H.E.A.T - Address The Nation

Review von Elvis vom 05.09.2012 (5636 mal gelesen)
H.E.A.T - Address The Nation Casting-Shows sind die letzten zehn Jahre wie Pilze aus dem Boden geschossen und haben sich schlimmer als jeder Tumor über alle Sender dieser Republik, ja gar der ganzen Welt gestreut. Das übliche Muster ist schnell erkannt: drei mehr oder weniger kompetente Juroren - gerne mal mit einer durchaus zweifelhaften oder sogar legendären Erfahrung im Musikbereich - urteilen über viele arme Tröpfe, die neben einem ach so schrecklichen Schicksal in der Musik ihre letzte Chance wittern, es doch noch auf die rechte Bahn zu schaffen, bevor die Endstation geschlossener Vollzug lautet. In Deutschland braucht es für die erfolgreiche Teilnahme neben dem schlimmen Schicksal meist noch einen Migrationshintergrund und eine Neigung zu abscheulichen Balladen, einem Potpourri der schlimmsten Heuler der letzten dreißig Jahre. Ergebnis am Ende: ein knallhart vorausgeplantes Endprodukt und ein Sieger, der für ein paar Monate hochgejubelt wird, bis die Cash Cow gemolken ist und es langsam wieder Zeit wird, den "Superstar" fallen zu lassen. Schließlich muss alljährlich ein neuer Star geboren werden, damit das Geld auch fließt. Einzelschicksale interessieren da weder einen Dieter Bohlen noch einen Detlef D! Soost. Kurz gesagt: neben Unsäglichkeiten wie den NO ANGELS, BROSIS oder NU PAGADI hat es wohl kaum jemand außer dem fragwürdigen MARK MEDLOCK geschafft, Deutschland als Sieger einer solchen Show zu bestehen. Doch oh Wunder: es geht auch anders! Wieder einmal ist es Skandinavien, welches zeigt, dass man auch tatsächlich in einer Casting Show gewinnen kann und es substantiell zu etwas bringen kann - jedenfalls von einem entsprechenden Potential her. Die Rede ist von Erik Grönwall, der bei "Swedish Idol" vor ein paar Jahren gewann und nicht ohne Grund mit der deutlich rocklastigeren Ausrichtung der dortigen Variante von DSDS so richtig abräumen konnte. Der junge Spund hat es nämlich geschafft, sich den Leadsängerposten bei einer der hoffnungsvollsten schwedischen Nachwuchsbands, H.E.A.T., zu sichern. Und genau mit diesem jungen Mann haben die Jungs, die mit "H.E.A.T." und "Freedom Rock" bereits zwei verdammt gute Alben auf dem Kerbholz haben, ihr drittes Album jetzt am Start.

"Address The Nation" heißt das gute Stück und kann auf den ersten Blick nur mit schlappen zehn Songs und weniger als einer dreiviertel Stunde Spielzeit bei einem nicht übermäßig spektakulären Bandfoto als Cover punkten. Wer allerdings die beiden ersten Alben kennt, weiß jedoch schon vorab, dass man sich von den eher unscheinbaren Rahmenbedingungen nicht täuschen lassen darf. Das beweist gleich der Opener 'Breaking The Silence', der mit der enormen Wucht einer sehr guten Produktion aus den Boxen knallt und sich spätestens nach drei Durchläufen extrem tief in den Gehörgang gefräst hat. Wer allerdings davon begeistert war, wird sich bei der Single 'Living On The Run' nahezu einschiffen, denn der Song ist eine absolute Hymne und wächst mit jedem Durchgang. Und spätestens hier wird klar: lieber zehn Songs auf dem Niveau, was ab dieser Stelle durchgehend geboten wird, als noch fünf mehr, die nicht überzeugen können. H.E.A.T. spielen einen derart infektiösen Melodic Rock/AOR, dass es schier unglaublich ist, wie jung die Burschen eigentlich sind. Alle Tugenden der 80er - die klar Pate gestanden haben - sind präsent, ohne dabei jedoch ansatzweise verstaubt zu wirken und nicht jederzeit frisch zu klingen. Die Kompositionen sind alle makellos und nahezu jeder Song könnte ohne weiteres eine Single abgeben, die zumindest in den goldenen 80ern kräftig gechartet hätte. Erik Grönwall macht am Mikrofon eine derart formidable Figur, dass man den sehr guten Vorgänger Kenny glatt vergessen kann - und so was aus einer Casting-Show! Ausfälle gibt es schlichtweg nicht, und wenn die knappe LP-Länge vorbei ist, gibt es an sich nur einen Knopf: Repeat! Wenn die Band nicht den Durchbruch schafft, wäre das ein absolutes Verbrechen und ein Verbrechen wider jedwede Melodic Rock-Menschlichkeit.

H.E.A.T. steigern sich nochmals deutlich mit dem dritten Album und legen ein Album hin, welches jedem AOR-Fan und Melodic Rock-Anhänger die Freudentränen in die Augen treiben wird. Eine unbedingte Kaufempfehlung!

Anspielltipps: 'Breaking The Silence', 'Living On The Run', 'Heartbreaker'

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Breaking The Silence
02. Living On The Run
03. Falling Down
04. The One And Only
05. Better Off Alone
06. In And Out Of Trouble
07. Need Her
08. Heartbreaker
09. It's All About Tonight
10. Downtown
Band Website: www.heatsweden.com
Medium: CD
Spieldauer: 42:25 Minuten
VÖ: 23.03.2012

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten