Livebericht Lacuna Coil (mit Dommin und Deadlock) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Köln (Essigfabrik) - 24.02.2010 (36048 mal gelesen) |
Der verschneite Winter, der Deutschland seit Monaten fest im Griff hat, legt Ende Februar glücklicherweise eine Pause ein oder lässt kurz zumindest Ansätze von Frühling durchscheinen, Fakt ist jedenfalls, dass sich die Anreise zum LACUNA COIL-Gig in Köln als fast schon gefühlte Ausnahmen heute problemlos gestaltet. Die Italiener um Sänger Andrea Ferro und natürlich Frontschönheit Cristina Scabbia haben sich einen guten Tag für das Konzert ihrer aktuellen "Shallow Life"-Tour ausgesucht. Als Gäste haben sie zum einen DEADLOCK dabei und zum anderen die Newcomer DOMMIN. Nach dem Einlass um 19.00 Uhr dauert es noch ein bisschen, bevor die erste Band spielt und angesichts von drei Namen auf dem Billing füllt sich die Essigfabrik zunächst nur schleppend. Die stetig gewachsene Beliebtheit von LACUNA COIL spiegelt sich auch im reichhaltigen Merchandise-Angebot wider. Zu üblichen Preisen für den Headliner werden hier alle möglichen Shirts und sonstigen Devotionalien für alte und neue Fans feilgeboten. Die beiden Supportbands geben sich natürlich mit deutlich weniger Materialzufrieden, was sich allerdings auch angenehm in der Preisgestaltung bemerkbar macht - 15 Euro anstatt 30 Euro für ein Tourshirt sind schon ein ordentlicher Unterschied. Klar, es stehen natürlich ganz andere Kostenapparate dahinter und diverse andere Faktoren spielen hinein, es ist dennoch auch in Euro-Zeiten, in denen hohe bis verdammt hohe Preise bei Konzerten Alltag sind, schön, dass auch mal ansehnliche Tourware erschwinglich verkauft wird. Dafür jeweils gleich ein Lob an DEADLOCK und DOMMIN - selbstverständlich ist das nämlich nicht, oft stehen die Supports dem Headliner preislich nämlich nicht nach. Mittlerweile ist es schon deutlich nach 19.30 Uhr, fast schon nahe an 20.00 Uhr, und während die Essigfabrik immer noch recht langsam voller wird, verlöschen die Lichter und die fünf Jungs und ihr Mädel von DEADLOCK betreten die Bühne. Die vollständig vegane Band ist weiterhin mit ihrem vierten Album "Manifesto" im Gepäck unterwegs und spielt trotz genrefremder Einflüsse zumeist melodischen Death Metal. Die ordentlich klingende Mischung aus den überwiegenden Growls von Sänger Johannes und den clean gesungenen Anteilen von Sängerin Sabine macht auch live keinen schlechten Eindruck. Insofern sind DEADLOCK keine schlechte Wahl für die erste Band des Abends und passen zu LACUNA COIL. Dem anwesenden Publikum gefällt das deutsche Sextett offenbar auch, denn es gibt schon guten Applaus. Eine überzogene Bühnenshow wird nicht geboten, bis auf ganz nett koordiniertes Synchronschwingen der Matten konzentriert man sich stattdessen bei DEADLOCK ganz auf die Musik. Trotz der gar nicht mal leisen Rufe nach Zugaben ist nach einer guten Hand voll Songs dennoch Schluss, als es für die Fans am schönsten ist, aber das ist nun mal Schicksal einer Vorgruppe bei einem Gig. Kein übler Job für den ersten Support, auch wenn's nicht unbedingt meine Richtung war, unterhaltsam war's allemal, auch wenn die Band sich offenbar über ein klein wenig mehr Bewegung im Publikum gefreut hätte. Jetzt wird es wirklich spannend, jedenfalls aus Sicht des Reporters. Die zweite Vorband, DOMMIN, hat nämlich bei mir einen verdammt guten Eindruck mit ihrem jüngst veröffentlichten, sehr abwechslungsreichen Debüt "Love Is Gone" hinterlassen - 9.5 Punkte sprechen eine ausgesprochen deutliche Sprache. Und da diese Wertung nicht nach einmaligem Anhören zustande kam, sondern nach etlichen Durchläufen, ist die Frage natürlich, wie gut das Material und die Band live klingen. Schafft Kristofer Dommin es