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Interview mit Maria Hänninen von Mount Mary

Ein Interview von baarikärpänen vom 22.03.2021 (25248 mal gelesen)
MOUNT MARY aus Finnland haben gerade ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht. Classic Rock, dem man die Erfahrung der Mitglieder zu jeder Sekunde anhört. Grund genug also, um bei einem netten Plausch etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Bei all den vielen guten Bands aus Finnland, die Heavy-, Symphonic, Gothic- oder Death Metal zocken, vergisst man schnell auch mal, dass die hiesige Szene auch jede Menge Truppen zu bieten hat, die einfach nur grundehrlichen Classic Rock spielen. Als ein Beispiel seien HAVANA BLACK genannt, die weit über die Grenzen des Landes treue Ahänger hatten. Auch wenn es noch weit ist, bis sie diesen Status erreichen werden, starten MOUNT MARY gerade mit ihrem Debüt so richtig durch. Eine Band, deren Mitglieder auf zum Teil jahrzehntelange Erfahrung im Musikgeschäft zurückblicken können. Da ihr Erstlingswerk bei uns im Review sehr gut bewertet wurde, was lag also näher, als sich mit Maria Hänninen, Sängerin und Gitarristin der Band, mal ausführlich über das Album zu unterhalten. Natürlich kamen auch andere Themen nicht zu kurz.
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Maria, lass mich dir vorab zum großartigen Album gratulieren. Ein echtes Schätzchen in Sachen Classic Rock/Hard Rock. Ihr alle in der Band wart/ seid ja ziemlich beschäftigt mit vielen anderen Projekten oder im Studio. Wann hattest du denn zuerst die Idee für MOUNT MARY?

Maria Hänninen: Vielen Dank! Wir sind echt froh, daß das Album nun endlich veröffentlicht ist, und die Leute haben uns bisher ein großartiges Feedback gegeben. Im Sommer 2018 war ich in einem richtigen Flow und die Riffs kamen mir nur so zugeflogen und haben mich einfach nicht mehr losgelassen. Also habe ich angefangen, Demos aufzunehmen. Eh ich mich versehen hatte, waren schon sieben Songs fertig, inklusive der Texte. Ich habe die Demos bei mir Zuhause mit Gitarre, Bass und einem vernünftigen Mikrofon selbst eingespielt. Die Gesangslinien und Texte kamen mir wirklich einfach so zugeflogen. Ich war dann Gast auf einer Opening Party im E-Studio, wo unser Gitarrist Petri Majuri als Produzent und Engineer arbeitet. Wir beide kennen uns schon sehr lange durch unsere Arbeit im Seawolf-Studio in Suomenlinna, wo ich auf verschiedenen Alben als Musikerin beteiligt war, während Petri die Scheiben produziert hat und teilweise auch als Gitarrist zu hören ist. Wir kamen also ins Gespräch und wir beide waren der Meinung es wäre mal wieder schön, etwas zusammen aufzunehmen. Ich habe ihm dann meine Demos zugeschickt und jetzt stehen wir hier mit unserem Debüt.

Was war deine Hauptinspiration, der Grundgedanke, hinter MOUNT MARY und wie bist du zu deinen Mitstreitern gekommen? Im Grunde seid ihr ja eine Art finnische Supergruppe in Sachen Rock.

