Oceanhoarse - Dead Reckoning

Review von Opa Steve vom 22.08.2021 (3878 mal gelesen)
Oceanhoarse - Dead Reckoning Also der akustische Schmutz wie Feedbacks und das Brazzeln des Klinkensteckers zu Beginn packen mich schon mal. Ich bin ja ein Gegner des tausendfachen Wegmutens mit dutzenden Schnitten und überempfindlichen Noisegates. Musik, die laut gespielt wird, muss auch laut klingen. Und dazu gehören diese Artefakte nun mal dazu. Umso besser, dass das junge Quartett aus Finnland auch danach mit einer unbändigen Spielfreude aufwartet. Einige Stilmerkmale sind für mich Ü-50er zwar immer noch deutlich zu modern, aber das gehört zur Generation dieser Musiker heute einfach dazu. Ein Stück Alternative, eine Prise Core, all dies findet man heute mannigfaltig bei Bands, die so richtig Hummeln im Arsch haben und keinen Bock auf die Musik ihrer Väter. Geschenkt, glücklicherweise geht hier dennoch vieles in die richtige Richtung. Mir gefällt die Spielfreude wirklich ungemein, obwohl ich kein Freund davon bin, Songs so zu überladen. Also im Sinne, dass sich dreifache Melodien ohne Unterlass kreuzen und sich der Gesang keine ruhige Sekunde gönnt. Im Gegenteil - ich finde die häufigen Leads beinahe traditionell rockig, obwohl "Dead Reckoning" insgesamt eine echte High-Energy-Scheibe geworden ist. Auf dem Instrumentalstück (oder eher Gitarrensolo?) 'Submersed' wird dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Ben Varon (Ex-AMORAL) deutlich mehr beherrscht als hektisches Riffgezappel mit möglichst vielen Tönen und ganz ohne Seele. Daher geht für Riffs, Leads und Licks von meiner Seite ein fettes "Like!" an OCEANHORSE. Als Anspieltipp möchte ich hier 'Reaching Skywards' anführen, welches mit einer flotten Sohle die vielfältige Gitarrenarbeit in unterschiedlichen Facetten glänzen lässt. Ein wahres Feuerwerk, das Ben hier abfeuert, unterstützt durch eine sehr tighte Band, die ihn entweder antreibt oder ihm genügend Luft für sein anspruchsvolles Spiel lässt. Als Manko hingegen muss ich Vokalist Joonas Kosonen benennen. Der zwar kein schlechter Sänger ist und seine Arbeit mit einer unbestreitbaren Energie abliefert. Aber er überfordert sich immer wieder, wodurch viele Zeilen gequetscht und überanstrengt klingen. In dem insgesamt auf laut getrimmten Sound mit seiner komprimierten Kälte wirkt dieser Gesang noch mal zusätzlich überreizt und kann nerven. Vor allem wenn die Töne vor Überanstrengung hier und da mal schief werden (wie in 'From Hell To Oblivion'), hält sich der Spaß mit seinem Gesang in Grenzen. Für die nächste Scheibe sollte er seine goldene Mitte finden und sich realistischer einschätzen. Ansonsten gibt es aber an "Dead Reckoning" nichts zu maulen. Trotz aller Modernität ein anspruchsvolles und kraftvolles Debüt.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Headfirst
02. Locks
03. Betrayed By Light
04. One With The Gun
05. Reaching Skywards
06. Fields Of Severed Dreams
07. Submersed
08. The Intruder
09. Flight For Tomorrow
10. From Hell To Oblivion
11. REW
12. Dead Reckoning
13. The Damage
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 44:32 Minuten
VÖ: 20.08.2021

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