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Iotunn - Kinship

Review von Rockmaster vom 10.11.2024 (8898 mal gelesen)
Iotunn - Kinship Mit ihrem Erstling "Access All Worlds" (sieht man von der 2016-er EP "The Wizard Falls" ab) lösten IOTUNN bei mir einen gewissen Wow-Effekt aus. Dass der in aller Regel nicht wiederholbar ist, liegt auf der Hand. Dennoch haben erste Hörproben aus ihrem zweiten, epischen Werk "Kinship" Lust auf mehr gemacht. Mit dem Opener 'Kinship Elegiac' setzen die gleich ein Ausrufezeichen. Allein über die knapp 14 Minuten lange Nummer könnte man ein eigenes Review schreiben. Nach dem wunderschönen, ruhigen Beginn, in dem sich Sänger Jón von seiner gefühlvollen Seite zeigt, hat der Titel genug Zeit und Wendungen, um praktisch mit allen Markenzeichen von IOTUNN aufzuwarten. Dazu zählt selbstverständlich Jóns außergewöhnliche Stimme, die von Death-Growls über seinen markanten, melodischen Gesang (in etwa in Tenor-Höhe) bis in sanftere Sphären gefühlt jeden Stil abdeckt. Jens Nicolai und Jesper Gräs erzeugen mit ihren Gitarren wie gewohnt spielerisch-träumerische Melodie- und Harmonielandschaften, und Eskil Rask am Bass und Bjørn Wind Andersen machen dann und wann mächtig Druck aus der Rhythmusfraktion (erreichen hier aber selten die maximale Power, die "Access All Worlds" zu bieten hatte).

Neben dem erwartbaren Ausbleiben des Erstlings-Wow-Effekts steigert sich aber von Titel zu Titel das Gefühl, dass es den Gräs-Jungs dieses Mal weniger gut gelungen ist, ihren progressiven Ansatz in einzigartige Kompositionen zu verwandeln. Vom Vorgänger konnte man sich fast jeden Titel herauspicken und der war von Anfang bis Ende spannend. Auf "Kinship" habe ich zumindest in der ersten Albumhälfte das Gefühl, dass sich dort auch hier und da ein paar Längen und Wiederholungen eingeschlichen haben, die dann an mir vorbeirauschen. Auch der Titel 'I Feel The Night', der mich mit den musikalischen Gegensätzen zu Beginn echt getriggert hat, lässt über seine Dauer ein wenig nach. Stark ist der Opener, und in der zweiten Albumhälfte wird es auch wieder besser. 'The Coming End' finde ich ausnehmend gut. Auf 'Iridescent Way' zeigen Jens Nicolai und Jesper (wie zuvor auf YouTube mit Motiven aus "Access All Worlds" und der streng limitierten "Access All Worlds – An Acoustic Voyage", deren Einnahmen der Ukraine zugutekamen) ein weiteres Mal, wie gut ihre Musik auch auf akustischen Gitarren funktioniert. Mit dem härtesten Song des Albums, 'Earth To Sky', kontrapunktieren sie dann gleich den wunderschönen akustischen Titel. Die Schlussnummer 'The Anguished Ethereal' entwickelt sich recht langsam, ist aber in meinen Augen beziehungsweise Ohren auch ein echtes Highlight.

Natürlich braucht man zu Werbezwecken eine Stilbezeichnung für das, was IOTUNN produzieren. "Progressive Melodic Death" ist aktuell in aller Munde. Die Gitarrenläufe erinnern indes auch mal an Black Metal (auch wenn's keiner ist), während Jóns Stimme zu keiner klassischen Stilrichtung passt. Das übliche Schubladendenken lässt sich auf IOTUNN nur sehr begrenzt anwenden - außer das Denken ist so vielseitig wie fünf Meter Medikamentenschrank aus der Apotheke.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Kinship Elegiac (13:54)
02. Mistland (9:02)
03. Twilight (7:43)
04. I Feel The Night (6:35)
05. The Coming End (7:43)
06. Iridescent Way (5:37)
07. Earth To Sky (6:41)
08. The Anguished Ethereal (11:17)
Band Website: www.facebook.com/iotunn
Medium: CD, 2 LPs, Digi
Spieldauer: 68:29 Minuten
VÖ: 25.10.2024

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