Maria Hänninen: Zur Entstehung habe ich dir ja schon in der vorherigen Frage einiges erklärt. Jukka Jylli, unser Bassist, und ich sind uns im Laufe der Jahre sehr oft über den Weg gelaufen und wir haben immer mal wieder darüber gesprochen, wie toll es wäre, an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Als es also darum ging, den perfekten Bassisten für MOUNT MARY zu finden, war Jukka logischerweise die erste und auch einzige Wahl. Was den Platz hinterm Schlagzeug angeht, war die Sache etwas komplizierter. Bevor wir überhaupt einen Namen für die Band hatten, haben wir einige Proben mit einem Drummer gespielt. Der war letztendlich aber zu sehr beschäftigt mit seiner anderen Band. Immerhin konnten wir so vorab schon mal feststellen, ob die Songs überhaupt funktionieren. Ich erinnerte mich dann an diesen tollen jungen Drummer von Tom Eklund & Liivit Boys Club, bei denen ich als Sängerin mit auf der Bühne stand. Otto Haapanen, so sein Name, kam also bei uns vorbei und es hat einfach gepasst. Fehlte nur noch der Name für die Band. Jukka kam dann mit der Idee MOUNT MARY, was sich super angehört hat. Mein Bruder Ville hat dann gleich mal das Logo entworfen, das du jetzt auf dem Cover sehen kannst. "Supergruppe"? Na ja, wir sind alle schon sehr aktiv in der finnischen Szene. Ich singe und spiele zum Beispiel Gitarre, Bass, Violine, Piano, Percussion, sozusagen eine Rock-Moulinex (lacht). Im Laufe der Zeit war ich an über 100 Alben beteiligt, bin mit vielen finnischen und internationalen Acts getourt. Mit dem leider kürzlich verstorbenenen Ken Hensley (URIAH HEEP) war ich seit 2013 immer auf der Bühne, wenn er in Finnland aufgetreten ist. Er hat unter anderem auch an dem Text meiner Maxi "Frozen" mitgeschrieben und freundlicherweise die Hammond im Studio eingespielt. Im Moment arbeite ich noch als Sängerin mit Corky Laing (MOUNTAIN), der gerade dabei ist, neue Songs zu schreiben. Petri, unser Gitarrist, spielt seit frühester Jugend in Bands und war Teil der international sehr bekannten HAVANA BLACK. Er hat sich aber auch einen Namen als Produzent gemacht, für große Acts wie 69 EYES, MICHAEL MONROE oder BILLY COBHAM. Zu Jukka muss man nicht mehr viel sagen. Er war Teil der besten Progressive/ Psychedeic Band, die Finnland jemals hatte, KINGSTON WALL. Darüberhinaus ist er einer der begehrtesten Studiomusiker in Finnland und war/ist Teil von Bands wie ZOOK, SAUNABADH oder DRINK FLOYD. Bleibt noch unser Nesthäkchen Otto, der trotz seiner jungen Jahre schon in etlichen Bands gespielt hat und vor allem mit THE EMPIRE STRIKES quer durch Europa getourt ist. Sein Vater, Jami Haapanen, war übrigens Drummer der legendären finnischen Band MELROSE.

Der erste Song, der veröffentlicht wurde, war 'I'm Like A Mountain' und er erschien bereits im Sommer 2019. Ihr habt also eine Menge Zeit gehabt, an den Songs zu arbeiten. Oder gab es bereits fertige Songs oder Ideen, auf die zurückgegriffen werden konnte? Was kannst Du uns zum Rest des Materials sagen?

Maria Hänninen: Wie ich bereits erwähnte, hatte ich ja schon sieben Songs fertig. Wir haben zuerst 'I'm Like A Mountain', 'October', 'No Getaway' und 'Silent Hell' fertiggestellt, zuerst die Basic Tracks, dann mit Petri die Gitarrenparts ausgearbeitet. In einer zweiten Session haben wir dann den Rest der Songs aufgenommen, die auf dem Album zu hören sind. 'Spine Made Out Of Willow' und 'Holy Matrimony' sind die ältesten Songs, die ich geschrieben habe, aber sie haben perfekt zum Rest des Materials gepasst. 'Too Much Time', Ode To The Forest' und 'Footprints In The Dark' sind dann während dieser Sessions entstanden. Wie beim Rest habe ich auch zuerst die Demos bei mir aufgenommen, wir haben sie dann während einer Probe ausprobiert und schließlich aufgenommen. Es gibt noch einen weiteren Demosong, der es dann aber leider nicht auf's Album geschafft hat.

Du bist die Hauptsongwriterin, aber welchen Einfluß hatten Jukka, Petri oder Otto auf die Stücke?

