Metal Church - Reforged: The Remastered Collection (1999-2013) | |
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| Review von Rockmaster vom 22.07.2025 (626 mal gelesen) | |
Jetzt muss ich langsam aufpassen, dass ich nicht zum Haus- und Hofrezensenten für METAL CHURCH werde. Bei den letzten Veröffentlichungen habe ich bereits einige Male die Hand gehoben und den Zuschlag bekommen. Ich habe dabei noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich die beiden Phasen mit Mike Howe liebe, und dass ich immer noch heulen könnte, dass dieser begnadete Sänger nicht mehr unter uns weilt. Hier widmen sich METAL CHURCH allerdings der Periode zwischen diesen beiden Phasen. Und aus dieser Zeit haben die Jungs derart große Menge Musik remastert und zu einem nicht enden wollenden Schwermetallhochamt neugeschmiedet, dass man wirklich nicht auf jeden Titel einzeln eingehen kann. In der Tracklist sind die Alben alphabetisch sortiert, aber eigentlich macht es mehr Sinn, sich die chronologisch vorzuknöpfen."Masterpeace" (1999) Das Album markiert einen Neuanfang nach einer mehrerer Auszeiten, die die Band eingelegt hat. Mit dem Vorgänger "Hanging In The Balance" ging die erste Mike Howe-Ära vorbei, und die Band pausierte seit 1995. Für den Relaunch stand Mike nicht zur Verfügung, und so wurde ein anderer Wiederkehrer rekrutiert: David Wayne, der bereits den Erstling "Metal Church" und "The Dark" eingesungen hatte, war wieder an Bord, ebenso wie Gründungsmitglied Kurdt Vanderhoof an der Gitarre. Die Kooperation funktioniert auf dem Opener 'Sleeps With Thunder' hervorragend. Allerdings merkt man schnell, dass hier die etwas thrashigere Note der 80er-Jahre (wie zum Beispiel auf 'Battalions' oder 'Ton Of Bricks') eher klassischem, straighten Heavy Metal-Riffing gewichen ist. Klar, die musikalischen Entwicklungen der 90er-Jahre waren nicht gut zum Heavy Metal und schon gar nicht zu Bands wie METAL CHURCH, die sich aber auch schon in den Jahren davor stilistisch verändert hatten. Daumen hoch, dass sie hier ihren Schuh durchziehen, obwohl der kommerzielle Erfolg mit diesem Stil in dieser Zeit eher fraglich war. Auch gelingt es David leidlich gut, sich an den Stil der Band anzupassen. Der Preis dafür ist, dass das Feuer und der aggressive Punch der ersten beiden Alben hier größtenteils fehlt. 'They Signed In Blood' ist immerhin eine spannende Komposition, aber dass danach das AEROSMITH-Cover 'Toys In The Attic' den Groove einiger anderer Nummern toppt, ist bezeichnend für das Album. Kurdt äußerte sich später zur zweiten Zusammenarbeit mit David Wayne. Die Chemie stimmte hier wohl nicht mehr, und fast könnte man meinen, man hört das dem Album an. Dementsprechend war David bereits bei der folgenden Tour nicht mehr Teil der Band. "The Weight of the World" (2004) Erneut legten METAL CHURCH eine längere Pause ein. Aber irgendwie hatten Kurdt und wenigstens Drummer Kirk Arrington noch Bock, und so versammelten sie erneut Musiker um sich, um das Band-Lineup zu komplettieren. Das siebte Album der Band markiert eine neue kreative Phase mit Ronny Munroe am Mikro, die - wenngleich mit Unterbrechung - einige Jahre Bestand haben sollte. Und - als hätten sich Kurdt und seine jetztigen Mitstreiter auf die zwei Sitze eines DeLorean gezwängt, wären in die Zukunft gereist und hätten meine heutige Kritik am Vorgänger gelesen - gleich auf 'Leave Them Behind' besinnen sich Kurdt und Jay Reynolds der Tugenden, die die frühen Alben der Band auszeichneten. Hier wird wieder flott gerifft und in Richtung Thrash geschielt, und Ronny legt in den richtigen Momenten auf seine oft cleanen Vocals einen aggressiveren Unterton. Zwar wechselt der Titeltrack eher ins ruhigere Tempo, ist aber eine gelungene Hymne auf den erneuten Restart. Da flirrt es wieder mehr zwischen den Gitarren, und man hört schier, wie den Musikern das Gewicht der Welt von den Schultern fällt. Mit 'Madman's Overture' trauen sie sich auch an eine - für METAL CHURCH-Verhältnisse ungewöhnliche Komposition, die aber erstaunlich gut funktioniert. Die Band hat sich hier neu aufgestellt begibt sich mit neuem Spirit auf die