Die ehemals als Doom-Band gegründete Formation aus Kalifornien mischt für ihren Zweitling diverse Elemente des Extreme Metal zu einem progressiven Potpourri.
Historischer Melodic Black Metal, der sich gekonnt mit der christlichen Heilsgeschichte auseinandersetzt und mit starkem Gesang und dem geschickten Einsatz der Drehleier besticht.
Ein Interview von Eddieson vom 18.01.2021 (24058 mal gelesen)
Ein neues Album der, wie sie sich selbst betiteln, wohl konservativsten Death-Band der Welt. "Necroceros" heißt das neue Geschoss der Holländer und erscheint am 22.01. Martin erzählte uns etwas zum aktuellen Longplayer, zum kommenden Live-Stream und zu seiner BOLT THROWER-Vergangenheit.
Martin, das Jahr ist noch jung. Alles Gute für 2021. Ich hoffe du bist gut ins neue Jahr gekommen.
Martin: Ja, danke. Dir auch ein frohes neues Jahr, entschuldigung. Ja, war ruhig, war nirgendwo eine Party.
Waren die Auflagen in Holland diesbezüglich auch so hoch? Keine Böller, keine Party.
Martin: Absolut. Es war aber auch absolut in Ordnung. Auch in der Nachbarschaft habe ich nichts gehört. Ich bin ja sonst immer bei meiner Freundin in Paris, aber da ging natürlich dieses Jahr auch nichts. In diesem Sinne war es natürlich beschissen, aber mit ein bisschen Mucke und ein paar Bier ging auch das.
Wenn wir schon beim Jahreswechsel sind, dann zieh doch mal kurz Bilanz und schau in die Zukunft, was 2021 so bringt.
Martin: Tja, was kann man sagen zu 2020, ne? Abgesehen von der Tatsache, dass wir die Platte aufgenommen haben und drei Erfahrungen mit den sogenannten Corona-Shows gesammelt haben, ist das natürlich ein Jahr, das man schnell vergessen kann. Man kann nur hoffen, dass sich die Lage durch das Impfen langsam verbessert. Und vielleicht gibt es dann im Frühjahr oder im Sommer ein paar Shows. Nachdem eine Platte veröffentlicht wurde, machen wir ja immer eine Releaseshow, das kann ja nun leider auch nicht stattfinden, also machen wir ein Releasestream. Eigentlich ist das nichts für ASPHYX, eine Show ohne Publikum, wir haben natürlich keine Erfahrung mit Streaming und vielleicht brauchen wir die Erfahrung danach auch nicht mehr. Es kann also unsere erste und letzte Streaming-Erfahrung werden. Aber wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, zu hören, wie die neuen Songs live klingen. Mit dem ganzen Song-Repertoire, welches wir haben, da kannst du ja auf einem Festival nie die ganze Platte live durchballern. Das geht nicht, du musst natürlich auch die alten Stücke spielen. Die Releaseshow ist dann halt auf die Platte fokussiert.
Das heißt ihr spielt die Platte komplett durch?
Martin: Normalerweise spielen wir die ganze Platte durch oder wir lassen ein bis zwei Songs weg. Das hängt ein wenig davon ab, ob es gitarrenmäßig von den Melodien möglich ist. Von der neuen Platte auf jeden Fall mindestens acht Stücke. Der Stream dauert so 75 Minuten, also werden wir nach der Platte noch ein paar alte Klassiker spielen. Man kann das ja weltweit sehen und ich kann mir vorstellen, dass Leute in Indien oder Japan, wo wir auch noch nie waren oder Singapur oder wo auch immer oder Afrika, die können dann auch mal etwas ASPHXY live erleben. Das ist geplant für den 23. Januar und dann mal schauen.
Ich habe gelesen, dass ihr einen Stream macht und war völlig verwundert, dass ihr das in Hengelo macht und nicht aus dem Essener Turock.
