Fourever - Solitarium

Review von Warlord vom 15.05.2012 (4082 mal gelesen)
Fourever - Solitarium Eine "All-Girl"-Metalband aus Schweden, auf dem Cover eine trainierte Blondine die den Metal-Bizeps zeigt - da wird dem Warlord der Mund wässrig, hat er doch selbst 'ne toughe Schwedin an seiner Seite. Also flugs mal reingehört. Was für eine Überraschung. Kein geknödelter Gesang à la DORO, kein Operngeträller wie bei NIGHTWISH und Konsorten, nein, klarer Frauengesang, in den Refrains gerne mal im Chor, dazu traditioneller METAL, melodiös und wie gleich im Opener 'Shout!Shout my Name' mit einfachen, aber klaren Melodien. Fast ein bisschen poppig, aber noch mit genug Wumms um auch gestandene Metaller wie den Kriegsherren mitzureissen. Natürlich die üblichen kleinen Schwächen, Drums und Bass, ihr wisst wovon ich rede. Aber hier wird so sympathisch das großartige und oft unterschätzte Erbe von HEART weitergetragen, eine Combo, die ja oft auf ihre kommerzielle 80er Phase reduziert wird, aber auch schon in den 70ern großartige Alben wie "Barracuda" und "Dog and Butterfly" veröffentlicht hat. Auf diesen kombinierten die Schwestern Ann und Nancy Wilson erstmals Frauengesang und harter Rock in Perfektion und dies ohne die Männer zu kopieren, wie es die meisten halbwegs prominenten Shouterinnen wie Angela Gossow von ARCH ENEMY heute praktizieren. Warum die eigenen Stärken unter den Tisch kehren? Eben, klarer Gesang, solo und im Satz, das können Frauen und da sollen sie ruhig ein paar harte Riffs dazu spielen.
Auch bei FOUREVER agieren zwei Schwestern, Mia und Nina Moilanen an Gitarre/Gesang und den Drums. Die Band wurde bereits im Jahr 2000 gegründet, veröffentlichte aber erst 2006 ihre erste EP "New Era", die in der schwedischen Presse positiv erwähnt wurde. Über 60 Auftritte, unter anderem mit SABATON und auf dem "Masters of Rock" in Tschechien sowie dem "Sweden Rock", folgten. Die Band ist übrigens kein Quartett wie der Name vermuten lässt, sondern bezeichnet sich selbst auf ihrer Website als "Powertrio, not a Girlband!". Und da haben sie recht! Natürlich ist das alles nicht überspektakulär, aber die Scheibe macht Spaß und hat neben dem erwähnten Opener noch einige weiter Highlights: 'Come With Me', zu dem die Band ein Video gedreht hat und das entgegen dem Infozettel durchaus eine (Halb-)Ballade ist! Akkustische Strophe und heavy-dramatischer Refrain geben eine gute Visitenkarte ab! Das harte 'Stand Alone' überzeugt mit Geshredder und melodischem Refrain, das simple Drumming kommt hier aufgrund reduziertem (etwas pappigem) Doublebasseinsatz etwas druckvoller rüber. In 'Dementia Praecox' darf der Bass eine melodiöse Linie beisteuern, bitte mehr davon auf dem nächsten Album, Neu-Bassistin Lisa Bouvier ist immerhin auch schon seit 2009 dabei. Ein Trio MUSS dem Bass einfach mehr Platz einräumen, sonst ist es ein unterbesetztes Quartett! Die Nummer macht jedenfalls ordentlich Druck. Das Gitarrensolo ist ein kurzes melodisches Twin-Lead, überhaupt beschränkt sich die alleinige Songwriterin Mia Moilanen im allgemeinen auf ihre solide Rhythmusarbeit. Die Abschlußnummer 'No More' gefällt mit rockigen Riffs und einem tollen, weit geschwungenen Refrain, wie immer mit kunstvollem Satzgesang und kurzem Gitarrensolo ohne Rhythmustrack, SO klingen Powertrios! Der Song klingt zu Pianobegleitung und Chorgesang stilvoll aus, Albumhighlight, eine kleine Hardrock/Metalperle.

Fazit: Eine gelungene Scheibe der ersten "All-Girl"-Band, die jemals in Ägypten gespielt hat. Für ein (Longplay-) Debüt sehr beachtlich, durchaus im positiven Sinne kommerziell, aber mit genügend Power und Ideen, um auch Reinheitsgebotsmetaller wie den Warlord aufhorchen zu lassen. Auf der positiven Seite stehen einige sehr gelungene Songs, der Lead- und Satzgesang und die geschmackvolle Gitarrenarbeit. Auch die übrigen Titel halten einen guten Durchschnitt, echte Füller sind nicht zu entdecken. Negativ schlagen die etwas dürftige Drumproduktion und der stiefmütterlich behandelte Bass auf, aber diese Mankos teilen sie ja mit den Großen der Branche und bei einem Debüt muß man die Ansprüche an den Sound auch etwas herunterfahren. Insgesamt also eine sehr erfreuliche Veröffentlichung, die vor allem eines hat: Eigenständigkeit! Jeder der auf weiblichen Gesang in der Rockmusik steht, sollte hier mal reinhören und sich an lieblichen Frauenstimmen jenseits von Operndiven oder Schreihälsen erfreuen. Daumen hoch und ich bin gespannt, ob die doch recht gut aussehenden Schwedinnen sich mal in den Raum Frankfurt verirren, weiß nicht, ob mich meine Amazone da hin lässt, aber ich würde doch einiges dafür versuchen!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Shout! Shout My Name
02. I´m Sorry
03. Me, Myself And I
04. Solitary (Never Meant To Be)
05. Come With Me
06. Stand Alone
07. Left Behind
08. Dementia Praecox
09. Day After Day
10. No More
Band Website: www.fourevernet.com
Medium: CD
Spieldauer: 42:14 Minuten
VÖ: 04.05.2012

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