Scheepers - Scheepers

Review von Stradivari vom 23.02.2011 (4483 mal gelesen)
Scheepers - Scheepers Ich persönlich freue mich grundsätzlich über Alleingänge guter Musiker, da sie, befreit von den Fesseln einer stilistischen Ausrichtung und dem Vetorecht der Bandkollegen, häufig richtig spannende, abwechslungsreiche Kleinode aus dem Hut zaubern. Daher waren Vorfreude und Erwartungshaltung entsprechend groß, als der - neben Michael Kiske - gefühlt beste deutsche Metal-Fronter einen Alleingang ankündigte. Das Ergebnis liegt nun vor und das selbstbetitelte Debut von Ralf Scheepers (Ex-TYRAN´ PACE, Ex-GAMMA RAY, PRIMAL FEAR) wird allen Ansprüchen gerecht, da einerseits die PRIMAL FEAR-Fanbasis nicht verschreckt wird und es andererseits eingetretene Pfade verlässt und ein breites, schwermetallisches Spektrum bedient.

Wie nicht anders zu vermuten war, haut der Esslinger mit dem Opener 'Locked In The Dungeon' direkt heftig in die JUDAS PRIEST-Kerbe. Überzeugender "voll auf die Fresse"-Metal mit 'Painkiller'-Attitüde - bärenstark! Mit 'Remission Of Sin' begibt man sich auf ureigenstes ACCEPT-Terrain. Den groovigen Stampfer veredelt das Duett mit - kleiner Treppenwitz der Musikgeschichte - Tim "Ripper" Owens, welcher Scheepers bekanntlich den Job bei den Oberpriestern wegschnappte. Sachen gibt's... Das kompromisslose 'Cyberfreak' ist dann eine weitere Reminiszenz an seinen "beinahe"-Arbeitgeber. Das Stück rechnet mit den Typen ab, die ihr tristes Dasein mittlerweile primär in sozialen Netzwerken fristen und beeindruckt durch unglaublichen Druck und einen absolut geilen Refrain. 'The Fall' hätte auch jedem PRIMAL FEAR-Album gut gestanden. Schleppender, voluminöser Metal mit tollen Melodien und dezenten Keyboards. Man bekommt den Eindruck, die Scheibe steigert sich von Stück zu Stück. Noch bombastischer und wuchtiger kommt 'Doomsday' daher. Ein Musterbeispiel, dass sich ausladende Arrangements und Heaviness fantastisch ergänzen, wenn man denn in der Lage ist, gute Songs zu schreiben. Gänsehautfeeling pur. Als Entspannung folgt der simple Mitgröhler 'Saints Of The Rock', welcher problemlos jede Location zum Kochen bringen würde. Tendenziell allerdings tatsächlich eher ein Live-Titel. Da es nun wahrlich genügend fantastische Balladen gibt, ist es zweifellos eine blendende Idee, lieber eine überzeugende Coverversion rauszuhauen, als etwas Halbgares selbst zu fabrizieren. So lässt es sich der muskelbepackte Hüne nicht nehmen, bei 'Before The Dawn' erneut mit dem Zaunpfahl zu winken. Allerdings, obwohl es ein grandioser Song ist und Mr. Scheepers eine famose Leistung abliefert, hätt's das irgendwie nicht unbedingt gebraucht. Einen Hauch progressiv präsentiert sich 'Back On The Track', zündet aber nicht richtig. Da hat die Scheibe stärkere Momente. Zum Beispiel 'Dynasty'. Man hat ja schließlich auch GAMMA RAY-Gene... Ganz großes Kino ist das monumentale 'The Pain Of The Accused'. Herausragendes Highlight von "Scheepers", da in jeder Note stimmig, emotional und bombastisch. Ordentlich Punch und Tempo bietet das anschließende 'Play With The Fire'. Beste NWoBHM-Unterhaltung mit geilem MAIDEN-Riffing und Gitarren-Solo aus dem gleichen Hause. Als Rausschmeißer fungiert 'Compassion', wo es gänzlich andere Facetten eines Ralf Scheepers zu bestaunen gibt. Fast durchgehend akustisch gehalten, vermitteln Banjo und Akkordeon Lagerfeueratmosphäre. Da irische Folklore nicht so wirklich mein Ding ist, hält sich die Euphorie in Grenzen, man kann dem Stück einen gewissen Charme jedoch nicht absprechen.

Zusammengefasst ist "Scheepers" ein schlüssiges, unterhaltsames Album, welches keinen Metal-Fan enttäuschen wird. Neben bereits erwähntem Tim Owens geben sich als Musiker unter anderem Victor Smolski (RAGE, MIND ODYSSEY), Kai Hansen (GAMMA EAY, Ex-HELLOWEEN) und Snowy Shaw (KING DIAMOND, THERION) die Ehre. Außerdem hat die komplette PRIMAL FEAR-Mannschaft ihrem Shouter unter die Arme gegriffen, Mat Sinner zeichnet sich zudem für die absolut amtliche Produktion verantwortlich. Bleibt nun noch die Hoffnung auf eine kleine, feine Club-Tour...

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01.) Locked In The Dungeon 4:08
02.) Remission Of Sin 4:09
03.) Cyberfreak 3:45
04.) The Fall 4:05
05.) Doomsday 6:28
06.) Saints Of The Rock 4:33
07.) Before The Dawn 3:07
08.) Back On The Track 4:41
09.) Dynasty 3:58
10.) The Pain Of The Accused 6:19
11.) Play With The Fire 4:09
12.) Compassion 3:16
Band Website: www.myspace.com/rs05
Medium: CD
Spieldauer: 52:38 Minuten
VÖ: 18.02.2011

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten