Crucible - Hail To The Force

Review von baarikärpänen vom 13.09.2025 (454 mal gelesen)
Crucible - Hail To The Force I am a sucker for the old stuff! Da habt ihr's. Und ich schäme mich nicht mal dafür. Warum auch? Wer zu den ersten selbstgekauften LP "Ace Of Spades" von MOTÖRHEAD, erworben im Jahr der Erstveröffentlichung, zählt, wer zu den Hochzeiten der NWoBHM mit Heavy Metal sozialisiert wurde, METALLICA gesehen hat, als die noch kleine Clubs in Schutt und Asche gelegt haben, schon mit Wikingern konfrontiert wurde durch FAITHFUL BREATH, wer so ziemlich alles gekauft hat, angefangen bei STEELER (jawoll, die mit Axel Rudi Blackmore, ähhh Pell) über GRAVESTONE, HELLOWEEN, VETO, HELLHAMMER ..., der darf das auch. Logo, natürlich lebe ich nicht in der Vergangenheit, ich kann mich absolut auch für neumodischen Kram wie GHOST begeistern. Aber am Ende eines Tages landet irgendwie doch immer was Oldschooliges im Player oder auf dem Plattenteller. Sogar das Angebot an neuen und frischen Bands, die sich musikalisch eben auf jene Zeit berufen, ist nicht zu verachten, auch wenn da manchmal die Fußstapfen zu groß sind, in die man hineinschlüpfen möchte. Einen besonderen Stein im Brett haben bei mir aber Kapellen, die sich riesig groß Speed Metal auf die Fahne geschrieben haben. Und wir reden hier von Speed Metal in Reinkultur. Kleine Randnotiz: ich beeumel mich immer wieder, wenn mir tatsächlich jemand beispielsweise das Debüt von IRON ANGEL oder - noch schlimmer - die erste Scheibe von AGENT STEEL als Power Metal verkaufen will. Gar köstlich! Warum aber jetzt der ganze Sermon? Ganz einfach, weil mich mit der ersten Scheibe der Dänen CRUCIBLE ein Album erreicht, das es tatsächlich schafft, den Spirit des frühen (und wahren) Speed Metals mit dem Jahr 2025 zu verknüpfen, und das so gekonnt und toll, wie keine andere Scheiblette in den letzten Jahren.

Es stimmt so einiges im Staate Dänemark, wenn man sich vor Augen führt, dass "Hail To The Force" tatsächlich das Debüt des Fünfers ist. Bis auf Gitarrist Thomas Carnell und Sänger Philip Butler sind alle anderen Mitglieder von CRUCIBLE noch relativ unbeschriebene Blätter. Daher wohl auch der Enthusiasmus, der einen in jeder einzelnen Sekunde der 37 Minuten geradezu anspringt. Was allerdings nicht so ganz stimmt, sind die Verweise im Infoschreiben des Labels auf MOTÖRHEAD, VAMPIRE oder auch RACER X. Ist aber letztlich auch schnuppe, denn das Material auf "Hail To The Force" klingt eh eigenständig genug, da braucht es gar keine "Werbung" dieser Art. Wenn ich ehrlich bin, hat mich seit AGENT STEELs "Skeptics Apocalypse" kein Speed Metal-Scheibchen mehr so abgeholt wie der Erstling der Dänen. Und tatsächlich hätte das Label sogar fast richtig gelegen, wenn im Info eben AGENT STEEL erwähnt worden wären. Aber macht ja nix, darüber kann man locker hinwegsehen, weil "Hail To The Force" eigentlich gar keine musikalischen Querverweise nötig hat. Dafür ist das Gebräu, was uns die Dänen da angerichtet haben, eigenständig genug, um zu überzeugen.

