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Free Ride - Acido Y Puto

Review von derkleinekolibri vom 08.08.2024 (16136 mal gelesen)
Free Ride - Acido Y Puto Es ist so weit! Ein weitere Perle der Musikwelt, die ich zu meinen Top-Favoriten des laufenden Jahres zähle, geht am 9. August 2024 an den Start. Verantwortlich für einige sehr intensive Glücksmomente sind drei Spanier: Borja Fresno Benítez (Gesang, Gitarre, Synthesizer, Percussion, Sitar) sowie die Brüder Carlos Bedmar Lam (Schlagzeug) und Victor Bedmar Lam (Bass). Halt, ich habe noch Lemmy Kilmister vergessen. Ich sehe die Fragezeichen auf eurer Stirn blinken. Dabei ist es ganz einfach: Vor 52 Jahren lauschte ich fasziniert einer Single, die im Juni 1972 veröffentlicht wurde. Die Rede ist von 'Silver Machine' der progressiven, psychedelischen Space-Rocker HAWKWIND, denen die Nachwelt doch einiges an experimentellen Musikstücken zu verdanken hat. Nun schließt sich der Kreis, denn den Bass zupfte seinerzeit der leider viel zu früh verstorbene legendäre Lemmy Kilmister.

Um der 2016 gegründeten Formation einen Namen zu geben: FREE RIDE. Ein Allerweltsname, dem ein für uns Deutsche ungewöhnlicher Albumtitel, "Acido Y Puto", entgegensteht. Als im Spanischen Ungeübter gelang es mir nicht, alle drei Worte zweifelsfrei zu übersetzen. Acido ist eindeutig Säure, Y ist im Deutschen als und bekannt, aber für Puto fand ich Begriffe wie Ficker (sorry!), Stricher oder Verdammter. Egal, startet "Acido Y Puto" einfach, egal ob im Stream, als CD oder in einer der verschiedenen Vinylvarianten, und dreht den Lautstärkeeinsteller ruhig etwas weiter nach rechts. Euch umfängt eine Atmosphäre experimenteller, psychedelischer Klänge, so wie sie mich einst 1972 sofort in ihren Bann zog. Ein dezenter, bewusst leicht im Hintergrund gehaltener Gesang begleitet die Startphase des Openers 'Space Nomad'. Es dauert gut 130 Sekunden, bevor aus dem überwiegend wabernden Beginn der Übergang ins Rockige vollzogen wird. Weitere 40 Sekunden später donnert einem plötzlich leicht doomiger Stoner Rock entgegen. Passend zum Titel und zum Inhalt des Songs fühlt man sich regelrecht auf eine Reise durch den Weltraum mitgenommen, deren bildliche Umsetzung man getrost jenen Leuten des Disney-Konzerns überlassen könnte, die 1979 Das schwarze Loch kreierten.

Die wabernden, pulsierenden Strukturen finden sich in jedem der neun Songs wieder, ohne dass sie auch nur ein einziges Mal lästig werden. Die Gebrüder Bedmar Lam setzen ihre Instrumente immer wieder gekonnt in Szene. Einige der groovenden Basslines gehen einem förmlich unter die Haut und vermitteln ein Wohlgefühl vom Feinsten, während sich das Schlagzeug bedingungslos dem musikalischen Geschehen unterordnet, ohne dabei an Glanz zu verlieren. Die elektronischen Komponenten der Musik erschaffen dieses Gefühl, dem bewusstseinsverändernden Einfluss der in den 60ern und 70ern üblichen Drogen ausgesetzt zu sein. In Kombination mit den stoner-, doom- und manchmal auch hardrockartigen Gitarrenklängen entstanden sehr eigenständige Songs mit bis zu fast zehn Minuten Länge. Besonders erwähnenswert ist 'Kosmic Swell', da es sich hier um ein Instrumental handelt, bei dem regelrecht eine Schlacht zwischen Doom, Hard Rock, Heavy Metal, Psychedelic Rock, Space Rock und Stoner ausgetragen wird. Was den jeweiligen Klangkörpern der Instrumente entlockt wird, steht in nichts den Klassikern der Woodstock-Zeit nach. Hier endet der Trip, Entschuldigung, das musikalische Geschehen in einem Höhepunkt, den man nicht so schnell vergisst.

Alle weiteren Songs einzeln zu beschreiben, würde euch den Spaß an einer Erstlauschung nehmen. Nur so viel sei verraten: Aus der Zeit zwischen 1968 und 1982 drängten sich mir gleich mehrere Perlen der elektronischen, progressiven und psychedelischen Rockmusik auf, deren Erwähnung euch hoffentlich nachvollziehen lässt, warum ich so begeistert den 53 Minuten des zweiten Albums der Spanier lauschen kann – allen voran natürlich HAWKWIND, dann aber auch BLACK SABBATH, LIGHT OF DARKNESS und LOGIC SYSTEM. Ach ja: Das Coverartwork passt natürlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge ...

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
01. Space Nomad
02. Outsider
03. Kosmic Swell
04. Vice
05. Nazare
06. Steamroller
07. Joy
08. Blackout
09. Living For Today
Band Website:
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 53:00 Minuten
VÖ: 09.08.2024

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08.08.2024 Acido Y Puto(10.0/10) von derkleinekolibri

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