SLM - Trauerweideneinsamkeit | |
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Review von Zephir vom 13.06.2021 (6874 mal gelesen) | |
Wenn ein Projekt seinen Silberling "Trauerweideneinsamkeit" betitelt, dann liegt es schlicht in meiner Natur, daran nicht einfach vorbeigehen zu können, ohne mal reinzuhören. Wenn der Mastermind dann auch noch in Eigenregie annonciert, seine Musik sei "irgendwas mit Black Metal und Klavierfetisch", dann habe ich endgültig Blut geleckt. SLM heißt das Soloprojekt des Kölner Musikers, dem natürlich einerseits mit mir als Rezensentin das Glück des positiv voreingenommenen Wohlwollens zuteil wird. Andererseits: Auf mein Wohlwollen ist "Trauerweideneinsamkeit" mitnichten angewiesen, denn das Album übertrifft alle meine neugierigen Erwartungen. Wer hinter den poetisch überformten dendrologischen Songtiteln wie 'Moorerlenschatten' oder 'Blutahornerinnerung' etwas Kitschiges oder Albernes erwartet, der möge sich bitte eines Besseren belehren lassen. Hier stimmt einfach alles: Musikalisch im melodischen Schwarzmetall zuhause, ist die Musik reich garniert mit akustischen Ambientklängen, die mittels Klavier und Gitarre eine Atmosphäre zwischen neoklassischer Schwarzer Romantik und neo-folkiger Naturmystik erzeugen. SLM erinnert mich so an die un-kitschigen Momente von ALXANDER PAUL BLAKEs "Die Rückkehr Ins Goldene Zeitalter" (ja, die gab es). Zudem spielen die Kompositionen durchaus mit Schattierungen des Experimentellen, die sich vor allem in manch sperrigem Harmoniegefüge offenbaren. Damit liegt "Trauerweideneinsamkeit" irgendwo in der Schnittmenge von naturverbundenen Romantikern wie AETHERNAEUM und Avantgardisten wie NOCTE OBDUCTA. Wer allergisch auf synthetische Drums reagiert, sollte sich lieber zurückhalten, aber SLM ist nun einmal ein Soloprojekt – und als solches überzeugt mich das Werk des Künstlers in Gänze. Lediglich im Refrain von 'Birkenzweigewasser' verirren sich die Harmonien in das Vier-Akkorde-Pop-Schema und die Lyrics in den vielzitierten Reim von Herz und Schmerz, was im Gesamtkontext jedoch verzeihlich ist. Die pagan anklingenden Soundgefüge von 'Kastanienwaldschlacht' werden auch nicht jedermanns und jedefraus Sache sein, aber wer den Heidensturm der Nuller Jahre abgefeiert hat, in dessen Gemüt sollten wohlige Erinnerungen anklingen. Ohnehin ist das nur ein kurzer Ausflug: Auf "Trauerweideneinsamkeit" überwiegt die mystisch-kontemplative Stimmung der post-blackmetallischen Prägung. Ein Blick in die Releasehistorie von SLM offenbart übrigens eine kreative Eigensinnigkeit, die das Zeitalter der unabhängigen digitalen Publikation ermöglicht und die sich nur Künstler ohne vertragliche Knebelung erlauben können: 2018 veröffentlichte SLM noch ein elektronisches Avantgarde-Album namens "First(Love)"; das Akronym SLM, das da steht für "Strange Love Music", ist vermutlich noch ein Relikt aus dieser Ära. Mit "Inside" (2019) schlug der Mastermind dann den metallische(re)n Pfad ein, den er bis zum jüngsten Release noch einmal deutlich präzisieren und qualitativ verfeinern konnte. Kurzum: Das lyrische, brachiale, geheimnisvolle, offenbarende Album "Trauerweideneinsamkeit" ist bisher meine Entdeckung des Jahres 2021. Auf den Nachfolger bin ich gespannt. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Fichtennadelwerk 02. Trauerweideneinsamkeit 03. Moorerlenwinde 04. Birkenzweigewasser 05. Zedernholzspaltung 06. Kastanienwaldschlacht 07. Blutahornerinnerung 08. Buchenschattentraum | Band Website: www.strangelovemusic.de Medium: CD Spieldauer: 47:00 Minuten VÖ: 00.00.0000 |