Defleshed - Grind Over Matter

Review von Rockmaster vom 21.11.2022 (1851 mal gelesen)
Defleshed - Grind Over Matter Haben DEFLESHED tatsächlich das treffliche Wortspiel "Grind Over Matter" (als Abwandlung des Idioms "mind over matter", sinngemäß: "der Geist besiegt den Körper") erfunden? Oder drängt es sich erst derart brutal auf, wenn man es zum ersten Mal gehört hat (und selbstverständlich das zugehörige Album)? Jedenfalls trifft es die Musik der Schweden ebenso auf den Punkt, wie der Presslufthammer hunderte Male den 'Last Nail In The Coffin' (den letzten Nagel im Sarg) verfehlt. Auch wenn hier aus Thrash und Death Metal ein 'Blastbeast'-Bastard gezüchtet wurde, grinden die Jungs lediglich zu dritt den letzten Rest Separatorenfleisch vom Knochen. Mit ein bisschen Augenzwinkern darf man Lars Löfven (Gitarre), Gustaf Jorde (Bass, Gesang) und Matte Moden (Schlagzeug) als die STATUS QUO des Thrash'n'Death bezeichnen. Akkorde sind schon notwendig, haben sie eingesehen, aber allzu viele davon sind überflüssiges Beiwerk. Würden DEFLESHED nicht bei 'Heavy Haul' das ohnehin treibende Tempo noch einmal moderat anziehen, könnte man glatt durcheinanderkommen, welcher Titel gerade gespielt wird.

Newcomer sind DEFLESHED nicht - die Band gründete sich bereits in den 90ern und war von 1995 bis zur Auflösung 2005 in fester Besetzung unterwegs und hat das aktuelle Album in ebendieser eingespielt. Fans, die gerne mal auf die Texte achten - und die Jordes furiose Growls verstehen - dürften bedauern, dass Jorde dieses Mal einfach keine traditionellen Mord-, Kriegs- und Gore-Lyrics einfallen wollten, wodurch sich nach seiner Aussage die Schwerpunkte eher auf eine Beobachterperspektive verschoben haben. 'One Grave To Fit Them All' zum Beispiel heißt es, erzählt die Geschichte eines Mannes, der alle hasst und tötet, die anders sind als er. Und schon sitzt er alleine auf seinem Thron und da ist niemand mehr, den er hassen könnte. Wären die Gebrüder Grimm noch im Geschäft, wären ein paar Sessions der Märchensammler mit DEFLESHED Pflichtprogramm. Also, mit fiesen Plots, das scheint Jorde doch irgenwie gelungen zu sein. Und Titel wie 'Blastbeast' sind für sich schon der Knaller, was muss man dann noch über den Text wissen?

Bei allem Augenzwinkern bis zur halbseitigen Gesichtslähmung muss man aber dem Trio zugestehen: Das, was da aus den Boxen an Rhythmusgeballer herausdonnert, ist mega cool. Die Jungs haben richtig Bock zu spielen, und dem Drive kann man sich nicht entziehen, ob man nun unter überdurchschnittlicher Intelligenz leidet oder eben nicht die Last seines Genies zu tragen hat ('Unburdened By Genius'). "Grind Over Matter" ist der perfekte Soundtrack für 34 Minuten härteste Entspannung, oder wenn man mal eben ein "matter" (egal, ob man es nun als Angelegenheit, Materie oder Körper auffasst) mit übertrieben schwerem Gerät aus der Welt schaffen will. Zum Schluss ist dann aber doch noch einmal ehrliche Handarbeit gefordert, denn den letzten Nagel bekommen auch DEFLESHED nicht mit dem Presslufthammer versenkt - da greifen sie zum Abschluss noch einmal zum handelsüblichen Hammer.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Bent Out Of Shape (3:56)
02. Grind Over Matter (2:51)
03. One Grave To Fit Them All (3:14)
04. Heavy Haul (2:35)
05. Dear Devil (3:51)
06. Staring Blind (2:52)
07. Blood Well Spent (3:07)
08. Unburdened By Genius (2:44)
09. Behind Dead Eyes (3:03)
10. Blastbeast (3:13)
11. Last Nail In The Coffin (2:56)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 34:21 Minuten
VÖ: 28.10.2022

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