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Zehn Songs tischen uns CRUCIBLE auf ihrem Debüt auf, vier davon befanden sich auf dem ersten Demo der Jungs, sechs sind neu entstanden. Spannend die Entstehungsgeschichte. Die Rhythmusgitarren und den Bass nahm Thomas Carnell bei sich zuhause auf und gerade als man dabei war, das Studio für die finalen Aufnahmen zu entern, legte ein massiver Schneesturm alles lahm. Letztendlich musste der Rest der Aufnahmen innerhalb von zwei Wochen zum Teil neu eingespielt und eingetütet werden. Drummer Ole Iversen klöppelte seine Parts in nicht mal drei Tagen ein, wohlgemerkt ohne irgendwelche technischen Tricksereien im Nachgang. Wenn man sich das Endergebnis auf dem Album anhört, dann kann man einerseits den Hut vor Iversen ziehen, dann das ist wirklich Schwerstarbeit bei der Geschwindigkeit, die CRUCIBLE auf acht der zehn Songs vorlegen. Andererseits ist es gerade der Drumsound, der mich hier besonders anspricht. Gute Arbeit also auch von Produzent Marco Angioni (unter anderem auch TYGERS OF PAN TANG). Das Songwriting teilten sich Thomas Carnell und Gitarrist Jon Brogård auf, textlich behandelt man Sword & Sorcery oder die Gefahr von Nuklearwaffen. 'Redwing' beispielsweise ist nach thermonuklearen Tests benannt, die während des Kalten Krieges stattfanden. Leider ja wieder ein aktuelles Thema in unserer heutigen Zeit. Beeindruckend aber, wie CRUCIBLE das musikalisch umsetzen. Auf "Hail To The Force" werden keine Gefangenen gemacht. Sieht man mal vom originell betitelten 'While My Guitar Gently Sweeps' ab, das mich mit den Synthieklängen an Soundtracks aus den 80er Jahren erinnert und bei dem beide Gitarristen brillieren, geht es eigentlich bei allen anderen Songs in die Vollen. Bis auf das auch recht punkig klingende 'Evil Force' und die etwas langsameren 'Far Beyond The Grave' und 'Splashed To The Four Winds' ist das Speed Metal in Höchstgeschwindigkeit. Wobei die Letztgenannten trotzdem noch genug Schmackes haben und das Scheibchen gelungen auflockern. Selbst die bereits genannten AGENT STEEL machten das auf ihrem ikonischen Erstling so. Und ja, was CRUCIBLE auf "Hail To The Force" abliefern, steht für mich auf einer Stufe mit "Skeptics Apocalypse". Nicht, weil die Dänen das Konzept billig abkupfern, sondern weil "Hail To The Force" die gleiche Power entfaltet. Besonders die Gitarristen Thomas Carnell und Jon Brogård wissen restlos zu überzeugen, sei es mit den Riffs oder auch den Soli. Da klingt wirklich nichts billig sondern gekonnt! Und auch Sänger Phillip Butler ist es, der dieses Album mit seinen Vocals veredelt. Wenn schon Speed Metal, dann bitte genau so wie es CRUCIBLE hier machen. Nichts gegen die im Info genannten RIOT CITY oder meinetwegen auch (die frühen) ENFORCER, aber die klingen im Vergleich, bei aller Klasse, geradezu schnarchtassig. Wer auch den visuellen Reiz braucht, der ist mit dem tollen Coverartwork bestens bedient. Mich hat's irgendwie an eine buntere Ausgabe von JUDAS PRIESTs "Defenders Of The Faith" erinnert, aber das ist ja nicht die schlechteste Referenz, nicht wahr. Beeilen sollten sich Vinyl-Liebhaber, denn es wird nur 150 Kopien in schwarzer oder 150 Kopien in lila Farbe geben.

Wie dem auch sei, CRUCIBLE haben mich tatsächlich mit ihrem Debüt sowas von weggeblasen. Und das liegt nicht nur an den pfeilschnellen Riffs oder dem Drumming, das einen ICE wie 'ne altersschwache Planierraupe über die Gleise schlurfen lässt. Wenn jemand den Spirit des Speed Metals der 80er Jahre eingefangen und ihm 2025 einer Frischzellenkur unterzogen hat, dann sind es diese Dänen. Da kann man nur wünschen, dass auch viele andere von dieser Scheibe so angetan sind wie ich es bin. Auf "Hail To The Force" stimmt einfach alles. Angefangen bei der Spielzeit (37 Minuten reichen, um die Haare zu fönen), dem Können der beteiligten Musiker, der mehr als gelungenen Produktion und natürlich, als Kirsche auf der Sahne, das gelungene Artwork. Dafür kann es einfach nur die Höchstwertung geben.



Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Deathdealer
02. Embrace Of Steele
03. Redwing
04. Far Beyond The Grave
05. Savage Weapon
06. Evilforce
07. Splashed To The Four Winds
08. Hail To The Force
09. While My Guitar Gently Sweeps
10. Mad Minute
Band Website: www.facebook.com/cruciblespeedmetal
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 37:20 Minuten
VÖ: 12.09.2025

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