Suche nach dem neuen - und altem Stil. Allerdings gibt es bis zur Schlussnummer 'Blood Money' durchaus noch einige Titel, die ihr Potenzial verspielen. "A Light in the Dark" (2006) Bis auf den Neuzugang Jeff Plate am Schlagzeug scheint sich die neue Formation gefunden zu haben. Sowohl der Opener und Titeltrack, der recht treffend die alten Qualitäten der Band zitiert und den Metalhead zwangsläufig bangen lässt, als auch das interessante 'Mirror Of Lies' zeigen die Band auf einem Niveau, das sie länger nicht mehr erreicht hatten. Die Gitarrenriffs werden im richtigen Moment schlicht und eingängig, um im nächsten Moment mit einer starken Wendung um die Ecke zu kommen. Ronny legt mehr dreckige Power in seine Stimme, und der Brückenschlag zu den ganz frühen Werken ist perfekt. METAL CHURCH waren nie die Band, die auf ihren Alben überraschend einen Über-Titel versteckt hätte. Dass sich auf "A Light in the Dark" kaum ein Titel näher hervorheben lässt, ist hier der Tatsache gezollt, dass die Nummern einfach alle stark sind. Mit 'Watch The Children Pray' covern METAL CURCH sich selbst - und eine der stärksten Nummern von "The Dark". Ronny gibt auch bei den Screams alles und die Nummer funktioniert auch zwanzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung noch großartig. Die Rückbesinnung auf alte Stärken steht der Band gut zu Gesicht. "This Present Wasteland" (2008) Ein ungewöhnlicher Spagat. Der Opener 'The Company Of Sorrow' erinnert fast an den Sound der Produktionen der 80er-Jahre, der Bands, die etwas schneller spielten, schon mal etwas rumpeliger klingen ließ (was in vielen Fällen dann auch objektiv so stimmte). Aber was sind denn das für Klänge zu Beginn von 'Perfect Crime'? Haben METAL CHURCH tatsächlich Keyboards (oder Keyboardsamples) verwendet? Das wäre mal neu. 'Deeds Of a Dead Soul' bestätigt den Eindruck. Die Nummer überzeugt aber mit einer düsteren Note, die auch über die nicht immer hammerstarken Melodien hinwegträgt. Ronny singt - wie bereits auf "The Weight of the World" wieder deutlich cleaner - ich vermisse indes die Power, die er in den tieferen Lagen in seine Stimme bringen kann. Die Gitarren - jetzt mit Rick van Zandt an der zweiten Sechssaitigen - lassen immer wieder den rumpeligen Rhythmus zu, indem sie deutlich Volumen aus dem Riffing nehmen. Trotzdem sind Nummern wie 'Meet Your Maker' sauber durchkomponiert. 'War Never Won' passt wenigstens in Sachen Härte und tröstet über die ein oder andere Durststrecke hinweg. 'Breathe Again' ist für meinen Geschmack die stärkste Nummer der Scheibe, die im Vergleich zum Vorgänger neue kreative Aspekte setzt, aber dessen Energie nicht erreicht. "Generation Nothing" (2013) Obwohl "This Present Wasteland" eine erneute Auszeit folgte, sind METAL CHURCH (erstmals über die hier beschriebene Periode) in gleicher Besetzung angetreten, um den Nachfolger "Generation Nothing" einzuspielen. Auf dem letzten Album vor der Rückkehr Mike Howes wollen sie es noch einmal wissen. Der Sound ist hier wieder druckvoller (und deutlich modernisiert), Ronny kommt wieder mit mehr Power rüber. Dennoch verspielen 'Bulletproof' und 'Dead City' ein wenig Potenzial, indem sie die Spannungen zwischen Gitarrenriffs und Gesangsstimme unspannend auflösen. Der Drive indes stimmt, und man kann gepflegt mitwippen oder am Schleudertrauma durch Headbangen arbeiten. Der Eindruck vom ersten Hören, dass mit dem Titeltrack eine echte Power-Hymne folgt, bestätigt sich aber auch einige Durchläufe später. Und mit 'Noises In The Wall' beweisen die Jungs erneut, dass sich auch längere Titel stark komponieren können. 