Bastard Peels - Wer das Schlechte nicht ehrt

Review von Kex vom 30.01.2012 (3987 mal gelesen)
Bastard Peels - Wer das Schlechte nicht ehrt Schon als in den Achtzigern die ersten Grindcore-Bands geboren wurden, machten sich einige Kombos aus Österreich einen Namen. DISHARMONIC ORCHESTRA oder PUNGENT STENCH sind namhafte Vertreter ihrer heimischen Szene mit denen so manch Voreiliger auch die BASTARD PEELS in einer Reihe sehen möchte. Das Trio aus Niederösterreich besteht seit 2002 und brachte nach zwei Demos in den Jahren 2004/05 mit "Keine Bilder" 2009 das erste Album in "voller Länge" heraus, was bei diesem Genre gute 24 Minuten beinhaltete. Jetzt, drei Jahre später und bei Unundeux (wo bis zu ihrer Auflösung im letzten Jahr auch die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE gelistet waren) unter Vertrag, gibt es den zweiten Silberling für die Fans auf die Zwölf.

"Wer Das Schlechte Nicht Ehrt" ist allerdings alles andere als vergleichbar mit PUNGENT STENCH- oder DISHARMONIC ORCHESTRA-Alben der späten Achtziger und frühen Neunziger. Dies liegt vor allem daran, dass der Klang recht voll und in seiner Sauberkeit nahezu steril aus den Boxen kommt. Auch die musikalische Linie der Band geht mehr in Richtung melodiefreien Hard- oder Deathcore und beinhaltet eher selten groovige Abschnitte. Gerade dafür sind die genannten Referenzbands aber eigentlich bekannt. Nichts desto Trotz liegt mit "Wer Das schlechte Nicht Ehrt" ein anständiger Silberling vor, der sich nicht zu verstecken braucht. Die Basslinie ist stark und bildet einen angenehmen Kontrast zu den irrsinnig schnell rausgehauenen Blasts des Schlagzeugs. Die Growls von Sänger und Gitarristen Engel Mayr kommen derart abgrundtief aus der Kanalisation hervor, dass die Texte nur von geübten Hörern zu verstehen sind. Im Gegensatz zu "Keine Bilder" wird dabei komplett auf hohe Stimmverzerrung verzichtet, was einerseits angenehmer klingt, andererseits aber die typische Note der letzten zwei Jahre herausnimmt. Charaktertistisch für die BASTARD PEELS bleibt jedoch der direkte Einstieg mit 'Vielen Dank', bei dem es kurz und knackig mit allen drei Instrumenten direkt losgeknüppelt wird, um mit 'Wir sind Tot' und im Anschluss 'Nicht Mehr' die Geschwindigkeit des Schlagwerks heraufzusetzen und noch mehr auf die Zwölf zu geben. Gerade letzterer Titel besticht durch groovige Teile, bei denen der Matte rhythmische Erholung geboten wird. Allerdings hätte schon 'Party' kein eigener Song sein müssen. Auch hier wird gegroovt, klingt aber streckenweise sehr wie der Vorgänger, nur mit besser verständlichen Texten ("Sauuuufööön, Spaß habööööön"). Allerdings fällt die Zuordnung zum Spaßgrind, wie ihn die Landsmänner von ULTRAWURSCHT produzieren, dann doch eher schwer. Gerade Songs wie 'Propaganda' gehen dann doch eher in Richtung Sozialkritik, wobei auch das, dank des österreichischen Akzentes, für den ungeübten Hörer mehr erahnt werden kann. Hervorgehoben seien auch noch die Songs 'Paedopriester', der durch Saitengefrickel in irrsinniger Geschwindigkeit besticht, und 'Hesin'. Dieser Song zeigt, das die BASTARD PEELS auch ganz anders können: nämlich 3 Minuten und 27 Sekunden einen lupenreinen Blues aufs Parkett legen. So werden die Ohren entspannt entlassen.

Fazit: Ich habe mich bei der Bewertung von "Wer Das Schlechte Nicht Ehrt" fürchterlich schwer getan. Das Album ist zwar sauberer produziert als sein Vorgänger, verliert meiner Meinung nach dadurch aber auch an Charakter. Andererseits geben die tiefen Growls einfach mehr auf die Fresse, als die technisch verzerrten Stimmeinlagen auf "Keine Bilder". Deathgrind-Fans dürfen beherzt zugreifen, Oldschool-Grinder, die TERRORIZER, CARCASS oder PUNGENT STENCH anhängen, sollten erst einmal reinhören, wobei das österreichische Trio in seinem derzeitigen Stil sicher den neueren/letzten Produktionen der genannten Bands wieder näher kommt. Auf Grund der nur 28 Minuten Grind und 3 Minuten Blues bekommt dieses Album keine Wertung. Reinhören und eine eigene Meinung bilden ist angesagt.

Anspieltipps: 'Propaganda', 'Hesin', 'Nicht Mehr'

'Propaganda' könnt ihr euch hier anschauen:


- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Vielen Dank
02. Wir sind Tot
03.Nicht Mehr
04. Party
05. Nabel
06. Geh Weg
07. Streuner
08. Ueberdruss
09. Foltermord
10. Wer das Schlechte nicht ehrt
11. S.U.V.
12. Propaganda
13. Not
14. Rezna
15. Ich bin ein Mensch
16. Paedopriester
17. Aussteiger
18. Das sind nicht Wir
19. Hesin
Band Website: www.bastardpeels.com
Medium: CD
Spieldauer: 32:10 Minuten
VÖ: 20.01.2012

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