Nightingale - The Closing Chronicles | |
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| Review von Rockmaster vom 07.09.2025 (414 mal gelesen) | |
Dan Swanö ist sowohl als Produzent als auch als Musiker recht umtriebig. Schon als Zehnjähriger war er an einer Band namens GHOST beteiligt, die aber mit den heute bekannten Namensvettern nichts zu tun hat. Gerne mal startet er ein Projekt als Solist (wie zum Beispiel ANATHEMA, hat auch nicht mit der bekannteren Band gleichen Namens zu tun, DAN SWANÖ, und einige andere), und für EDGE OF SANITY nahm er das letzte Studioalbum "Crimson II" auch solo auf. Verbindet man ihn stilistisch eher mit progressivem Death Metal, schlägt NIGHTINGALE, ebenfalls als Soloprojekt gestartet, da vollkommen aus der Art. Stichworte wie Gothic Rock, Progressive Rock und AOR fallen da mal gerne. Bei "The Closing Chronicles", das erstmals 1996 veröffentlicht wurde, war NIGHTINGALE durch den Zugang von Tom Nouga, der hier für alle Saiteninstrumente verantwortlich zeichnet, schon zum Duo angewachsen. Weitere Unterstützung stieß später dazu. Die Gothic Rock-Note des Erstlings "The Breathing Shadow" hat Dan für die zweite Scheibe abgelegt. Im Booklet sind Zeitschriftenartikel aus der Zeit abgedruckt. Ein schwedisches Blatt spricht von Swanös "größtem Hit" und weist auf den Schwenk zu "sehr melodischem" Symphonic Rock hin (bei anderen Quellen ist auch die Rede von AOR). Eine gänzlich konträre Schlagzeile, die im Booklet verewigt ist, urteilt, dass auf dem Opener 'Deep Inside Of Nowhere' die Vocals "ver-eff-t furchtbar abgeliefert werden, der schlimmste Gesang, den ich je gehört habe". Das ist schon hart abgekanzelt, muss ich sagen. Dan Swanö kokettiert offenbar mit dieser vernichtenden Kritik. Bedauerlicherweise muss man aber bemerken, dass sie zwar maßlos übertrieben ist, aber auch nicht komplett an der Wahrheit vorbei geht. Dan trifft die Töne, und danach fällt mir kein herausragendes Merkmal seiner Stimme mehr ein. Was die musikalische Begleitung anbelangt, wird auch kein Feuerwerk entfacht. Tom hat einzelne gute Momente an der Gitarre, und ein paar wenige Songs (zum Beispiel 'Thoughts From A Stolen Soul') sind auch gar nicht mal schlecht komponiert (aber im Einzelfall dann auch wieder zu lang). Was die stilistische Ausrichtung anbelangt, lässt sich "The Closing Chronicles" nur schwer packen. Gothic Rock, berichtet Dan selber, habe ihn zu der Zeit kaum noch interessiert, was zunächst zu den Aufnahmen von drei Titeln für "The Childhood Chronicles" führte. Ein paar nette, melodiöse Wendungen, die ein bisschen aus üblichen Schemata herausfallen, machen indes noch keinen Progressive Rock. Für Symphonic Rock dürfte das Ganze bombastischer inszeniert sein, und AOR ohne große Hooks im Refrain funktioniert einfach nicht. Titel wie 'Intermezzo' haben durchaus eine gewisse Tiefe, die aber vom flachen Keyboardsound übel konterkariert wird. So verbreiten die meisten Songs eine melancholische Grundstimmung und lassen sich nett anhören, ohne - zumindest bei mir - einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Interessant, und vielleicht am nächsten am Label "progressiv" dran, ist die Schlussnummer 'Alive Again'. Aber auch dieser Titel zeigt eine der Schwächen des Duos Dan/Tom: Alle Instrumente und auch die einzelnen Offbeats stecken hier so starr und mechanisch im Metrum fest, dass keinerlei rhythmische Spannung aufkommt. "The Childhood Chronicles", laut Dan ursprünglich als EP geplant, besteht aus drei Titeln, die vor "The Closing Chronicles" entstanden sind und dann doch in einer zweiten CD-Fassung des Albums erstveröffentlicht wurden. Mutmaßlich hat hier Dan noch alleine agiert. Statt echter Drums hat er einen Drumcomputer programmiert, sich aber allem Anschein nach nicht so richtig viel Zeit dafür