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Cardinals Folly - Live By The Sword

Review von baarikärpänen vom 20.11.2023 (8256 mal gelesen)
Cardinals Folly - Live By The Sword CARDINALS FOLLY, deren Name aus den "Duke Of Richleau"-Novellen des britischen Autors Dennis Wheatley stammt, sind ja mal gar nicht schüchtern. Sie selbst bezeichnen sich als die "letzte Bastion des Doom", Sänger und Bassist Count Karnstein (bürgerlich Mikko Kääriäinen) selbst sagt in einem Interview schon mal, dass er das bis zum letzten Atemzug verteidigt. Nun sind CARDINALS FOLLY alles andere als "your next usual doom band", denn Karnstein vertritt die Meinung, das Doom-Genre würde auf der Stelle treten und Bands sich demnächst, nur um möglichst "true" zu sein, aus 65-Jährigen rekrutieren, man den Doom Metal auf diese Weise nachwachsenden Generationen gar nicht mehr schmackhaft machen kann. Da verwundert es dann auch nicht, wenn Karnstein sagt "So there’s no fucking way I’m gonna play you guys doom metal that sounds like I’m afraid to press the gas pedal.". Starke Worte fürwahr, denen CARDINAL FOLLY allerdings auch Taten folgen lassen, was man eigentlich in allen 15 Veröffentlichungen (dazu zählen EPs, Splits, Compilations) seit Bandgründung im Jahr 2007 nachhören kann. Auch das neue Album "Live By The Sword" bildet da keine Ausnahme.

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Count Karnstein und seine beiden Mitstreiter Nordic Wrath (Gitarren) und Battle Ram (Drums) erfinden natürlich das Genre Doom nicht komplett neu. Man kann ihnen aber den Mut, mal was Neues und Spannendes in die Songs zu integrieren, nicht absprechen. Nach dem recht doomig klingenden Intro 'Life Eternal' kommt nämlich an zweiter Stelle mit 'Ride Or Die 666' schon der Tritt auf das Gaspedal. Das hat nur noch im Hintergrund mit Doom zu tun, ist vielmehr gut abgehangener Metal der NWoBHM. Karnstein tritt den Beweis an, dass seine Aussage bezüglich der Musik ernst gemeint waren. Woran sich wieder einmal die Geister scheiden werden, ist der Gesang des Grafen, der - um es nett zu sagen - eine der ungewöhnlichsten Stimmen hat, mit der selbst die gelegentlich eingestreuten Growls irgendwie so noch nie gehört klingen. Gewöhnt man sich an des Meisters "Wohlklang" der Stimmbänder, muss man zugeben, dass sie schon etwas Hypnotisches haben. Und Gewöhnung trifft auch auf das komplette Album zu. Leicht haben es die drei Finnen noch keinem Hörer gemacht, aber gönnt man dem Material mehrmalige Durchläufe, wird schnell klar, warum CARDINALS FOLLY eine so treue Anhängerschaft haben. Sogar auf der anderen Seite des großen Teichs, was unter anderem dazu geführt hat, dass Karnstein sich alleine aufgemacht und mit zwei blutjungen US-Fans der Band als Sessionmusiker mal eben ein paar Shows abgerissen hat. Deutlich doom-orientierter werden CARDINALS FOLLY aber schon mit den nächsten beiden Songs der Scheibe, 'Luciferian' und 'Priesthood Of Darkness'. 'Luciferian' kann mit seiner Mischung aus THE OBSESSION und flotteren SAINT VITUS überzeugen, während 'Priesthood Of Darkness' ein absolut dunkler Koloss geworden ist. Die Finnen haben sich hier schon einen ihrer besten Songs aus dem Ärmel geschüttelt, der mit seinem spannenden Aufbau Klasse beweist, sich bedrohlich vorwärts walzt und immer dann, wenn man denkt es ginge endlich los, unvermittelt langsamer und schleppender wird, bevor es dann doch den Ausbruch gibt. Einen weiteren Beleg für das Fehlen von Scheuklappen ist das textlich von Lovecraft beeinflußte 'Innsmouth Royalty', das für mich ein völlig neues Genre erschafft: Doom Thrash! Bei anderen Truppen wäre so etwas mutig zu nennen, Fans von CARDINALS FOLLY wissen allerdings mit solchen "Ausbrüchen" umzugehen. In gewisser Weise trifft das zuvor Gesagte auch auf einen Track wie 'Ludovico' zu. Wiederum ein Stück, das die ansonsten eng gesteckten Doom-Grenzen sprengt. Tja, schlussendllich wäre dann da noch 'The Last Bastions Of Doom': für mich bereits jetzt der beste Song, den CARDINALS FOLLY jemals geschrieben haben. Die ersten zwei Drittel des Songs sind eine herrliche Abfahrt mit viel Geschwindigkeit, zu denen Nordic Wrath rifft wie ein Wahnsinniger, während das letzte Drittel Doom in Formvollendung ist und den Song in Zeitlupe über die Ziellinie bringt. Das Infoschreiben des Labels sagt etwas von "Apocalyptic Rock'n'Roll" und trifft dabei wie Faust auf Auge.

Ob CARDINALS FOLY wirklich die letzte Bastion des Doom sind? Keine Ahnung, und das zu beurteilen, bleibt wieder mal den Hörern überlassen. Aber es ist sicher, dass CARDINALS FOLLY ähnlich wie ihre Landsleute REVEREND BIZARRE eine der ungewöhnlichsten Doom-Bands waren, sind und sehr wahrscheinlich auch bleiben. Lieben oder hassen, ein Mittelding gibt es einfach nicht. Ich entscheide mich für ersteres. Nicht nur wegen des super gelungenen Cover-Artworks sollten aber auch die Leute, die bis jetzt von den Finnen noch nichts gehört haben, auf jeden Fall reinhören - das bitte mehrmals - und dem Dreier eine Chance geben. Alle anderen wissen eh, was zu tun ist.





Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Life Eternal
02. Ride Or Die 666
03. Luciferian
04. Priesthood Of Darkness
05. Innsmouth Royalty
06. Live By The Sword
07. Ludovico
08. Last Bastions Of Doom
Band Website: www.facebook.com/cardinalsfolly
Medium: CD, LP, digital
Spieldauer: 40:56 Minuten
VÖ: 27.10.2023

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20.11.2023 Live By The Sword(8.0/10) von baarikärpänen

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