Martin: Das Metropol in Hengelo ist bei uns in der Gegend, ist also unsere Heimbasis. Früher war es das Attack in Enschede, aber die sind mit dem Metropol fusioniert. Auch Hengelo und Enschede sind fast eine Stadt geworden. Aber vor allem hat das Metropol eine große Erfahrung mit dem Streaming, die haben eine eigene Crew dafür und die waren absolut begeistert. ASPHYX ist eine Lokalband, auch mit Husky, der kurz hinter der Grenze wohnt, ist zwar Deutschland, aber noch dieselbe Region, wie wir hier sagen. Deswegen haben wir uns für das Metropol entschieden. Wie gesagt, das Turock hat keine Streaming-Erfahrung, das Metropol hat halt alles da, was wir für den Stream brauchen.
Okay, dann bietet sich das natürlich an. Also musikalisch ist euer neues Album "Necroceros" ein absolutes Highlight. Was ein Brett!
Martin: Danke, das freut mich. Freut mich sehr, dass du es magst.
Ist das Album unter Corona-Bedingungen anders entstanden als sonst oder lief es doch irgendwie alles gleich?
Martin: Eigentlich war alles relativ gleich. Klar, wir mussten natürlich etwas Abstand halten. Wir waren mitten im ersten Lockdown, im April oder so. Klar, mit unserer Begrüßung, wie unter Brüdern oder Bären, die sich dann immer so kuscheln, das gab es halt dann nicht. Sonst sind die Aufnahmen eigentlich so verlaufen, wie sonst.
Ich hatte auf eurer Homepage gelesen, dass ihr ins Studio gegangen seid, sechs oder sieben Songs aufgenommen habt, die aber wieder verworfen wurden, weil es dann doch alles noch nicht so passte.
Martin: Das stimmt, das war schon im November 2018. Da haben wir gedacht, dass wir genügend Material haben. Dann machen wir ein Jam. Wir nennen das Jam, da kommen wir ins Studio und nehmen auf, was wir so haben. Wir haben das dann aufgenommen, aber es war dann nicht, wie man in Deutschland sagt, das Gelbe vom Ei. Da musst noch eine Menge geändert werden, und das haben wir dann getan. Dann kam die Pandemie, und da dachten wir, dass wir dann ins Studio gehen können und dann machen wir das fertig. So im April oder Mai, waren sie an zwei Wochenenden im Studio und da haben die Jungs das fertig gejammt. Damit dann die Schlagzeugteile stehen und die Guideguitar. Und wenn man die Guideguitar hat, können die Jungs das in Ruhe und sauber zu Hause einspielen.
11 Songs sind es geworden.
Martin: 10 sind es für die Scheibe geworden, aber es gibt ja noch zwei Bonustracks. Der Zwölfte ist aber ein Witz, muss man nicht so ernst nehmen.
Dann musst du mich mal eben aufklären, da dieser Song auf meiner Promoversion nicht enthalten ist.
Martin: Ach, das ist wirklich ein Witz. Der Paul kam damit und nannte es 'Botox' (Speed Metal-Version). Wir lachten und dachten an ASPHYX meets HELLOWEEN [lacht]. Ich sagte dann zu ihm, dass das ziemlich witzig ist und ich dann mal eben einen Klischee-Metaltext drüber schreibe. Dann waren wir mit den Aufnahmen fertig und am Sonntagmorgen habe ich grad einen Text geschrieben, brüllte das ein. Husky und Alwin waren auch grad da zu den Gesangsaufnahmen und lachten sich tot. Wir haben dann noch ein Mikro dazugestellt und nahmen den Chorus auf. Es war total witzig. Den Song schickten wir dann als neuen ASPHYX-Song zu Century Media [lacht]. Aber nicht, dass die Leute nachher wieder denken, was sind das denn für Idioten. Es war einfach Spaß und dann haben wir gesagt, dass er die einfach als Bonus auf die Platte hauen soll.
Kompliment übrigens auch an euch. Ich höre ja gerne Alben am Stück durch, aber ihr habt es mir echt nicht leicht gemacht, denn mit 'The Sole Cure Is Death' und vor allem 'Mount Skull' habt ihr zwei solche Granaten an den Anfang gepackt, dass ich nach den Songs immer wieder die Repeat-Taste drücken musste.