genommen. Der Drumcomputersound weckt bei Kindern der 70er (und Jugendlichen der 80er) schlimme Erinnerungen an letzteres Jahrzehnt, als zumindest bei einzelnen Synth-Pop-Bands eher show- denn rhythmustalentierte Darsteller hinter zwei Simmons Drumpads standen und so taten, als würden sie Schlagzeug spielen. Die drei Songs haben original den identischen "1-und-2-und-3-und-4-und"-Rhythmus bar jeder Variationen. Das wird dann spätestens bei 'Return To Fantasy' gruselig. Aktuell besteht die Besetzung der Band - abgesehen von Dan am Mikro, Gitarre und Keyboards - aus seinem Bruder Dag, ebenfalls an Gitarre und Keyboards, Erik Oskarsson am Bass und Tom Björn am Schlagzeug. Die Neuauflagen von 'Intermezzo' und 'Alive Again' in dieser Besetzung zeigen, dass die Kompositionen durchaus stark sind und mehr Potenzial haben, als die Originalversionen das hätten vermuten lassen. Ein paar Änderungen am Arrangement (beispielsweise Gitarre statt Keyboard), ein etwas interessanteres Timing der Musiker, und schon hören sich die Titel ganz anders an. Die Live-Versionen, die folgen, stammen aus fast einem Jahrzehnt und haben, na ja, sorry, Bootleg-Niveau. Der Beifall des Publikums lässt auf eine eingefleischte Fangemeinde schließen, mit großer Wahrscheinlichkeit, dass man sich untereinander kennt. Die beiden Demos von 2012 und 2001 sind wohl eher ein Bonus für eben diese Fangemeinde. Und die Originalaufnahme von 'Steal The Moon' aus dem Jahre 1993 ... au weh, ich nehme alles zurück, was ich zuvor gesagt habe. Inklusive der Aussage, Dan würde die Töne treffen. Gesamtwertung: 4.0 Punkte
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| Trackliste | Album-Info |
| 01. Deep Inside Of Nowhere (Remaster 2025) (7:13) 02. Revival (Remaster 2025) (4:25) 03. Thoughts From A Stolen Soul (Remaster 2025) (9:02) 04. So Long (Still I Wonder) (Remaster 2025) (4:48) 05. Steal The Moon (Remaster 2025) (3:18) 06. Intermezzo (Remaster 2025) (4:22) 07. Alive Again (Remaster 2025) (9:28) 08. Before The Dawn (Remaster 2025) (2:07) 09. Cest La Vie (Remaster 2025) (3:08) 10. Return To Fantasy (Remaster 2025) (4:21) 11. Intermezzo (2025 Version) (2:16) 12. Alive Again (2025 Version) (8:43) 13. Deep Inside Of Nowhere (Live In Krefeld 2005) (5:45) 14. Revival (Live In Finspang 2009) (4:59) 15. Thoughts From A Stolen Soul (Live In Baarlo 2012) (7:38) 16. So Long (Still I Wonder) (Live In Atlanta 2001) (1:07) 17. Steal The Moon (Live In Orebro 2004) (3:31) 18. Intermezzo (Live In Orebro 2001) (1:22) 19. Alive Again (Live In Orebro 2001) (2:17) 20. Thoughts From A Stolen Soul (Demo 2012) (6:37) 21. The Closing Chronicles Medley (Demo 2001) (4:50) 22. Steal The Moon (Original Version 1993) (4:15) | Band Website: www.facebook.com/nightingalesweden Medium: CD, LP Spieldauer: 105:30 Minuten VÖ: 08.08.2025 |
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Dan Swanö ist sowohl als Produzent als auch als Musiker recht umtriebig. Schon als Zehnjähriger war er an einer Band namens GHOST beteiligt, die aber mit den heute bekannten Namensvettern nichts zu tun hat. Gerne mal startet er ein Projekt als Solist (wie zum Beispiel ANATHEMA, hat auch nicht mit der bekannteren Band gleichen Namens zu tun, DAN SWANÖ, und einige andere), und für EDGE OF SANITY nahm er das letzte Studioalbum "Crimson II" auch solo auf. Verbindet man ihn stilistisch eher mit progressivem Death Metal, schlägt NIGHTINGALE, ebenfalls als Soloprojekt gestartet, da vollkommen aus der Art. Stichworte wie Gothic Rock, Progressive Rock und AOR fallen da mal gerne. Bei "The Closing Chronicles", das erstmals 1996 veröffentlicht wurde, war NIGHTINGALE durch den Zugang von Tom Nouga, der hier für alle Saiteninstrumente verantwortlich zeichnet, schon zum Duo angewachsen. Weitere Unterstützung stieß später dazu.

