Jours Pâles - Dissolution | |
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Review von Zephir vom 20.05.2024 (9868 mal gelesen) | |
Post Black Metal aus Frankreich - das kann, wie Connaisseure wissen, in ganz diverse Richtungen gehen. Im Falle von JOURS PÂLES ist es eine tief pessimistische und avantgardistische Spielart, die man irgendwo in stilistischer Nähe zu HARAKIRI FOR THE SKY und AGRYPNIE suchen kann. "Dissolution" ist bereits das dritte Album der erst 2020 gegründeten Band. Ursprünglich als Projekt angelegt, gingen JOURS PÂLES aus ASPHODÈLE hervor, der Vorgängerband von Sänger und Mastermind Spellbound. Diese brachte nur ein einziges Album heraus, das war 2019 und es wurde "Jours Pâles" betitelt. Danach lösten sich ASPHODÈLE aus mir unbekannten Gründen auf; vielleicht waren es Differenzen innerhalb der Band, in welcher unter anderem auch Audrey Sylvain mit dabei war, die in den folgenden Jahren traurigerweise politische Abwege beschritten hat. Wie auch immer: Spellbound, der neben JOURS PÂLES auch mit den Black Metallern AORLHAC aktiv ist, scharte eine neue Formation um sich und veröffentlichte 2021 das Debüt "Éclosion", schon 2022 den Nachfolger "Tensions" und nun den Drittling "Dissolution", wobei es im Laufe der Jahre keine feste Bandbesetzung gab. Treu geblieben sind JOURS PÂLES allerdings den Acteurs de l'Ombre Productions. Unter deren Banner ist "Dissolution" nun ein wütendes, brachiales Modern Black Metal-Werk, das in seiner Gitarrenarbeit immer wieder an die oben genannten HARAKIRI FOR THE SKY erinnert, dabei aber sperriger und weitaus weniger eingängig ausfällt. Das moderne Element wird gestützt durch die häufig klaren Shouts und die zuweilen ins rhythmische Sprechen verfallenden Vocals. Transluzide Atmosphäre kommt in den zornig verzweifelnden neun Tracks nur ganz am Rande vor; wenngleich ein ganz dezentes Keyboard am Start ist (das man vor allem als Klavier zu hören bekommt), überwiegt das druckvolle, zwingende Treiben von Drums und Saitenfraktion. Dabei ist die wütende Anklage der sozialen Unzulänglichkeiten unseres Zeitalters keineswegs einförmig. Als besonders progressiver Track, welcher der Hörerschaft einige beeindruckende Gitarrensoli und faszinierende stilistische Experimente um die Ohren schleudert, ist beispielsweise Titeltrack 'Dissolution' zu nennen, in dem übrigens wie auch auf früheren Releases Gastvokalistin Natalie Koskinen zu hören ist. Sie leiht ihre Stimme auch dem vom Namen her stark an die urbane Ästhetik von AMESŒURS erinnernden 'Les Lueurs d’Autoroutes'. Während 'Une Mer Aux Couleurs Désunions' einen seltenen Moment atmosphärischer Kontemplation nebst suizidärem Gekreisch mit sich bringt, was ein wenig an die Arbeit von Tim Yatras erinnert, ist Rausschmeißer 'Terminal Nocturne' ein echtes Schwergewicht modern-schwarzmetallischer Progressivität. Was gibt es nun noch zu sagen, außer, dass JOURS PÂLES mit "Dissolution" ein Meisterwerk des postzivilisatorischen Extreme Metals gelungen ist? Das Artwork, das von einer Künstlerin namens Manon stammt und das in seiner Schmerzarchaik ein wenig mit dem modernen Layout von Sauge Noire kontrastiert, macht das Release zusätzlich attraktiv. Das Lyrik-Video, das zu 'La Reine De Mes Peines (Des Wagons De Détresses)' veröffentlicht wurde, gibt einen passenden Einblick. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Taciturne 02. La Reine De Mes Peines (Des Wagons De Détresses) 03. Noire Impériale 04. Les Lueurs D’Autoroutes 05. Réseaux Venins 06. Une Mer Aux Couleurs Désunions 07. Limérence 08. Dissolution 09. Terminal Nocturne | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 45:32 Minuten VÖ: 10.05.2024 |