Martin: Echt? Ja, cool!
Ja, vor allem 'Mount Skull'. Stand jetzt würde ich sagen, das ist der beste ASPHYX-Song ever.
Martin: Was? [ganz ungläubig] Wow!! Ich weiß nicht, das ist Riff ist ein riesiger Treiber von Paul gewesen. Dann kam es ganz natürlich, dass dann ein schneller Mittelteil kommen muss. Der Aufbau des Songs ist eigentlich ziemlich ähnlich, wie zum Beispiel 'The Rack', ne?! Wo das alles langsam anfängt, und dann halt ein Mittelpart, der schnell ist und das Ende ist dann wieder langsam. Nur diesmal sind auch auf dem langsamen Teil die Gesangsparts drauf. Vom Aufbau her ist es ein typischer ASPHYX-Song. Für mich war es halt schwer, weil ich nicht wusste, wo ich jetzt überall singen sollte. Dann bin ich mit so einer Geschichte angefangen, so ein Fantasie-Ding. Dann kam das einfach so und die Jungs waren völlig begeistert. Komisch war, alle Stücke waren fertig, aber ich war mit dem Gesang nicht so zufrieden. Das hat echt lange gedauert, bis ich wirklich zufrieden war. Es ist alles so geblieben, klar. Ich war mit allen zufrieden aber bei 'Mount Skull' hat es echt gedauert. Aber jetzt lieb ich das Ding und ich bin mir auch sicher, dass wir den beim Stream spielen werden.
Wahnsinns-Teil. Ich hatte das Album noch nicht durchgehört und der Song lief und lief und lief.
Martin: Geil! Das freut mich wirklich.
Damit will auch aber das komplette Album nicht schmälern. "Necroceros" ist wieder 100% ASPYHX. Kein Schnickschnack und wieder massig Death/Doom. Euer Ex-Schlagzeuger Bob hat euch ja mal als konservativste Death Metal neben OBITUARY bezeichnet.
Martin: Da hat er recht [lacht]. Das sag ich selbst auch von ASPYHX. Wir sind konservativ. Dabei sind wir diesmal für unsere Maßstäbe ein richtiges Risiko eingegangen. Und zwar haben wir ja für die neue Scheibe mit Sebastian einen neuen Mixer ans Werk gelassen. Da denkt man jetzt vielleicht, dass ASPHYX mit einem neuen Mixer nicht klappen kann. Er hat uns aber gut verstanden und wollte das auch gerne machen. Es ist eine große Veränderung aber man hört es der Scheibe nicht an, dass wir uns geändert haben oder dass sich der Sound geändert hat. Er hat sich einfach etwas gesteigert.
Absolut, Sebastian hat einen fantastischen Job gemacht.
Martin: Auf jeden Fall. Wir sind auch sehr happy damit, echt. Alles Lob an ihn und auch an Paul und Alwin, denn die drei sind echt die drei, die mit dem Mix am meisten beschäftigt sind, denn die Gitarren sind am wichtigsten. Da kann ich wenig zu beitragen, auch bei der ganzen Technik, die dahintersteckt. Die haben einen super Job gemacht. Aber wie gesagt, für ASPHYX war das echt ein großer Schritt. Mal nicht Dan Swanö? Wir wollten halt mal etwas Neues ausprobieren, etwas frischen Wind reinbringen und das hat wunderbar funktioniert.
Mit HAIL OF BULLETS und auch GRAND SUPREME BLOOD COURT habt ihr ja einige Konzeptalben geschrieben. Mit ASPHYX bisher nicht. War das nie Thema?
