Review von Opa Steve vom 16.02.2025 (14626 mal gelesen)
Sechs Jahre nach dem letzten regulären Longplayer legen LACUNA COIL mit "Sleepless Empire" die nächste Scheibe ihres nun 25-jährigen Schaffens vor. Die Italiener haben sich ja nie lumpen lassen und überzeugten neben ihrer Musik stets durch großes Engagement und Disziplin. Da ist es nur folgerichtig, dass diese Scheibe natürlich keine Sekunde kürzer als ein "vollwertiges" Longplayer-Format sein darf. In 47 Minuten gibt es 11 Songs zu hören. Schon auf den ersten Höreindruck fällt auf, dass die Band wieder an klassischer Wucht zugelegt hat, sich dabei nicht nur auf die modernen Groove-Elemente verlässt, wie man es spätestens seit "Dark Adrenaline" gewohnt ist, sondern auch wieder mehr theatralische und Gothic-beeinflusste Elemente einbaut, die man nach "Karmacode" nur noch selten zu hören bekam. Es ist erfrischend, dass die Band nicht mehr so kalt klingt, die Keyboards und viele Stimmen, Chöre usw. geschickt zum Andicken des Sounds nutzt, aber die Gitarrenarbeit weit im Vordergrund steht und das Fundament für viele starke Harmonien und Melodien gießt. Apropos Gitarren: Laut Line-Up ist Marco Coti Zelati neben dem Bass aktuell allein für die Gitarrenarbeit zuständig. Neuzugang und Session/Tour-Gitarrist Daniele Salomone wird mit keinem Wort erwähnt - hat doch die Band zuletzt auch noch bekräftigt, dass Daniele erst mal ohne den Status eines Bandmitglieds an Bord ist. Ob und wieweit er an den Aufnahmen beteiligt war, ist daher völlig unklar. Klar dürfte aber sein, dass Marco wieder den roten Faden der Musik entworfen hat. Seine Handschrift ist wieder unverkennbar, allerdings ist "Sleepless Empire" neben den oben genannten leichten Stiländerungen auch deutlich aggressiver als sein Vorgänger. Ich persönlich finde es angenehm, dass die Band wieder ein bisschen mehr Härte sowie frühere Einflüsse einmischt, ohne sich zu wiederholen. So bleibt der Wiedererkennungswert erhalten, und dennoch wird die Band nicht langweilig. Zum Wiedererkennungswert gehören natürlich auch wieder die Gesangsduelle zwischen Andrea und Cristina. Cristina ist wieder glasklar und mit einer Power, dass man Angst um die Scheiben haben kann. Bei einigen extrem hohen Passagen besteht sicherlich der Verdacht, dass im Studio nachgeholfen wurde, aber wer LACUNA COIL schon live gesehen hat, weiß, dass sie auch auf der Bühne zu einer der stärksten Sängerinnen im Metal-Genre gehört.
Anspieltipps kann ich auf dieser Scheibe beim besten Willen keine nennen. Nicht, weil kein Song hervorsticht, sondern weil die Qualität auf einem durchgehend hohen Niveau ist.
Gesamtwertung: 8.0 Punkte
Trackliste
Album-Info
01. The Siege
02. Oxygen
03. Scarecrow
04. Gravity
05. I Wish You Were Dead
06. Hosting The Shadow
07. In Nomine Patris
08. Sleepless Empire
09. Sleep Paralysis
10. In The Mean Time
11. Never Dawn