Necromantical Invocation - Dogme El Rituel De La Haute Magie

Review von Humppathetic vom 24.08.2021 (3414 mal gelesen)
Necromantical Invocation - Dogme El Rituel De La Haute Magie Na, da habe ich mir aber mal ein schönes Ei ins Nest gelegt. Ich gehe NECROMANTICAL INVOCATIONs Debüt an und erwarte Black Metal. Ich bekomme, ja, auch Black Metal, aber vor allem eine ganze Ladung Dungeon Synth. Ich hatte mir davor wohl noch keine einzige Sekunde dieses Genres angehört, meine Expertise bezüglich dieses Stils tendiert also nicht nur gen Null, sie ist Null. Nun denn ...

Die Band, übersetzt "Geisterbeschwörende Anrufung", formierte sich in Athen und existiert mittlerweile seit 2014. Doch gut Ding will Weile haben, und so dauerte es bis Februar dieses Jahres, bis man zum ersten Mal ein Lebenszeichen dieses Einmannprojekts erblicken durfte, als man über das belgische Label Zombi Danz Records ein auf 350 Stück limitiertes Demo auf Kassette herausbrachte - wenn das nicht nach vor okkulter Boshaftigkeit implodierendem Kvlt schreit, ist mein Name nicht mehr Belfegor der Grausame. Ich mutmaße mal, denn mir fehlen dazu Belege, dass diese 350 Kassetten alsbald ausverkauft waren, denn Ende Juli brachten die Schweden von Regain Records eine Neuauflage des Demos auf Vinyl auf den Markt - sogar nur auf 300 Stück limitiert. Und darum geht es hier jetzt auch.

Bei aller Ironie, die ich in den vorigen Absatz gepackt habe, möchte ich doch nicht missverstanden werden. Kurztext und Wertung sollten es ja schon transportieren, aber noch mal ganz klar vorweg: Diese Scheibe ist verdammt gut geworden, auch wenn sie so gar nicht nach dem, was ich erwartet hatte, klingt.

Echetleos, Initiator des Projekts und wenig überraschend das einzige beständige Mitglied, schafft es, über die knapp 33 Minuten auf äußerst vielfältige Weise zu begeistern. Schon das Intro, 'Nυχτερινή Επίκληση' (bedeutet laut Internet-Übersetzer (daher keine Garantie) 'Nachtanrufung'), umschlingt den Hörer mit einer Atmosphäre, die man so eher auf dem Soundtrack eines Films von wahlweise George A. Romero oder Lucio Fulci erwartet. Als Connaisseur dieser zu Unrecht verdammten Filme zaubert mir sowas natürlich sofort ein Grinsen ins Gesicht. Mit 'Necromantical Ritual', dem ersten von zwei Songs, bekommt man dann Black Metal serviert. Klassisch-symphonischen Black Metal alter, hellenischer Schule. Dazu passend wird eine Stimme kredenzt, die frappierend an Sakis Tolis von ROTTING CHRIST erinnert, mich im ersten Moment aber vor allem an Balzamon, der für die Vocals des Debüts der Israelis von THE BISHOP OF HEXEN verantwortlich zeichnete. Bei der Stimmlage bleibt es allerdings nicht, und so quält sich Echetleos durch andere Passagen in bester Manier eines Attila Csihar zu Zeiten der "De Mysteriis Dom Sathanas". Doch auch musikalisch zeigt man sich versiert und verlässt die manchmal etwas ausgetretenen Pfade des Schwarzmetalls, wenn Tausendsassa Echetleos (der Mann ist immerhin in sieben Bands aktiv) das Instrument aufleben lässt, das er bei WALPURGIA und den um einiges bekannteren KAWIR bedient: den Bass. Dieser bekommt doch tatsächlich seine eigenen Riffs und wird prominent in Szene gesetzt. Für Black Metal-Verhältnisse eine mehr als gern genommene Überraschung, sucht der geneigte Hörer nach dem Bass in diesem Subgenre doch häufig verzweifelter und gleichsam erfolgloser als Historiker nach dem Bernsteinzimmer oder der Deutsche Bundestag nach Jakob Maria Mierscheid.

Das zweite Lied auf dem im Übrigen hervorragend und äußerst dicht produzierten Demo lautet auf den Namen 'Dogme Et Rituel De La Haute Magie' (übersetzt 'Dogma und Ritual der hohen Magie'), stellt also den Titeltrack dar. Der ist nichts weiter als ein 15-minütiges Dungeon Synth-Stück. Da Echetleos "nur" für den garstigen Gesang, den Bass, das Glockenspiel und, ohne Witz, die Knochen zuständig ist (Knochen als Musikinstrument kannte ich vorher auch nur aus dem Spiel Monkey Island), holt er sich hierfür (und auch für den Song davor) Verstärkung in Form von sieben Gastmusikern, inklusive einer nach Oper klingenden Sängerin, eines Saxophonisten und eines Schlagzeugers, der nicht nur famos trommelt, sondern auch noch auf den (da sind wir wieder) kvltigen Namen Sacrificial Executor Of Ancient Macabre hört. Ich wette um fünf Euro, dass das auch ein Songtitel von INQUISITION ist. Höhepunkt dieses Opus ist ein mehrminütiges Basssolo. Kann man mal machen. Abgerundet wird das Demo dann von einem wieder nach Zombiefilm klingenden Outro namens 'Αι Σκιαί Του Άδου' ('Die Schatten Der Hölle').

Mehr Atmosphäre geht nicht, und das Ganze wurde in musikalische Vielseitigkeit und Finesse verpackt. Chapeau, Herr Echetleos, oder wie man auf Griechisch sagt: Bravo! Echt jetzt? So langweilig ist das griechische Wort für "toll gemacht"? Welch eine Enttäuschung.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Nυχτερινή Επίκληση
02. Necromantical Ritual
03. Dogme Et Rituel De La Haute Magie
04. Αι Σκιαί Του Άδου
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 32:57 Minuten
VÖ: 24.07.2021

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