Sweet Cheater - Immortal Instant

Review von Rockmaster vom 28.12.2022 (1291 mal gelesen)
Sweet Cheater - Immortal Instant Ich könnte hier nahtlos an mein letztes SWORD-Review anknüpfen. Erneut bewegen wir uns in den glänzenden Zeiten der 80er-Jahre, als einige der ganz großen Metalbands ihre Karrieren begannen oder diese zumindest durchstarteten. Außerdem bescherte uns das Jahrzehnt das Aufkommen neuer Gangarten des Metal, und nicht zuletzt begann auch der Aufstieg der teutonischen Metalbands, allen voran ACCEPT, GRAVE DIGGER, HELLOWEEN, KREATOR und natürlich TANKARD und SODOM (die beide gerade nach je vierzig Jahren Bandgeschichte noch das Live-Publikum ausflippen lassen). Auch SWEET CHEATER erblickten in dieser Zeit das Licht der Welt, um uns teutonischen Speed Metal zu bescheren, wie dereinst auch IRON ANGEL. Allerdings brachten es SWEET CHEATER in der damaligen Formation nur auf die eine Scheibe "Immortal Instant", die für uns hier in der von Neudi liebevoll restaurierten Fassung vorliegt. Zwar versuchte man es wenige Jahre später erneut in wechselnder Besetzung und unter dem neuen Namen SECRECY, aber auch diese Formation hielt nicht lange durch. Ob die Bremer Musiker mal wieder zusammen etwas aufnehmen möchten, ist nicht übermittelt, die Hauptmotivation für die Wiederveröffentlichung war, den illegalen Kopien den Garaus zu machen. Nimm das, Schwarzmarkt! Hier kommt das Original. Für den Mehrwert sorgen draufgesattelte Demoaufnahmen und Bonustracks.

Was damals - wie der Beipackzettel berichtet - Fans entzückte und den Kritikern lobende Töne entlockte, klingt rein soundtechnisch - wen wundert's - aus heutiger Sicht recht angestaubt. Gerade im Speed Metal galt die wuchtige Sound-Wand ohnehin schon immer als überschätztes Stilmittel. In dem Sinne reflektiert "Immortal Instant" präzise die Erwartungshaltung der damaligen Hörerschaft. Sänger Björn Bargsteen pflegt auf dem Album eine recht liberale Interpretation von Intonation und Tonhöhe. Das kommt einige Male gewollt rüber und trifft auch manchmal auf den Punkt, aber es gibt auch Passagen, wo man sich fragt, ob das wirklich Absicht war oder der Kopfhörer ausgefallen war - jedenfalls wird das schon mal anstrengend. Manny Meccyca und Mick Sebastian fackeln jetzt auch nicht gerade ein Feuerwerk ab. Ein paar schnelle Riffs sind dabei (Speed Highlight: 'Immortal Instant Part 2'), sonst ist der Gitarrenspeed oft auch im unteren Tachobereich. Hin und wieder erfinden sie ungewöhnliche, schräge Harmonien (zum Beispiel in 'Secret Passenger'), die auch mal Fragezeichen beim Hörer hinterlassen. Nicht alles davon frisst sich tief in die Hirnwindungen. Die Rhythmus-Arbeit von Andy Müller Jones (Bass) und Alex Zazzo (Schlagzeug) ist zeitgemäß und passt zum Stil, das kann man gelten lassen. Highlight des Albums ist für mich 'Gates Of Insanity', nicht nur, weil das Gitarrenriff hier eher an Thrash Metal erinnert und etwas fetter rüberkommt, nein, vor allem, weil SWEET CHEATER den Song mit einigen überaus skurrilen Einfällen gespickt hat, die einfach witzig rüberkommen.

Für alle, deren "Immortal Instant"-Vinyl sich schon im Plattenregal wellt, wird hier "eine wichtige Wiederveröffentlichungslücke geschlossen" (Zitat aus dem Beipackzettel). Immerhin sind die Demos, die belegen, dass da damals echt noch ein Potenzial an musikalischen Einfällen darauf wartete, gehoben zu werden, eine echte Bereicherung für den Fan der ersten Stunde. Die alternative Aufnahme von 'Gone With Dreams' und das Rehersal von 'A New Final Word' zeigen soundtechnische Alternativen auf: Es geht auch energetischer. Wer SWEET CHEATER vor gut 35 Jahren verpasst hat, hat vielleicht auch nicht gerade auf dieses Re-Release gewartet. Ich muss gestehen, dass ich mich eher zu letzterer Fraktion zähle.

Gesamtwertung: 4.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Immortal Instant Part 1 - Rat Trap (5:01)
02. Immortal Instant Part 2 (5:53)
03. Secret Passenger (4:42)
04. Wild Dogs (3:49)
05. The Curse (5:22)
06. Silent Running (5:21)
07. Gates Of Insanity (5:25)
08. Gone With Dreams (4:28)
09. To Live Again (Demo) (4:59)
10. Thoughts In Combat (Demo) (5:05)
11. The Curse (Demo) (5:42)
12. Secret Passenger (Demo) (4:32)
13. Gone With Dreams (4:47)
14. Thunder In Your Heart (Demo) (4:30)
15. My Name Is War (5:19)
16. A New Final Word (Rehearsal) (4:56)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 79:51 Minuten
VÖ: 09.12.2022

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