Steelbourne - A Tale As Old As Time

Review von baarikärpänen vom 08.09.2021 (5640 mal gelesen)
Steelbourne - A Tale As Old As Time Nicht erst seit dem Tod von Lemmy oder der Abschiedstour von SLAYER (wenn's denn eine war) wird fleißig darüber diskutiert, wer den verwaisten Thron, samt so manchem leeren Platz an der Tafel des Königs, übernehmen könnte, wenn für die jetzigen Platzhirsche die Zeit gekommen ist. Und seien wir doch mal ehrlich: Ob IRON MAIDEN nach "Senjutsu" nochmal mit einem Album aus dem Quark kommen, darf zumindest leicht bezweifelt werden. Manch einer mag einwerfen, dass zum Beispiel die Franzosen GOJIRA drauf und dran sind, das Zepter zu übernehmen. Klar, richtig schlecht sind GOJIRA wirklich nicht, aber es ist eben auch keine Mucke für die breite Masse, die auf traditionell gepolten Metal steht. Selbst POWERWOLF, die sich mit jedem Album an der Spitze der Charts positionieren, sind Geschmackssache, SABATON sowieso.

Anfang 2018 hatte ich das absolute Vergnügen, "Abandon Earth" der Dänen SAVAGE MACHINE reviewen zu dürfen. Ich stehe auch jetzt noch zu jedem Wort, dass ich damals geschrieben habe und natürlich auch immer noch zur Höchstnote, die mir das Album damals wert war. "Abandon Earth" hatte ein tolles Konzept, bärenstarke Songs und war - trotz der vielen Querverweise zu MAIDEN, PRIEST, ACCEPT - alles andere als eine bloße Kopie, es war schlicht und ergreifend Metal, der weit mehr konnte als auf so vielen anderen Scheiben zu hören ist. Punkt! Aber, so ungerecht ist das Leben manchmal, es hat trotz guter Kritiken anscheinend wirklich nur ein paar Hartgesottene interessiert, was da aus dänischen Landen zu vernehmen war. Dass große Label wie Napalm oder Nuclear Blast ebenfalls nichts von SAVAGE MACHINE mitbekommen haben, spricht auch nicht grade für die Arbeit ihrer Scouting-Abteilungen. So kam es wie es kommen mußte, und SAVAGE MACHINE schmissen die Flinte ins Korn.

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Umso erfreuter war ich dann, als ich beim Flanieren durch die Weiten des Netzes auf STEELBOURNE gestoßen bin und so bei mir dachte "Verdammt, die Stimme kennste doch!". Eine kurze Recherche später war dann auch klar, woher. SAVAGE MACHINE, oder besser drei der ehemaligen fünf Bandmitglieder, sind wieder zurück. Troels Rasmussen (Vocals), Jacob Vestergaard Druedahl Bruun (Gitarre & Drums) und Benjamin Andreassen (Bass) machen ab sofort als Trio unter dem Banner STEELBOURNE da weiter, wo SAVAGE MACHINE aufgehört haben, vor allem was den Spirit der Jungs angeht. Heißt, auf "A Tale As Old As Time" regiert immer noch schnörkelloser Metal in bester Tradition der NWoBHM (vor allem HELL kommen mir des öfteren in den Sinn) und vor allem im Geiste der Mittachtziger, transportiert ins Hier und Jetzt. Was sich im Vergleich zum Vorgänger leicht geändert hat, ist die Herangehensweise ans Songwriting. Die Jungs sind immer noch true as fuck, was den Metal angeht, den sie spielen. Aber neben MAIDEN oder PRIEST hat sich auch so mancher Einfluß eingeschlichen, den es auf "Abandon Earth" noch nicht gab. Super nachzuhören auf dem Titelsong, dem es gelingt, das Episch-Doomige der frühen CANDLEMASS mit Power Metal im Mitttempobereich zu kombinieren. Dass die Jungs immer noch wissen, wie man eine amtliche Abfahrt hinbekommt, dafür seien 'By The Way Of The Serpent' oder 'Defiler' genannt. Aber - und das ist das große Plus - STEELBOURNE drücken bei diesen Songs nicht nur auf's Gaspedal, sondern nehmen auch mal das Tempo raus, womit die Songs spannend, aber trotzdem immer auf den Punkt bleiben. Für Abwechslung sorgt auch ein Song wie 'King Of Kings' (nee, kein MANOWAR-Cover), der - sieht man vom Solo ab - als reine epic-metallische Akustiknummer durchgeht. Natürlich darf auch die Verbeugung vor MAIDEN nicht fehlen. Leicht zu erkennen in 'Dear God' und seinem Steve Harris-typischen Galopp-Rhythmus. Aber STEELBOURNE wären nicht STEELBOURNE, wenn sie nicht auch diesem Song ihren eigenen Stempel aufgedrückt hätten. Für mich das stärkste Stück auf "A Tale As Old As Time" ist aber 'Requiem/For Those About To Die', ein Longtrack, der alles hat, was das Banger-Herz begehrt. Drei Minuten des Songs gehören einem stilvollen Intro und dann startet eine powermetallsiche Abfahrt par excellence, inklusive einem Chorus, den man mitsingen MUSS und Riffs/Solo für die Ewigkeit. Diesem Schema folgt auch das abschließende 'Inferno', drei Minuten kürzer und nur eine Nuance weniger toll. Dass STEELBOURNE auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen können, hört man hier zu jeder Sekunde. Vor allem Jacob Vestergaard Druedahl Bruun rifft und soliert auf einem durchgehend hohen Niveau. Und was Troels Rasmussen angeht: Da sitzt jede Note, und wenn diese Stimme nicht dafür gemacht ist, Heavy Metal zu singen, dann weiß ich ja auch nicht. Noch ein paar Worte zur Produktion: "A Tale As Old As Time" ist eine Eigenproduktion, die nicht schlecht ist, aber klar sollte sein, dass hier noch Luft nach oben ist.

Jetzt gilt es zu beweisen, dass es doch noch eine gerechte Welt da draußen gibt. Oder besser gesagt, jetzt seid ihr gefordert. Gebt STEELBOURNE einfach mal eine Chance. "A Tale As Old As Time" ist bisher nur in einer digitalen Version auf der Bandcamp-Seite der Jungs erhältlich. Es darf sich jeder vorstellen, was bei STEELBOURNE noch möglich ist, sollten ihre nächsten Veröffentlichungen mit einer amtlichen Produktion um die Ecke kommen. Ich bin auf jeden Fall jetzt schon mächtig überzeugt und genau deshalb gibt es von mir auch neun Punkte!



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. By The Way Of The Serpent
02. A Tale As Old As Time
03. Defiler
04. King Of Kings
05. Dear God
06. Requiem/ For Those About To Die
07. Inferno
Band Website: www.facebook.com/Steelbourneband/
Medium: Digital
Spieldauer: 36:46 Minuten
VÖ: 30.04.2021

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