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Northwind - History

Review von Divine Victim vom 25.06.2020 (9389 mal gelesen)
Northwind  - History Nur selten spricht mich ein direkter Albumtitel so sehr an wie "History". Die erste Band an die man zweifelsohne denken muss, ist SABATON. Aber nein, es wird zwar melodisch, aber wir haben hier keinen Powermetal. In Richtung Pagan- und Black Metal wie AMON AMARTH oder OBSCURITY geht es auch nicht. IRON MAIDEN? Schon eher; NORTHWIND spielen klassischen Heavy Metal mit einem Hauch Epik hier und da, der oft in den Hard Rock überfließt.

Bei meinem letzten Review von ANCIENT CURSEs starken Comeback nach 23 Jahren dachte ich, dass das schon lange war. Ach was, NORTHWIND aus Griechenland toppen das noch mal um zehn Jahre. 1981 gegründet, veröffentlichten sie zwei Jahre später ihr Debüt "Northcomin" und 1987 das zweite Album "Mythology", dessen simpler Titel eine ähnliche Faszination versprüht wie "History". Während sie mit dem Debüt der Pionier der Heavy Metal-Bewegung in Griechenland waren, haben sie spätestens mit "Mythology", was von vielen als eines der besten griechischen Alben aller Zeiten angesehen wird, ihren Stil gefunden und sich den Platz als einer der legendärsten Bands des klassischen Stahls in Griechenland ergattert.

Nachdem man sich beim Vorgänger, wie der Name bereits verrät, mit der inhaltsreichen griechischen Mythologie auseinandergesetzt hat, ist nun die Geschichte Griechenlands mit vielen ihrer Charaktere dran. Man erkennt es bereit am tollen Albumcover, ein Gemälde von Jean-Léon Gérôme, das den vor seiner Tonne sitzenden Diogenes von Sinope zeigt, ein antiker Philosoph, der den Quellen nach freiwillig das Leben eines Armen führte und deshalb in einer Tonne hauste. Besonders berühmt ist er für seinen Kontakt mit Alexander dem Großen. Auf die Frage eben jenes bekannten und erfolgreichen Königs, ob er einen Wunsch hätte, soll er lediglich geantwortet haben: Geh mir nur ein wenig aus der Sonne. Neben diesen bekannten Persönlichkeiten, werden andere Lieder auch weniger bekannten Individuen gewidmet; zum Beispiel Aristodemus, ein spartanischer Krieger, der als einer von zwei Spartanern die berühmte und oft falsch dargestellte Schlacht bei den Thermopylen überlebte. Auch die Schlacht bei Marathon oder Pyrrhos I., der letztlich gescheiterte Verteidiger Griechenlands gegen Rom, sind der Inhalt weiterer Lieder. Somit bietet damit das Album inhaltlich eine sehr große Vielfalt.

Bassist Theodoros Doulamis, Sänger auf dem Debüt, ist das einzige Gründungsmitglied und steuert Backingvocals bei. Thanasis Tsimoudis sitzt seit "Mythology" hinter den Drums und Gitarrist ist Kostas Papadopoulos-Papadimitriou. Mit Dimosthenis Dovas hat man einen neuen Sänger und er macht seine Sache richtig gut. Dank einer an sich schon hohen und melodischen Stimmlage klingt er des Öfteren nach Dio, obwohl seiner Stimme da manchmal die Rauheit fehlt. Generell passt sie aber zum traditionellen Sound und versetzt einen zurück in die 80er und genau das zieht sich durch die ganze Platte. Obwohl es musikalisch auch sehr variantenreich ist, klingt es immer traditionell. Ein Grund dafür ist, dass man für den Aufnahmeprozess das gleiche Studio wie für "Mythology" vor 33 Jahren gewählt hat, um gezielt den eigenen Sound von damals zu wahren.

Im Opener 'The Wooden Walls', im dritten Track 'Soldier's Pay' sowie dem Finisher 'The Dog', in dem es um eben jenen Diogenes geht, bleibt es ziemlich klassisch und teilweise sehr rockig. Hier sticht besonders 'Soldier's Pay' mit seinem sehr eingängigen Chorus heraus, der Opener gefällt mir auch, aber der Finisher rauscht eher an mir vorbei. Hierbei meine ich nicht, dass der Song schlecht ist, Fans des 70er Hard Rocks sollten definitiv daran Gefallen finden, für mich ist er aber nichts. Während der vierte Track 'My Dying Day' eher untergeht, nimmt das Album danach richtig Fahrt auf und aufgepasst, es wird wieder episch. NORTHWIND beweisen, dass ihr Gespür für Epik nicht nachgelassen hat. 'First Shot' und 'Aristodemus The Hero' sind episch melodische Mid-Tempo-Kracher, 'Pyrrhos The Eagle' ist etwas schneller, sehr energiegeladen und sticht besonders durch das tolle Gitarrenspiel heraus; nur selten reißt mich ein Solo so sehr mit. Das melancholische 'Cry Free - Die Free' ist dahingegen eher atmosphärisch, langsam und ruhig. Auch hier haben wir musikalisch ein sehr hohes Niveau.

Meine absoluten Highlights habe ich jedoch ausgelassen, den zweiten Track 'King Alexander The Third' und Track sechs 'Marathon March'. Sie sind nicht nur sehr eingängig, mitreißend und höchst episch, sondern auch vom Gesang und von der Musik am besten, was vielleicht auch am präzise an den richtigen Stellen eingesetzten Keyboard liegen könnte. Im Unterschied zu den meist sehr starken anderen Songs gibt es hier nochmal das gewisse Etwas, was Lieder so einzigartig macht. Alles in allem erinnern diese beiden Songs sehr an WARLORD und LORDIAN GUARD, was mir persönlich natürlich gut gefällt.

Fazit: Die Band untermauert durchaus, warum sie in der griechischen Szene so anerkannt ist. Sie können Epik und liefern somit 52 wirklich unterhaltende Minuten ab, bei denen man Lust auf mehr bekommt. Mit dem Album spricht man eigentlich jeden an, der seinen Stahl traditionell mag. Hierbei bevorzuge ich aber die Songs, bei denen der Hard Rock-Sound nicht ganz so prägnant ist. Zum Glück sind diese Songs ganz klar in der Überzahl. Alles in allem kann man nur nochmal betonen, dass das Album episch, melodisch und vielseitig ist und dank teils fantastischer Songs definitiv überzeugt!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Wooden Walls
02. King Alexander The Third
03. Soldier's Pay
04. My Dying Day
05. First Shot
06. Marathon March
07. Pyrrhos The Eagle
08. Aristodemus The Hero
09. Cry Free - Die Free
10. The Dog
Band Website: www.facebook.com/NorthwindbandGreece
Medium: CD
Spieldauer: 52:30 Minuten
VÖ: 29.05.2020

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25.06.2020 History (8.5/10) von Divine Victim

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