Maria Hänninen: Wie die Songs entstanden sind, habe ich ja schon erwähnt. Natürlich würden die Songs ohne den Input der anderen Musiker niemals so klingen, wie sie jetzt auf der Platte sind. Wenn wir die Songs im Proberaum live gespielt haben, war es ganz einfach zu erkennen, was noch hinzugefügt werden muss oder was man weglassen kann. Wenn ich den Bass für die Demos einspiele, dann passiert es schon mal, daß ich einfach zu viel will, es also übertreibe. Mit dem Können und der Erfahrung von Jukka war es dann ganz einfach, das zu ändern. Er hat das ganze entschlackt, hat da wo es nötig war ein paar Licks gespielt oder einen tollen melodischen Basslauf, ganz wie er es für richtig hielt. Es war auch toll, dass Otto geich die richtigen Drums eingepackt hatte, die er für die Aufnahmen brauchte. Auf meinen Demos hatte ich entweder nur Drumsamples oder auch gar keine Drums. Otto wusste aber intuitiv haargenau, was er zu spielen hatte. Was die Gitarren betrifft, war es eine tolle Erfahrung, mal wieder auf die E-Gitarre zurückzugreifen bei einer Studioaufnahme, was ich vorher nicht so oft gemacht habe. Aber schließlich hatte ich ja alle Riffs oder Akkorde für das Demo auch mit ihr eingespielt. Neu war für mich übrigens, dass ich auch einen Teil der Soli übernommen habe. Die hatte ich auch schon auf dem Demo, aber die anderen Jungs meinten, sie wären so gut, sodass ich nun auch auf 'Mean Old Woman', 'No Getaway', 'Too Much Time' und 'Spine Made Out Of Willow' (da mit Petri zusammen) mit meinen Soli zu hören bin. Geholfen hat natürlich die immense Erfahrung von Petri, sowohl als Gitarrist als auch als Produzent. Wir hatten einen wirklich fruchtbaren Austausch darüber, wie die Gitarren klingen sollten. Und Petri ist wirklich ein echter Zauberer am Soundboard. Ihm ist es zu verdanken, daß sich die Gitarren auf dem Album frisch anhören und nicht wie ein müder Abklatsch von anderen Alben anderer Bands. Klar, wenn wir die Songs geprobt haben, kamen tolle Ideen von allen Beteiligten. Hier eine Pause, da ein Akkordwechsel, eine Wiederholung eines bestimmten Parts und so weiter. 'October' zum Beispiel war in der Urfassung fast schon langweilig und hatte nicht diesen tollen Solopart. Es war die Idee von Jukka, die Strukturen des Songs einfach mal für diesen Part zu ändern.

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Einige der Songs, z.B. 'I'm Like A Mountain' oder 'Holy Matrimony', sind schon angelehnt an Vorbilder wie DEEP PURPLE oder LED ZEPPELIN. Ehrlich gesagt höre ich euren selbstgewählten Vergleich mit RIVAL SONS höchstens bei einem einzigen Stück. Abgesehen von den genannten Bands, welche anderen musikalischen Vorbilder haben für dich eine Rolle gespielt beim Schreiben?

Maria Hänninen: Wenn ich das für mich beantworten soll, dann gibt es da viele verschiedene Einflüsse. Ich hatte meinen ersten eigenen Plattenspieler relativ spät, ungefähr als ich mein Elternhaus in Rantasalmi (Ost-Finnland) verlassen habe, um in Helsinki Musik zu studieren. Wir hatten schon einen Plattenspieler im Haus meiner Eltern, aber ich war eher der Cassetten-Typ. Heißt, ich habe vor dem Radio gesessen und fleißig aufgenommen. Einzelne Songs waren mir also wesentlich lieber wie komplette Alben einer bestimmten Band. Riffs waren mir immer am wichtigsten. MOUNTAIN, KANSAS, URIAH HEEP, LYNYRD SKYNYRD, THE ALLMAN BROTHERS, DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH....die Liste könnte immer weiter gehen. Ich liebe z.B. HURRIGANES, MUD, SWEET, TINA TURNER, JANIS JOPLIN, RORY GALLAGHER oder Blues, natürlich all die vielen tollen Bluesgitarristen. Wie gesagt, ich könnte jetzt stundenlang weiter aufzählen. Aber ich denke, es ist immer ein spezieller Song, der mich fesselt, nicht das Album.

Besonders 'October' hat es mir angetan. Ein toller Song, der mich ungemein an den sogenannten "Godfather Of Doom" Leif Edling und seine Band AVATARIUM erinnert. Und nicht nur, weil sie mit Jenni-Ann Smith auch eine Sängerin haben. Kennst du die Band?

Maria Hänninen: Natürlich kenne ich die Band. Tolles "dunkles Feeling", das sie vermitteln. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, daß ich mich mehr an wesentlich älteren Sachen orientiert habe beim schreiben. Aber jetzt wo du es sagst, fühle ich mich schon geehrt, daß du 'October' mit dieser Band verbindest.

In meinem Review habe ich geschrieben, dass ich dich unbedingt mal fragen sollte, ob Jukka's Zeit als Bassist von KINGSTON WALL, eine der - wenn nicht sogar die - besten finnischen Progressive Rock-Bands aller Zeiten, eine Rolle bei 'Ode To The Forest' gespielt hat. War es so?

