymne, dem irgendwie nie langweilig werdenden, 'Sleeping My Day Away' der Saal von der ersten bis zur letzten Reihe kollektiv ausflippt und Jesper die erste Strophe gar nicht erst singt, sondern sie komplett dem Publikum überlässt. Hier findet auch das ausgedehnte Solo von Jacob seinen Platz und gestaltet den Song insofern spannend, als man nie weiß, wann er das Solo zurück auf die bekannt Melodie führen wird. Der Saal kocht und D:A:D verstehen es, das Publikum nun gleichzeitig abzukühlen und doch heiß zu halten. Nur von Jacob und Jesper auf zwei Akustikgitarren wird 'Laugh 'N 1/2' vorgetragen und auch hier zeigt das Publikum absolute Textsicherheit. Das Konzert nähert sich seinem letzten Vorhang, und wie immer beschließt ein cooles 'It's After Dark' den Set. Disneyland wird um viertel nach elf geschlossen und man hinterlässt eine zufriedene Batschkapp. Die zweite Heimat hat es der Band einfach gemacht, sich zu Hause zu fühlen, und die Band hat es dem Publikum einfach gemacht, einen kurzweiligen Abend zu haben und zufrieden nach Hause zu gehen. Beide Seiten glücklich und zufrieden, Konzertherz was willst Du mehr? Hmmm... mir fielen da noch ein paar Songs ein, z.B. vermisse ich 'I Won't Cut My Hair', aber wenn man sich das Publikum so ansieht, dann könnte das sowieso nur noch ein Bruchteil inbrüstig mitschmettern, das schließt den Verfasser ein. Vor dem Gehen noch ein kurzer Blick auf den Merchandisingstand, hier verkaufen die beiden Vorbands ihre CD's und Shirts selber und ich denke sie konnten heute, auch wenn es stilistisch nicht so 100% zu D:A:D passt, doch ein paar neue Fans gewinnen. D:A:D Shirts starten dieses Jahr bei EUR 20 für die einfachere Variante und gehen über EUR 25 bis zu EUR 40 für das Hoodie. Sehr fanfreundlich ist an dieser Stelle, dass kostenlos signierte Autogrammkarten bereitliegen. Der Vergleich von zwei Karten zeigt, handsigniert und nicht gedruckt, nicht selbstverständlich wie ich finde. Fazit: Ein sehr cooler Abend, zwei hungrige Vorbands und ein souveräner und dennoch nicht gespielt wirkender authentischer Headliner, der trotz seiner Routine doch spontan agiert und weiß, wann man wie ein Publikum zu bedienen hat. Bei 11 Alben und so vielen Hits im Gepäck können D:A:D aber auch nicht wirklich viel falsch machen. Wer an diesem Sonntag ob der eisigen Temperaturen lieber auf der Couch geblieben ist, der hat ein ziemlich cooles Konzert verschlafen. Setlist D:A:D 01. A New Age Moving In 02. Jihad 03. The End 04. Everything Glows 05. Point Of View 06. Monster Philosophy 07. Reconstrucdead 08. Ridin’ With Sue 09. The Last Time In Neverland 10. Grow Or Pay 11. We All Fall Down 12. I Want What She’s Got 13. Bad Craziness Encore 14. The Place Of The Heart 15. Sleeping My Day Away 16. Laugh 'N ½ 17. It’s After Dark |
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