auch in natura so gut, die diversen Emotionen so zu transportieren, wie die CD es vermag? Die Bühne wird schon mal passend mit diversen Rosen an den Mikrofonen und Keyboard dekoriert, die Leinwand im Hintergrund bekommt das Bandlogo spendiert und in ein dunkles Licht getaucht betritt nach gut 20 Minuten Umbaupause das Quartett aus San Dimas die Bühne. Optisch könnte man von DOMMIN jetzt durchaus eher an Rock 'N' Roll-Klänge im Stile der 50er angelehnte Songs erwarten. Unmittelbar nach dem Einstieg mit 'New' ist jedoch schon klar, dass es bei den vier Newcomern so nicht aussehen wird. Leicht düster und stimmungsvoll traurig, ohne dabei in Klischees oder gar Selbstmitleid zu baden, in dieser bemerkenswerten Mischung wird schnell klar, dass das Material der Band tatsächlich auch live gut kommt. Trotz der immer noch nicht völlig auskurierten Krankheit, die fast schon eine Lungenentzündung geworden wäre, ist dem Frontmann nicht viel von der leicht angeschlagenen Gesundheit anzumerken. DOMMIN leben klanglich stark von Kris' Stimme und die hat auch Live-Qualitäten. Auch wenn der bescheidene Sänger und Gitarrist sich selbst nicht als besonders hochwertigen Sänger ansehen mag, wie er im Interview zu verstehen gibt: auf sein Material passt die Stimme wie die Faust aufs Auge. Nicht umsonst ist der nun folgende düstere Album-Opener 'My Hearts, Your Hands' kurz zuvor Single der Woche bei iTunes geworden - eines der Highlights des Albums ist auch live ein außerordentlicher Bringer. Nichts anderes lässt sich über die gut ausgewählten 'Tonight' und 'Dark Holiday' behaupten. Die auf "Love Is Gone" bereits wirklich guten Songs funktionieren auch live problemlos. Kris lässt auf der Bühne mit seiner exzentrischen Frisur ebenso wie Bassist Billy James mit der Elvis-Tolle optisch und stageacting-technisch deutlich den Rocker raushängen. Nach diesen vier Eigenkompositionen wird jedoch mit Ankündigung in die Coverkiste gegriffen. Das kann durchaus mal in die Hose gehen, DOMMIN schaffen es jedoch heute genau anders zu machen, in dem sie einen Song wählen, der nahezu perfekt zum Klang der Band passt. '(I Just) Died In Your Arms von CUTTING CREW ist im Original ein Song, der mir dank unermüdlicher Verwurstung auf 80er Samplern und im Radio - freundlich ausgedrückt - ziemlich mächtig auf den Keks geht. Wenn dieser Song dann allerdings als Coverversion plötzlich großartig wird, dann muss die Band irgendetwas verdammt richtig gemacht haben. Kris' Stimme passt ebenso wie die nicht übermäßig vom Original abweichende Instrumentierung, die dennoch den DOMMIN-Stempel aufgedrückt bekommt, gnadenlos auf den Song, der es tatsächlich schafft, ungeahnte Qualitäten zu entfalten. Ein wirklich wundervolles Cover, von dem man nur hoffen kann, dass er vielleicht mal als Studioversion erscheinen wird - zu wünschen wäre es absolut. Es heißt irgendwie schon was, wenn im Nachklang der Coverversion sogar das nervige Original wieder ungeahnten Charme versprühen kann. Leider ist nach dem grandiosen Abschluss mit 'Without End', bei dem die Band nochmals alles gibt, schon Schluss. Mehr gibt der Zeitplan leider nicht mehr her, die Mission Livetauglichkeit ist jedoch ganz klar erfüllt worden. DOMMIN haben mich jedenfalls auch in echt absolut überzeugt und ganz alleine kann ich mit der Ansicht nicht dastehen, denn auch die Amerikaner bekommen ordentlichen Beifall und ein paar vergebliche Rufe nach Zugaben. Hoffentlich sehen wir die Jungs in Kürze mal bei ein paar Headlinershows wieder, verdient wäre es allemal und es kann nur spannend sein zu sehen, was sie noch so alles in der Trickkiste haben. Setlist DOMMIN 01. New 02. My Heart, Your Hands 03. Tonight 04. Dark Holiday 05. (I Just) Died in Your Arms (CUTTING CREW