Maria Hänninen: Jukka und ich haben schon viele Gemeinsamkeiten, was die musikalischen Einflüsse angeht, wir teilen auch sehr viele Visionen und unsere Herangehensweise an Musik gleicht sich. Aber 'Ode To The Forest' stammt schon komplett aus meiner Feder. Aber wow, ich hätte es GELIEBT, wenn KINGSTON WALL dieses Stück gespielt hätten.

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Nachdem ich mir das Album jetzt oft angehört habe, ist 'Footprints In The Dark' ein absoluter Favorit für mich, sozusagen das "Magnum Opus", wie ich es im Review genannt habe. Du hattest mir vorab schon was zu dem Song erzählt, aber geh gerne noch weiter ins Detail, wie er entstanden ist.

Maria Hänninen: Na ja, irgendwie kam mir die Idee und der Text irgendwann unvermittelt in den Sinn. Textlich erzählt der Song von dem Gefühl, jemanden genau zu kennen, obwohl man ihn noch nie persöniich getroffen hat. Also schon irgendwie sehr merkwürdig oder bizarr. Besonderer Dank gebührt natürlich Per Wiberg (OPETH, CANDLEMASS), den ich einfach mal gefragt habe, ob er mitwirken möchte, und der einen Mörderjob abgeliefert hat.

Gut, auf den ersten Hör gibt dir ein Song wie 'Holy Matrimony' ein gutes Gefühl, klingt positiv. Und doch ist "Mount Mary" nicht nur ein weiteres Classic Rock-Album, denn es lebt von seinem durchgehenden dunklen Vibe, der besonders 'Dazed And Confused' von LED ZEPPELIN zu solch einem großartigen Song gemacht hat. Kannst Du mit meiner Einschätzung leben oder auch zustimmen?

Maria Hänninen: Oh, wenn dir beim Anhören unseres Albums auch nur ein kleiner Hauch von dem von dir genannten Song in den Sinn kommt, dann könnte ich nicht zufriedener sein. 'Dazed And Confused' ist in der Tat ein wirklich großartiger Song, der geradezu "lebt".

Wie habt ihr es eigentlich geschafft, Michael Monroe, der ja weit über die Grenzen Finnlands bekannt ist und hier wie ein Nationalheiliger verehrt wird, zur Mitarbeit auf 'Holy Matrimony' zu bewegen?

Maria Hänninen: Petri arbeitet ja schon seit zwei Dekaden mit Michael zusammen. Als es also darum ging, jemanden zu finden, der Harmonika spielt ... Michael. Ich selbst habe schon 1996 Backing Vocals für ihn gesungen beim Avanti! Rockover Concert in Huvilateltta, während der Helsinki Festival Weeks. Später hab ich dann auch sowohl für sein Solo-Album "Whatcha Want" als auch beim HANOI ROCKS-Album "Twelve Shots On The Rocks" Backing Vocals beigesteuert. Michael hat auch oft mit dem Ärräpää Orchestra auf der Bühne gestanden, mit denen ich sehr oft aufgetreten bin.

Glückwunsch übrigens auch an Petri Majuri, der dem Album einen tollen Sound verpasst hat. Sehr natürlich, im besten Sinne roh und keinesfalls überproduziert. Habt ihr als ganze Band entschieden, wie Endergebnis klingen sollte?

Maria Hänninen: Wir wollten schon, dass es so klingt. Natürlich, nicht überproduziert, nicht zu viele Takes für die Aufnahmen. Eben so, wie viele ältere Scheiben aus dem Classic Rock. Aber letztendlich ist Petri schon sowas wie ein Sound-Guru. Er hat immer den richtigen Ansatz gefunden, um das Album soundmäßig so hinzubekommen.

"Mount Mary" erscheint ja nur auf Vinyl oder als digitaler Download, was eine ungewöhnliche Entscheidung ist. Hattet ihr jemals den Plan, es auch auf CD zu veröffentlichen?

Maria Hänninen: Na ja, wir waren der Meinung, diese Art von Musik gehört nun mal auf Vinyl und nicht auf CD, auch wenn wir vorab mit dem Gedanken gespielt haben. Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann doch eine CD-Version. Never say never!

Leider kommen wir nicht an der Corona-Pandemie vorbei. Wie hat es dich und den Rest der Band betroffen?

