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Veonity - The Final Element

Review von Rockmaster vom 21.10.2024 (11830 mal gelesen)
Veonity - The Final Element Das grundlegende Rezept für Power Metal ist doch eigentlich recht schlicht, oder? Man nehme zwei Gitarren, die abwechselnd um die Wette fiedeln und traumwandlerische Zwillingsläufe mit wechselnden Harmonien aus den gebeutelten Fingergelenken zaubern. Dazu ein Sänger, der knapp am Opernsopran (eher mit Power denn klassischer Stimmausbildung und mit weniger kunstvollen Koloraturen, versteht sich) vorbeischrammt. Melodien voller Pathos, epische Chöre und eine Rhythmusgruppe, die die Frontreihe unerbittlich vor sich hertreibt. Haben wir was vergessen? Texte, natürlich, die Texte! Wenn nicht wenigstens ein König, ein Tyrann, ein Berittener oder ein edler Schwertkämpfer sich ein Stelldichein geben, darf man schon mal die oberlehrerhafte Rüge "Thema verfehlt, setzen, Sechs", aussprechen. Aber damit wäre das Thema musikalisch und inhaltlich erschlossen, nicht wahr? "Keyboards", höre ich da jemand raunen, "Soundteppiche, gegen die ein Flokati anmutet wie das Fell einer Nacktkatze". Und schon ist die öffentliche Diskussionsrunde eröffnet, zu der bitte alle ihre Power Metal-Schwerter beiseite legen, bevor die ausartet. Der Trend ist klar, viele Bands setzen massiv auf Tastenpower, und einigen gelingt es auch, echte Virtuosen zu rekrutieren. Und dann gibt es auch wieder relativ junge Bands wie VEONITY, die sich sagen, wir machen Power Metal so, wie er von unseren Altvorderen in den abschließenden zwei Dekaden des letzten Jahrtausends erdacht wurde. Ja ja, 'Premonition', das Intro. Klar. Aber mit 'Chains Of Tyranny' geht es nicht nur thematisch in das Epizentrum des Power Metal-Universums, sondern die Band wirft gleich in den ersten Takten alle musikalischen Ansprüche in die Waagschale. Da weiß der Rezensent gar nicht, womit er anfangen soll.

Zu ihrer inzwischen sechsten Scheibe in gerade mal elf Jahren Bandgeschichte haben sich die überaus fleißigen Schweden den Neu-Barden Isak Stenvall ans Mikro geholt, der spielend leicht alle Anforderungen einer typischen Power Metal-Sänger-Stellenausschreibung erfüllt. In den - seinen - tieferen Tonlagen hat er vielleicht nicht das bombastische Stimmvolumen, aber eine Oktave oder noch ein bisschen höher stimmen Intonation, Power und Pathos auf den Punkt. Die Gitarristen Anders Sköld (der bis dato auch den Gesang beigetragen hatte) und Samuel Lundström entfachen ein Feuerwerk nach dem anderen. Dabei wechseln sich Rhythmusarbeit, Soli, Duelle, Duette und Zwillingsläufe ab, dass einem schier der Kopf schwurbelig wird. Das zumeist schnelle Drumming von Joel Kollberg voller Double-Bass (Finesse und Fills gibt's genug, die stehen aber nicht im Vordergrund) und die Bass-Lines von Kristoffer Lidre (irgendwo tief im Mix, aber immerhin hörbar) drücken den Zuhörer geradezu an die Wand. Zu den Refrains stimmen die Jungs immer wieder sogar mehrstimmige Chöre an.

Die Krux bei derart eng gefassten Stilrichtungen wie Power Metal ist es, dass sich gerne mal das Gefühlt einstellt, das habe man ja schon tausendmal gehört. Und die Kunst ist es im Gegenzug, sich eben aus der Masse abzusetzen und eben nicht nach Kitsch und Klischee zu klingen. Ganz ohne geht es aber wieder auch nicht, denn das ist doch genau das, was eingefleischte Fans sich wünschen. Das technische Niveau der Musiker von VEONITY ist atemberaubend. Die Kompositionen sind abwechslungsreich, auch wenn es schwer ist, einzelne Songs hervorzuheben. Meine Highlights sind 'Horsemen Of The Dark', 'Warriors Code' und 'Kings Of Dreamland'. Die Schlussnummer (und Quasi-Titeltrack) 'The Fifth Element' ist jetzt nicht ganz die VEONITY-Version von 'Keeper Of The Seven Keys' geworden, aber hier spielen sie noch mal alle ihre Kernkompetenzen aus. Wer Power Metal liebt, wir das Album gleich noch einmal hören wollen, und vielleicht ein drittes Mal. "The Final Element" ist einfach eine starke Scheibe, und VEONITY haben sich nicht ohne Grund einen Ruf in der Fangemeinschaft erspielt.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Premonition (0:59)
02. Chains Of Tyranny (4:37)
03. Horsemen Of The Dark (4:27)
04. Carry On (4:19)
05. Riders Of The Revolution (4:19)
06. Warriors Code (5:03)
07. Powerstone (4:56)
08. Heart Of A Warrior (4:27)
09. Kings Of Dreamland (4:44)
10. The Fifth Element (6:20)
Band Website: www.veonity.com
Medium: CD, LP
Spieldauer: 44:10 Minuten
VÖ: 18.10.2024

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