Reissue des 2008er-Comebacks mit der Album-Premiere ihres Immer-Noch-Sängers Jack Meille. Heute noch genauso überzeugend wie damals und verdammt gut gealtert.
Was für einen finsteren, chaotischen Brocken haben uns denn da SORDIDE auf den Plattenteller geworfen. "Ainsi Finit Le Jour" ist sicher kein leichtes Werk. Lohnt sich der Trip in den Abgrund?
Ein abgedrehter Mix verschiedenster Genres erwartet uns auf dem vierten Album "Bodenhex" der Band VLIMMER. Genuss pur oder doch etwas zu viel für meinen Magen?
Ein Interview von Eddieson vom 12.04.2021 (25169 mal gelesen)
Früher als gedacht können NECROTTED ihr neues Konzept-Geschoss "Operation: Mental Castration" in die Regale der Republik stellen, woran die anhaltende Pandemie nicht ganz unschuldig ist. Die Brüder Fabian (voc) und Phillip (git) erzählen etwas mehr zu den Umständen und natürlich dem Album an sich.
Hallo nach Süddeutschland! Wie geht es im NECROTTED-Headquarter?
Fabian: Hallo Jan! Uns geht es soweit bestens, wir können nicht klagen.
Seit einiger Zeit ist euer neues Album "Operation Mental Castration" zu haben. Wie sind die Reaktionen bisher auf das Album?
Philipp: Die Reaktionen auf unser neues Album sind wirklich grandios. Das haben wir in der Form gar nicht erwartet. Sowohl in der Fachpresse wird "Operation: Mental Castration" hochgelobt als auch von den Fans. Überall erhalten wir positive Rückmeldungen und nicht selten wird die neue LP als unser bestes und ausgereiftestes musikalisches Werk bislang bezeichnet. Letzteres sehen auch wir selbst definitiv so.
Der Albumtitel ist ja schon mal sehr interessant. Was wollt ihr uns damit sagen?
Fabian: "Operation: Mental Castration" ist ein Konzeptalbum durch und durch, das chronologisch die Geschichte eines Protagonisten erzählt, der die Zustände in unserer Welt kritisch hinterfragt. Es beschäftigt sich letztendlich mit den ökonomischen und sozialen Zwängen, die auf den einzelnen Menschen in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem einwirken. Wenn dann jemand wie unser Protagonist als mündiger Bürger gewisse Zustände anprangert und ändern möchte, wird er unterschwellig durch soziale Normen wieder auf Spur gebracht. Diesen Vorgang haben wir metaphorisch als mentale Kastration bezeichnet.
Ihr legt auch besonderen Wert auf eure Texte, mit denen ihr auch eine Message rüberbringen wollt. Worum geht es in den Texten auf dem neuen Album?
Fabian: Uns war es schon immer wichtig, mit unserer Musik eine Botschaft zu vermitteln, insbesondere auch eine politische. Musik beziehungsweise Kunst generell ist dafür ja seit Jahrhunderten ein gängiges Mittel. Diese Möglichkeit der künstlerischen Expression wollen wir persönlich da natürlich nicht ungenutzt lassen. Dabei beschäftigten wir uns teilweise mit sehr aktuellen Themen. Konsumzwang, Leistungsdruck, der Einfluss von Social Media, moderne Volkskrankheiten wie Depressionen und Schlaflosigkeit und so weiter – all das und vieles mehr wird auf "Operation: Mental Castration" behandelt.
Seit einem Jahr hat uns nun Corona fest im Griff und für Bands ist die Situation mehr als bescheiden. Inwieweit hatte die Corona-Situation Einfluss auf "Operation Mental Castration"?
Philipp: Ich behaupte mal, dass ohne Corona unser neues Album nicht bereits im März 2021 in den Regalen stehen würde. Da wir für das Frühjahr und den Sommer 2020 eigentlich für einige Konzerte und Festivalauftritte bestätigt waren, hatten wir ursprünglich geplant, erst im Spätjahr 2020 ins Studio zu gehen und unsere neue LP zu produzieren. Durch die Pandemie wurde plötzlich ganz viel Zeit frei, die insbesondere Johannes und ich intensiv für das Songwriting genutzt haben, sodass das Album relativ schnell geschrieben war und wir bereits im Mai 2020 ins Studio konnten, um die zehn Songs aufzunehmen.
Eine große Release-Party ist ja unter den momentanen Umständen nicht möglich. Habt ihr dennoch das Release in irgendeiner Form gefeiert?
Philipp: Ja, das haben wir. In engem Kreise mit viel Bier und einem kleinen Darts-Turnier bei mir zu Hause. Dass wir uns als komplette Band alle zusammen persönlich gesehen haben, ist mittlerweile jedoch schon über ein halbes Jahr her ...
Zehn Songs sind auf dem Album gelandet. Hattet ihr auch tatsächlich nur zehn Songs für das Album geschrieben und aufgenommen, oder liegen noch irgendwo Songs auf Halde, die dann später noch für irgendwas verwendet werden?
Philipp: Nein, es gibt keine unveröffentlichten Tracks oder sonstiges Material, das es nicht auf das Album geschafft hat. Wir sind mit diesen zehn fertigen Songs ins Studio, haben alle aufgenommen und alle veröffentlicht. Das ist bei uns eigentlich immer so. Natürlich befinden wir uns aber auch schon wieder beim Ideensammeln für neues Material. Das ist ja ein kontinuierlicher Schaffensprozess. Stillstand gibt es nie!
Wie ging es euch nach dem Videodreh zu 'Compulsory Consumption'?
Fabian: Sehr, sehr schlecht. Körperlich zum einen, zum anderen aber auch psychisch beziehungsweise moralisch. Das Musikvideo kann durchaus verstörend wirken, aber Song und Video haben ja auch eine Message. Sie kritisieren den Konsumfetischismus der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und den systemischen Konsumzwang, der auf die in ihr lebenden Individuen einwirkt. Filmisch dargestellt haben wir diese Thematik eben durch die zu sehende exzessive Fressorgie, in der wir fünf Bandmitglieder auch als Darsteller auftreten. Moralisch hat man sich nach dem Videodreh wegen der Lebensmittelverschwendung schlecht gefühlt. Körperlich ging es einem schlecht, weil ... nun ja, ich denke, das geht aus dem Video hervor. Es ist jedenfalls keine Fake-Kotze zu sehen, wenn Markus, Koray und ich uns gegen Ende des Videos übergeben. Da merkt man erst mal, was ungesundes Essen in solchen Mengen alles im Körper anrichtet.
Leute, ich wünsche mit dem Album ganz viel Erfolg, bleibt gesund, und die letzten Worte gehören euch.
Fabian: Vielen lieben Dank für das Interview! Wir hoffen, unser neues Album "Operation: Mental Castration" gefällt, hört auf jeden Fall mal rein. Und hoffentlich kommen wir auch bald in den Genuss, die neuen Songs live auf der Bühne spielen zu können und dann den einen oder die andere von euch im Publikum zu sehen.