Martin: Nö, war nie Thema. Es gab wohl ein paar Ideen für mehrere Songs, die man dann zu einer Trilogie oder so verbinden kann. Aber das ist jetzt auch nichts, was wir machen müssen oder sollen. Vielleicht, wenn es sich mal in Zukunft ergibt oder passt. Aber ein Konzept schreiben ist auch richtig schwierig. Mit den BULLETS war das eine verdammt harte Arbeit, Texte zu schreiben und Chronologie zu halten. Wenn Paul mit etwas kommt, dann visualisiere ich das direkt im Kopf und ich überlege, was ich daraus machen kann. Es gab auch Leute, die haben gedacht, dass "Necroceros" ein Konzeptalbum ist. Ist überhaupt kein Konzept. Die Songs sind völlig verschieden und die Texte auch.
"Necroceros" war tatsächlich auch erst nur der Arbeitstitel für das Album.
Martin: Richtig. Für mich ist es wichtig, dass wenn du eine Scheibe fertig hast, brauche ich einen Arbeitstitel für die kommende Platte. Es ist einfach schwierig einen packenden Albumtitel zu haben. Es wirkt beruhigender auf mich. Es ist echt schlimm, wenn du an einer Scheibe alles fertig hast, du hast die Songtitel, alles ist aufgenommen, aber du hast den verdammten Albumtitel noch nicht. Das nervt. Ich habe damals die Idee gehabt, von Gott Necros, das ist Death im Alt-Griechischen und das haben ich dann mit Ceros von Rhinoceros zusammengefüg und mir dann so ein Ding vorgestellt. Das habe ich dann vorgeschlagen, alle fanden es okay, sollten mich aber bloß nicht fragen, was das ist. [lacht]
Um noch mal eben auf GRAND SUPREME BLOOD COURT zurückzukommen. Das Album lief heute erst wieder auf voller Lautstärke und ich bin immer noch Fan von dem Teil. Da frage ich mich, beziehungsweise dich, ob da jemals wohl noch etwas Neues kommt.
Martin: Das wird es, aber wohl nicht von heute auf morgen. Wir hätten eigentlich einen Gig mit dem BLOOD COURT gehabt, aber wegen der ganzen Corona-Geschichte ging das nicht. Dann haben wir gesagt, dass wir uns im April oder Mai treffen und dann mal gucken. Wir sagen aber definitv nicht, dass es vorbei ist. Eric ist ja momentan auch sehr mit SOULBURN beschäftigt. Die haben ja grad eine neue Scheibe gemacht und Eric sagte schon, dass er im Kopf momentan vollkommen leer ist. Da sagte ich ihm, dass ich mit ASPHYX und Textelernen auch sehr beschäftigt bin.
Stimmt, die neue SOULBURN gefällt mir auch sehr gut.
Martin: Mir auch, habe Eric natürlich meine Glückwünsche zu der Platte ausgerichtet. Die haben da Sachen drauf gemacht, die habe ich ihnen mit SOULBURN nicht zugetraut. Ist mutig und eine gute Scheibe ist es geworden.
Du bist ja auch mit dabei.
Martin: Ja, Spaß halt [lacht]. Wir kennen uns gut und wir wohnen um die Ecke und Twan meinte, dass der Gesangspart mir auf den Leib geschrieben wäre. Twan hat mir dann die Texte geschickt, ich bin dann mit Eric ins Studio, hab den gesamten Song eingesungen und die Jungs sollten sich dann davon rausnehmen, was sie brauchen. Nach 10 Minuten war alles durch und Eric war total happy.
Leider war es mir nie vergönnt dich mit BOLT THROWER zu sehen. Gibt es da eigentlich irgedwelche Aufnahmen, egal ob Studio oder live?
Martin: Jemand hat mir mal gesagt, dass eventuell Baz, also Barry Thomson, vielleicht noch irgendwelche Aufnahmen zu Hause hat. Das ist dann aber deren Entscheidung, was die damit machen. Meines Wissens gibt es keine Aufnahmen mit mir und BOLT THROWER.
Wäre auf jeden Fall eine interessante Sache.
Martin:[mit viel Freude und Wehmut in der Stimme] Ja, was soll ich sagen? Es war eine verdammt geile Zeit, das kann ich dir sagen. Es war natürlich auch eine Ehre für mich bei BOLT THROWER zu sein. Ich denke, es wäre für jeden eine Ehre.