Jord - Tundra | |
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Review von Zephir vom 06.11.2023 (5446 mal gelesen) | |
Damit es nicht zu Verwechslungen kommt: Bei den relativ jungen Atmospheric/Post-Black-Metallern JORD handelt es sich nicht um das gleichnamige französische Duo, das 2017 in Auflösung zerging, sondern um ein neu gegründetes Trio aus Schweden. 2020 formierte ein Herr namens Jurg das Projekt als One-Man-Show, um sich Natur und Mystik seiner Heimat auf musikalischem Wege anzunähern, und brachte zwei Alben heraus - "Sol" (2021) und "Måne" (2022). Ende 2022 sollen zwei weitere Musiker hinzugestoßen sein; insgesamt ist die Informationslage zu JORD aber mehr als rar und zudem widersprüchlich. Die Bandcamp-Seite gibt anders als der Promoter des nunmehr dritten erschienenen Albums bekannt, einziges Bandmitglied sei ein gewisser Jörgen Ström; die Encyclopaedia Metallum schweigt sich aus, zumindest über JORD. Mastermind Ström ist immerhin auffindbar (nämlich hier). Und das ist auch gut so! An der Qualität kann die wenige Publicity nämlich nicht liegen, denn "Tundra", die neue und meines Wissens als Trio eingespielte Platte, ist die Überraschung schlechthin. In einer einnehmenden Mischung aus Post Metal, Ambient, Black Metal und Blackgaze träumt sich "Tundra" durch eine Welt, die Fans von ALCEST, AMESŒURS, vielleicht auch BORKNAGAR in die eine oder AGALLOCH in die andere Richtung gefallen wird. Die Kompositionen sind harmonisch ('Mara') und mitunter etwas rockig ('Vilddjurets Hjärta'), wobei auch progressivere Konstruktionen nicht fehlen ('Kyla'). Immer wieder wechselt eingängiges Riffing mit atmosphärischer Weite, heftigem Blastbeat und versonnenen Interludes, alles garniert mit heiser-harschen Vocals. Für eine Portion Melancholie sorgen Piano-Klänge und 6/8-Takt in 'The Fall', hier werden Reminiszenzen an ELDERWIND lesbar. Auch verhalten-fremdelnde cleanere Stimmen kommen zum Einsatz, so im Titeltrack 'Tundra', der seines Zeichens als atmosphärisches Outro ein einziges transparentes Klanggemälde malt. Als Gastsänger werden übrigens Ken Romlin (NIGHT CROWNED) und Erik Molarin (Ex-BESEECH) gelistet, allerdings entzieht sich meiner Kenntnis, an welchen Stellen die beiden zu hören sind. Obwohl ein Teil der Musik von dieser ganz besonderen Wärme des Post-Genres durchzogen ist, die unter anderem durch ausladendes Gazer-Riffing zustande kommt, klingen immer wieder frostige Black-Metal-Elemente durch, und hier und da wird die Stimmung durch sparsam eingesetzen Synthesizer und unterkühltes Drumming regelrecht urban. Dazu passt, dass es inhaltlich um archaische Gottheiten und nordische Mythologie geht, wobei sich die Lyrics gleichsam auf moderne Analogien beziehen. Ich kann es nicht anders zusammenfassen, als dass "Tundra" von JORD für mich eines der größten Highlights 2023 ist. Anders als manch anderes Atmospheric/Post-Black-Machwerk verlieren sich JORD nicht in ewiggleichen Metren und Harmonien, sondern liefern mit "Tundra" 40 Minuten abwechslungsreiche Bestleistung im Genre. Dabei ist die Produktion sauber, aber nicht zu glattpoliert. Wer zwischen Schwarzmetall und Post Rock schwankt, sollte unbedingt einmal reinhören. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Mara 02. Själens Död 03. The Fall 04. Vilddjurets Hjärta 05. Snöfödd 06. Kyla 07. Tundra | Band Website: www.facebook.com/jordsounds/ Medium: CD Spieldauer: 40:00 Minuten VÖ: 03.11.2023 |