Cover) 06. Without End Es wird nun langsam Zeit für den Headliner. Das sehen offenbar die Fans ebenso, denn mittlerweile ist die Essigfabrik tatsächlich gut gefüllt und man spürt, dass die Anwesenden jetzt LACUNA COIL sehen wollen. Das Publikum geht durch alle Altersschichten durch. Die Umbaupause dauert auch nur gut 20 Minuten, bis das Intro über die Leinwand flimmert. Als einzige Band des Abends verlassen LACUNA COIL sich nicht nur auf ihre eigene Optik, sondern garnieren die Songs mit noch mit Intro- und Extro-Filmchen sowie diversen Einspielungen dazwischen. Das ist ebenso nett anzusehen wie Sängerin Cristina, die natürlich einen absoluten Blickfang darstellt. Gibt sie sich anfangs noch züchtig und zugeknöpft in ihrem frackartigen Oberteil, so kommen später noch andere Kleidungsstücke zum Einsatz und die schaufreudigen männlichen Zuschauer dürften immerhin zeitweilig ein bisschen verstärktes Herzklopfen verspürt haben. Los geht's mit dem Opener 'Survive' vom aktuellen Album "Shallow Life", welches heute natürlich sehr deutlich mit acht Songs, also 2/3 des kompletten Albums, in der Setlist vertreten ist und damit auch fast die Hälfte des Konzerts ausmacht. Der Rest der Setlist wird ziemlich gleichmäßig von den beiden unmittelbaren Vorgängern "Karma Code" und "Comalies" bestritten. "Unleashed Memories" wird immerhin noch mit '1.19' bedachtm das war's dann allerdings auch der frühen Vergangenheit der Band. Anno 2010 sind LACUNA COIL mit dem eingeschlagenen Weg musikalisch so erfolgreich geworden, dass sie auch ganz klar den Schwerpunkt auf das hier und heute sowie die unmittelbare Vergangenheit legen. Damit liegen die Italiener, die heute übrigens ohne Bassist Marco Coti Zietali auskommen müssen, der wegen einer Schulterverletzung zeitweilig pausieren muss, beim Publikum allerdings goldrichtig. Sie werden nämlich kräftig abgefeiert. Man kann auch nicht behaupten, dass sie einen schlechten Job machen würden, denn die Form passt insgesamt, nicht nur bei der schönen Sängerin. Klar, Sangeskollege Andrea Ferro kann optisch noch nicht mal im Ansatz mit der Mailänder Augenweide mithalten, dafür bemüht er sich redlich um eine energiegeladene Performance. Optisch macht die Show daher insgesamt auch eine gute Figur, ohne nur auf Cristina zu setzen, die natürlich dennoch als Aushängeschild von LACUNA COIL die Akzente setzt. Dass 'Heaven's A Lie' und natürlich das überzeugende DEPECHE MODE-Cover 'Enjoy The Silence' jeweils einen Höhepunkt des Gigs darstellen, lag an sich schon bei der jeweiligen Ankündigung durch Cristina auf der Hand. Dennoch ist die Band selbst wohl angesichts des starken Mitsing-Faktors gegen Ende des Konzerts sichtlich mehr als angetan vom Kölner Publikum. Dennoch gibt es nach dem ersten Verlöschen der Lichter noch drei Zugaben von denen 'Not Enough' und 'Spellbound' beide sogar vom aktuellen Album stammen, bevor nach 'Our Truth' endgültig Schluss ist. LACUNA COIL tragen trotz der Kritik durch Fans der älteren Alben im Jahr 2010 vielleicht nicht zu Unrecht ein kräftiges Selbstbewußtsein zur Schau. Auch wenn viele Fans wohl nicht seit der ersten Stunde dabei sind, abfeiern können sie die Band jedenfalls ganz gewaltig. Das muss man auch erstmal hinbekommen. Mag sein, dass die Italiener also gar nicht auf dem Holzweg sind, wenn sie ein glückliches Publikum wie an diesen Februarabend in Köln nach gut 90 Minuten in die Nacht entlassen. Setlist LACUNA COIL 01. Survive 02. Underdog 03. Closer 04. I'm Not Afraid 05. Fragments of Faith 06. Tight Rope 07. 1.19 08. I Won't Tell You 09. Heaven's A Lie 10. Fragile 11. Wide Awake 12. To The Edge 13. The Maze 14. Swamped 15. Enjoy The Silence (DEPECHE MODE Cover) Encore: 16. Not Enough 17. Spellbound 18. Our Truth |