'Jump The Gun' geht geschmeidig runter, und gefühlt steigert sich die Band immer weiter bis zum explosiven 'Scream'. Danach variiert die Intensität, aber die Qualität bleibt. Jetzt könnte man die fünf Alben zusammenfassen unter "Es ist nicht alles Gold was glänzt." So ganz passend wäre das nicht, denn METAL CHURCH haben sich nie das Image von glänzendem Edelmetall zu Eigen gemacht. Im Gegenteil, zu den Stimmen von Wayne und Ronny hätten hier am ehesten der Sound und Stil der ersten Alben mit leichter Patina gepasst. Das haben METAL CHURCH einfach nicht perfekt hinbekommen. Tatsächlich hatten wir hier schon mal "This Present Wasteland" im Review. Den Ausführungen von Kex würde ich fast lückenlos folgen, nur die Berwertung teile ich so nicht. Ronny ist ein klasse Sänger, aber die stärkeren Alben mit ihm am Mikro sind meiner Meinung nach eher "A Light In The Dark" und "Generation Nothing". Waynes Wiedereinstieg scheint, wie schon erwähnt, von stilistischen Wandlungen und künstlerischen Differenzen geprägt, und ist für mich klar der Tiefpunkt der "Reforged: ..." Box. Doch obwohl hier vielleicht die schwächere Zeit der Band repräsentiert ist (ich würde hier bei 6 Blutstropfen starten und bis maximal 8 Blutstropfen gehen - in der Gesamtschau schwierig einzusortieren), müssen echte METAL CHURCH-Fans wohl zulangen, selbst wenn sie schon alle Vinyl oder Silberlinge im Regal stehen haben. Wenn ich richtig informiert bin, wird die Box mit ausreichend Baumwolle garniert, um trotzdem ein unvermeidbares Must-Have zu sein. P.S.: Wir alle wissen, dass sich Mike Howe aufgrund nicht näher bekannter "gesundheitlicher Probleme" 2021 das Leben genommen hat. Bitte zögert nicht, zum Telefon zu greifen, wenn Ihr Euch mit schier unüberwindbaren Schwierigkeiten konfrontiert seht oder gar mit dem Leben hadert. Krisendienste Bayern: 0800 655 3000 Telefonseelsorge: 0800 1110111 0800 1110222 116 123 (und viele mehr) - ohne Wertung - | |
| Trackliste | Album-Info |
| 01. A Light in The Dark - A Light In The Dark (5:27) 02. A Light in The Dark - Beyond All Reason (5:40) 03. A Light in The Dark - Mirror Of Lies (4:14) 04. A Light in The Dark - Disappear (6:03) 05. A Light in The Dark - The Believer (5:31) 06. A Light in The Dark - Temples Of The Sea (9:46) 07. A Light in The Dark - Pill For The Kill (4:27) 08. A Light in The Dark - Son Of The Son (4:43) 09. A Light in The Dark - More Than Your Master (4:48) 10. A Light in The Dark - Blinded By Life (3:32) 11. A Light in The Dark - Watch The Children Pray (2006. Bonus) (5:48) 12. Generation Nothing - Bulletproof (4:10) 13. Generation Nothing - Dead City (3:46) 14. Generation Nothing - Generation Nothing (5:04) 15. Generation Nothing - Noises In The Wall (8:57) 16. Generation Nothing - Jump The Gun (5:37) 17. Generation Nothing - Suiciety (5:44) 18. Generation Nothing - Scream (4:25) 19. Generation Nothing - Hits Keep Comin' (5:40) 20. Generation Nothing - Close To The Bone (4:43) 21. Generation Nothing - The Media Horse (5:09) 22. Masterpeace - Sleeps With Thunder (6:02) 23. Masterpeace - Falldown (4:38) 24. Masterpeace - Into Dust (4:17) 25. Masterpeace - Kiss For The Dead (6:49) 26. Masterpeace - Lb. Of Cure (4:32) 27. Masterpeace - Faster Than Life (4:51) 28. Masterpeace - Masterpeace (1:55) 29. Masterpeace - All Your Sorrows (5:40) 30. Masterpeace - They Signed In Blood (7:27) 31. Masterpeace - Toys In The Attic (3:14) 32. Masterpeace - Sand Kings (4:39) 33. The Weight Of The World - Leave Them Behind (5:48) 34. The Weight Of The World - The Weight Of The World (5:23) 35. The Weight Of The World - Hero's Soul (4:45) 36. The Weight Of The World - Madman's Overture (8:36) 37. The Weight Of The World - Sunless Sky (5:29) 38. The Weight Of The World - Cradle To Grave (5:55) 39. The Weight Of The World - Wings Of Tomorrow (6:18) 40. The Weight Of The World - Time Will Tell (5:11) 41. The Weight Of The World - Bomb To Drop (4:07) 42. The Weight Of The World - Blood Money (5:08) 43. This Present Wasteland - The Company Of Sorrow (6:33) 44. This Present Wasteland - Perfect Crime (4:37) 45. This Present Wasteland - Deeds Of A Dead Soul (8:27) 46. This Present Wasteland - Meet Your Maker (5:34) 47. This Present Wasteland - Monster (6:25) 48. This Present Wasteland - Crawling To Extinction (4:09) 49. This Present Wasteland - War Never Won (5:33) 50. This Present Wasteland - Mass Hysteria (4:42) 51. This Present Wasteland - Breathe Again (5:23) 52. This Present Wasteland - Congregation (5:53) | Band Website: www.metalchurchmusic.com Medium: CD Spieldauer: 281:06 Minuten VÖ: 18.07.2025 |
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