Reissue des 2008er-Comebacks mit der Album-Premiere ihres Immer-Noch-Sängers Jack Meille. Heute noch genauso überzeugend wie damals und verdammt gut gealtert.
Was für einen finsteren, chaotischen Brocken haben uns denn da SORDIDE auf den Plattenteller geworfen. "Ainsi Finit Le Jour" ist sicher kein leichtes Werk. Lohnt sich der Trip in den Abgrund?
Ein abgedrehter Mix verschiedenster Genres erwartet uns auf dem vierten Album "Bodenhex" der Band VLIMMER. Genuss pur oder doch etwas zu viel für meinen Magen?
Ein Interview von Farvynn vom 30.06.2022 (20496 mal gelesen)
Kurz vor Release ihres neuen Albums "Lifestyle Of The Sick & Dangerous" ergab sich mir die Möglichkeit, mit Aleksi, dem DJ der Band BLIND CHANNEL, ein kurzes Interview zu führen. Nicht nur hat er mir freundlicherweise die Hintergründe beleuchtet, sondern auch gleich eine der wohl meistgestelltesten Fragen beantwortet, wie es den Jungs nach ihrem Auftritt beim ESC 2021 nun geht.
Hey Leute, erst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Gerade durch die sozialen Medien wie Instagram ist es offensichtlich, dass ihr im Moment nur auf Achse seid. Wie fühlt es sich für dich an, im Moment kaum zu Hause zu sein?
Aleksi Kaunisvesi: Hallo! Um ehrlich zu sein: Wir genießen es natürlich sehr! Wegen der Pandemie sind wir fast zwei Jahre lang nicht auf Tour gewesen, deshalb ist es ein ganz besonderes Gefühl, wieder auf Tour zu sein. Wir schätzen wirklich jeden Moment, den wir mit der Band auf Tour verbringen können.
Erst letzte Woche wart ihr in Berlin und habt im Sage Club gespielt, um eure neue Single "Don't Fix Me" zu promoten. Wie wurde die Promotion von den Gästen aufgenommen und wie war es für euch? Ich glaube, es war Joel, der so fasziniert von dem feuerspeienden Drachen war.
Aleksi Kaunisvesi: Es war unglaublich! Unsere Sänger Joel und Niko waren dort mit unserem Gitarristen Joonas. Sie spielten ein spezielles DJ-Set und die Leute schienen es zu lieben. Außerdem war es toll, dass die Jungs unsere deutschen Fans wieder getroffen haben.
In Finnland seid ihr bereits bekannt, wenn nicht sogar berühmt und letztes Jahr habt ihr mit der Teilnahme am ESC den Sprung über die Landesgrenzen hinaus geschafft. Wie sehr schätzt ihr diesen Erfolg im Hinblick auf euren internationalen Ruhm? Hättet ihr jemals gedacht, dass ihr es ohne ihn so vergleichsweise schnell geschafft hättet?
Aleksi Kaunisvesi: Unser internationaler Erfolg ist uns sehr wichtig! Unser Ziel ist es, weiterhin in der ganzen Welt zu touren und die größte Exportband unseres Landes zu werden. Es gibt also nichts Wichtigeres, als tolles Feedback von Leuten in verschiedenen Ländern zu bekommen, die unser Album hören und uns live sehen. Wir glauben, dass wir Jahre und mehrere Tourneen um die Welt brauchen, um eine der größten Rockbands der Welt zu werden und wir sind bereit dafür!
Nun steht Anfang Juli die Veröffentlichung eures vierten Albums "Lifestyles Of The Sick & Dangerous" an. Viele der Songs spiegeln immer noch eine persönliche Note wider, aber andere könnten auch einen eher politischen Hintergrund haben, wie zum Beispiel "Glory For The Greedy". Wollt ihr damit bewusst ein Statement setzen? Grob übersetzt wendet man sich gegen alle, die nur Geld im Kopf haben und hoffen, alles zu erreichen, was sie wollen.
Aleksi Kaunisvesi: Ich würde sagen, es geht nicht um Politik oder so etwas. Es ist eigentlich die Art von Song, bei dem fast jeder "böse" Text, den es gibt, etwas ist, das uns in verschiedenen Phasen unserer Karriere gesagt wurde. So viele Leute haben über die Jahre an unserer Band gezweifelt und Scheiße erzählt, also geht es mehr darum, diesen Leuten zu antworten und zu beweisen, dass wir an unsere Vision in unserer Musik glauben. Wir haben immer an unsere Vision in unserer Musik geglaubt und werden das auch immer tun.
Etwas Ähnliches höre ich bei "National Heroes" und "We Are No Saints". Nicht nur, dass die Lieder nahtlos ineinander übergehen, es ist, als wolltet ihr dem normalen Bürger die Augen öffnen, vor allem der jüngeren Generation. Alle höheren Institutionen wie Politiker und die Kirche sind korrupt und wir sollten ihrem Gerede und Handeln nicht blindlings folgen. Was ging euch durch den Kopf, als ihr diese beiden Lieder geschrieben habt? Immerhin sind das Aussagen, die man nicht leichtfertig macht.