Maria Hänninen: Es wäre so toll, auf der Bühne zu stehen und unsere Musik für die Leute zu spielen. Es ist einfach auch für uns als Künstler spannend zu sehen, wie sich die Songs auf der Bühne entwickeln, je öfter du sie spielst. Es wäre auch so schön, wenn die Leute unsere Musik im Konzert kennenlernen könnten, wir zu ihnen sagen könnten: "Hey, wir haben übrigens gerade ein Album veröffentlicht und ihr könnt auch T-Shirts kaufen.". All das findet ja im Moment leider nur über Social Media statt, ist also absolut nicht vergleichbar mit dem, was auf einer Tour möglich wäre. Aber gut, was nutzt es zu klagen. Hoffen wir einfach, dass sich die Lage wieder entspannt und bessere Zeiten kommen.

Selbst den US-Medien war es eine Erwähnung wert, wie gut die finnische Regierung mit der Pandemie umgegangen ist. Immerhin habt ihr ja sogar noch Shows gespielt, richtig? In Deutschland dagegen liegt alles am Boden, was Konzerte, Festivals, Catering oder die Bühnenhelfer angeht. Aber trotzdem sind auch viele finnische Künstler von den Auswirkungen massiv betroffen. Klar, wenn du einen Status wie NIGHTWISH hast, wirst du im Vegleich gut durch diese Zeit kommen. Aber viele kleinere Acts haben doch sehr zu leiden. Wie siehst Du das?

Maria Hänninen: Wir hatten wirklich Glück und konnten unseren Debüt-Gig spielen, bevor wirklich alles zum Stillstand kam. Was für ein großartiger Abend. Auch hier gab es viele Diskussionen darüber, wie sehr die Künstler von der Lage betroffen sind. Es wird eine lange Zeit brauchen, um sich davon zu erholen. Es passiert so schnell im Moment, dass du deine Inspiration völlig verlierst, deine Visionen, dein Können, vor allem, wenn alles um dich herum in sich zusammenfällt. Und da rede ich noch nicht mal von der finanziellen Situation, was nochmal eine ganz andere Liga ist. Nicht zu vergessen all die Locations. Sind die danach noch da? Wo können Künstler/ Bands überhaupt noch auftreten? Ich hoffe nicht, dass dann die große Stille kommt. Aber ich versuche einfach positiv zu bleiben. Alles und jeder ist nun mal von dieser Sache irgendwie betroffen. Hoffen wir einfach das Beste.

Zwei finnische Musiker waren gerade weltweit in den Schlagzeilen. Da war zum einen der unerwartete Tod von Alexi Laiho und dann war da Marko Hietala, der seinen Ausstieg bei NIGHTWISH verkündet hat. Hast du sein Statemet gelesen und verstehst seine Gründe?

Maria Hänninen: Ich habe sein Statement gelesen. Es ist für mich absolut nachvollziehbar, warum er diesen Schritt gegangen ist. Ich meine, es gibt mittlerweile so viele Streaming-Dienste, die Unsummen an Geld verdienen. Aber die Musiker, die hart an ihrer Musik arbeiten, die Songs schreiben, mit denen diese Streaming-Plattformen letztendlich ihr Geld verdienen, bekommen nur einen verschwindend kleinen Anteil ab. Da kann doch was nicht stimmen. Irgendwann kommst du als Musiker eben an den Punkt, an dem du einfach keine Lust mehr hast, ein Teil davon zu sein, einfach nur noch frustriert bist.

Bis jetzt waren alle Kritiken, die ich gelesen habe, durchgehend positiv. Hoffen wir, dass es so bleibt. Was können wir noch von MOUNT MARY erwarten? Ich will mal nicht annehmen, dass es bei diesem Album bleibt.

Maria Hänninen: Keine Sorge, es kommt noch mehr von MOUNT MARY. Ich habe sogar schon ein paar neue Songs geschrieben, die wir als Band schon während der Proben ausprobiert haben. Alle Songs vom Debüt stammen zwar aus meiner Feder, aber ich bin wirklich keine Despotin, die darauf besteht, nur ihre eigenen Songs auf kommenden Alben zu haben. Jeder in der Band darf seine Ideen für neue Songs gerne beisteuern und dann entscheiden wir alle zusammen, ob es passt oder nicht. Für einen meiner neuen Songs hat zum Beispiel ein Freund von mir den Text beigesteuert. Es geht also weiter.

Vielen Dank Maria! Danke übrigens auch an Maria für die Bilder befreundeter Fotografen, die sie uns zur Verfügung gestellt hat. Die Copyrights der Bilder in diesem Interview liegen bei (von oben nach unten): Timo Happonen, Kristian Meurman, Timo Happonen

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