Aleksi Kaunisvesi: Keiner dieser Songs handelt wirklich von Politik oder Kirche oder so etwas. Aber ja, die Augen zu öffnen ist genau das, was wir erreichen wollen. Nach unserem Durchbruch wurden wir in Finnland als Nationalhelden tituliert. Plötzlich sagte uns jeder um uns herum, was wir zu tun und zu lassen hatten. Wir waren stinksauer und schrieben 'We Are No Saints' als Comeback. Und natürlich wurde das Thema so viel größer als nur unser aktueller Ruhm, indem wir die korrupten und doppelzüngigen Besserwisser ins Visier nahmen.
Aber weg von all den kritischen Texten. Gerade bei den jüngeren Hörern seid ihr beliebt. Ihr seid ja selbst noch jung und wart 20 Jahre alt und noch jünger, als BLIND CHANNEL gegründet wurde. Wie nah könnt ihr den Fans überhaupt sein? Ich nehme an, ihr bekommt alle genug Briefe von jungen Damen. Ich könnte zumindest verstehen, wie sich eure weiblichen Fans fühlen könnten.
Aleksi Kaunisvesi: Wir lieben und respektieren unsere Fans sehr. Sie sind diejenigen, die das alles möglich machen. Aber hinter den Shows und der Musik sind wir ganz normale Menschen und wir müssen lernen, dass wir nicht immer verfügbar sein müssen. Viele Leute kennen uns als Künstler, aber nur sehr wenige persönlich außerhalb des Bühnenlichts.
Ab Ende August führt euch euer Weg für eine Tournee wieder durch Europa. Besonders Deutschland und England sind mit vergleichsweise vielen Konzertterminen dabei. Liegt es einfach daran, dass die Fanbase hier viel größer ist? Allein in Frankreich fallen mir noch ein paar Orte ein, aber auch dort ist nur ein Konzert geplant.
Aleksi Kaunisvesi: Im Moment ist unsere Fanbase in Deutschland und England sicher etwas größer, also macht es mehr Sinn, dort zu spielen. Aber da wir die Paris-Show in Frankreich im Vorprogramm von ELECTRIC CALLBOY verpasst haben, freuen wir uns sehr darauf, dort zu spielen! Außerdem bin ich mir sicher, dass wir auch 2023 wieder in Europa sein werden, so dass wir dann vielleicht sogar in noch mehr Städten, zum Beispiel in Frankreich, spielen könnten.
Um beim Tourleben zu bleiben: Ihr spielt nicht nur in kleinen Hallen, sondern habt auch schon das eine oder andere Festival gerockt, wie zum Beispiel das Rockharz Open Air hier in Deutschland 2018. Unweigerlich stelle ich mir immer die Frage, welche Art von Konzert ihr am liebsten spielt. Steht ihr lieber auf der großen Bühne eines Festivals oder eines Stadions oder mögt ihr es lieber kleiner im Club?
Aleksi Kaunisvesi: Es ist wirklich schwer, sich für eins zu entscheiden. Wir genießen alles. Wir freuen uns wirklich darauf, wieder auf europäischen Festivalbühnen zu spielen. Aber um ehrlich zu sein, ist es etwas ganz Besonderes, kleinere Clubshows zu spielen. Ich denke, eine der besten Shows, die wir hatten, war dieses Jahr in Hamburg. Es war eine riesige Halle mit 6.000 Leuten oder so, aber es fühlte sich an wie eine intensive Clubshow.
Ich habe da wieder eine Frage, mehr oder weniger in eigener Sache: Am Ende von 'Thank You For The Pain' klingt es wie eine alte, ziemlich verzerrte Radiosendung, und ihr sprecht etwas auf Finnisch. Kannst du mir vielleicht übersetzen, was das bedeutet? Auch weil in meinem Promoblatt steht, dass ihr eigentlich gegen das Singen in eurer Muttersprache seid. Das scheint mir also ein bisschen paradox zu sein.
Aleksi Kaunisvesi: Das Ende besteht tatsächlich aus alten Clips der Band auf Finnisch. Meistens sind es kleine Clips, in denen die Jungs erzählen, wie besonders es sich anfühlt, in einer anderen Stadt auf Tour zu gehen und wie aufregend es ist. Das war vor fast 10 Jahren, also wollten wir diese Sätze in unser Album einbauen, da wir immer noch genauso empfinden, auch wenn die Veranstaltungsorte heute ein bisschen anders sind als vor acht Jahren. Außerdem ist es ein lustiges kleines Osterei für unsere internationalen Fans, ein bisschen Finnisch auf unserem Album zu hören. Im allerletzten Clip vor Ende des Songs erzählt Joel auf Finnisch, dass die besten Momente unserer Karriere die sind, die wir mit unserer Band verbringen können.
Leider ist unsere Zeit schon zu Ende, und ich möchte das Interview nicht künstlich in die Länge ziehen. Das neue Album macht auf jeden Fall viel Spaß, und ich kann es kaum erwarten, euch endlich selbst live zu sehen. Ich danke dir für deine Zeit und würde mich freuen, wenn du unseren Lesern ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben könntest.
Aleksi Kaunisvesi: Vielen Dank für die Einladung! Wir hoffen, dass den Lesern unser neues Album wirklich gefällt. Wir können es kaum erwarten, alle live zu sehen!
THIRD WAVE bezeichnen die Klänge auf ihrem Zweitwerk "Metamorphosis" als 'Progressive Metal Core'. Wenn man manchmal mathematische, meist metallische, mindestens moderne Mucke von fünf gutaussehenden, hoffnungsvollen, talentierten Youngsters so nennen will, stimmte ich zu. Und siehe da (oder hier): Nein, die Jugend ist nicht nur schei...