Bloodkill - Throne Of Control

Review von Tailgunner vom 18.01.2021 (6216 mal gelesen)
Bloodkill - Throne Of Control Denke ich an Indien, so denke in an Maharadschas und deren sagenumwobenen Reichtum, an das Taj Mahal und an Kriegselefanten - denn die sind ziemlich cool - jedoch nicht unbedingt an Thrash Metal. Das ist dann vielleicht ein guter Anlass, die Vorurteile eines Metalfans der westlichen Welt einmal zu hinterfragen. Natürlich hört man immer wieder davon, dass es in den unwahrscheinlichsten Winkeln der Welt auch eine Metalszene gibt, nur bekommt man hier davon meistens eher wenig mit, wenn man nicht gerade gezielt danach sucht. So waren mir die Inder BLOODKILL - welche sich 2016 gegründet haben - bis zu diesem Review kein Begriff. "Throne Of Control" wurde in Eigenregie eingehämmert und herausgebracht. Ich gehe jedoch davon aus, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis sich ein Label der Inder aus Mumbai annimmt. Mit hinduistischer Weisheit und Gelassenheit hat dann "Throne Of Control" auch absolut gar nichts zu tun, dafür klingt das Werk einfach viel zu wütend und angepisst. Man hat dann eher gleich Bilder von sozialer Ungerechtigkeit in einem Großstadtmolloch vor Augen.

imgright

Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen, die zwar technisch perfekt spielen, aber zu selten den Fuß vom Gas nehmen und dabei Gefahr laufen eintönig zu werden, schaffen es BLOODKILL, ihre Songs immer unter Kontrolle zu halten. Ich habe gerade mit neueren Thrash Bands oft das Problem, dass das live immer alles sehr gut funktioniert, die Alben zu Hause auf der Anlage dann aber allzu oft sehr eintönig rüber kommen. Dieser Gefahr setzen sich BLOODKILL zu keiner Sekunde aus. BLOODKILL definieren den Thrash Metal nicht neu, aber sie bedienen sich der verschiedenen Stilmittel auf intelligente Art und Weise, so dass "Throne Of Control" über die komplette Länge von knapp 34 Minuten nicht einen Augenblick langweilig oder gar beliebig wird. 'The Unveiling' leitet das Album als ein kurzes Intro ein, damit dann 'Blindead Circus' direkt ins Gebälk krachen kann. Anirudh Gollapudis Gesang erinnert schon an etablierte Thrash Sänger wie Souza, wir erleben jedoch im Verlauf des Albums, dass der Mann verdammt facettenreich singt und seinen Job ausgezeichnet beherrscht. 'Blindead Circus' beginnt rhythmisch stampfend und entfaltet einen tollen Groove. Bei der Produktion muss BLOODKILL auch niemand mehr etwas vormachen, das hört man sofort. Sämtliche Instrumente kommen hervorragend zur Geltung und das Ganze klingt auch nicht zu modern, aber eben auch nicht nach Garage. 'False Face' eröffnet Yash Wadkar mit herrlich trockenem Bassgezupfe, bevor sich seine Kollegen dazu gesellen. Hier erleben wir auch, was "Throne Of Control" neben dem richtigen Maß an Aggression auszeichnet: Es ist zugleich melodisch und abwechslungsreich. Welch eine Wohltat im Vergleich zu anderen, technisch ebenfalls hervorragenden Thrash Bands, die aber auf Albumlänge monoton durchballern. '3B' ist eine fiese Hasswalze, bleischwer und Anirudh keift sich hier die Seele aus dem Leib. 'Unite And Conquer' ist dann wieder sehr rifforientiert und groovig, während Yash dem Song ein tolles basstechnisches Fundament beschert und Jay Patil das Stück präzise nach vorne drischt, untermalt mit dezentem Hithat-Einsatz, zaubert Shubham Khare tolle Leads über das Ganze - definitiv ein Highlight auf der Platte. So hasslavamäßig wie 'Horrorscope' beginnt, so abrupt bricht es dann plötzlich aus, um dann weiterhin in der typisch kontrollierten Art der Inder weiterzufließen. Anirudh leitet 'For I Am The Messiah' ohne Instrumentalbegleitung ein. Hier spielt sich Religionskritik im Midtempo ab. Während der mittlere Teil des Stückes wieder von sehr harmonischen Leads dominiert wird, bricht sich gegen Ende mitunter auch wieder der schnelle Hass bahn. 'Throne Of Control' beschließt das Album auf dem selben hohen Niveau wie die restlichen Stücke.

"Throne Of Controll" kann sich jeder, der auf traditionellen Thrash Metal steht und die Standards von KREATOR über EXODUS bis hin zu OVERKILL sein Eigen nennt, vollkommen bedenkenlos in sein CD Regal stellen. BLOODKILL bieten das Beste aus beiden Welten, indem sie Aggression und Melodie gekonnt vereinen und dabei noch erfrischend abwechslungsreich agieren. Handwerklich tadellos umgesetzt, klingt das Ganze wie aus einem Guss und fräst sich bereits beim ersten oder zweiten Hören im Gehörgang fest, was auch an der präzisen Rhythmusarbeit von Vishwas Shetty liegt. Die Produktion hat nichts mit selbstgeklöppelten Autokarosserien aus Indien gemein, die man aus einem Werbespott kennt, sondern passt hier ganz genau. Ich selber habe mir die CD und das Shirt auf Bandcamp bereits bestellt und kann eigentlich nur jedem empfehlen, dasselbe zu tun. Für den Januar habe ich mein Thrash Metal Shangri La jedenfalls gefunden. Gut, Shangri La soll ja in Tibet und nicht in Indien liegen, aber ich konnte mir das jetzt einfach nicht verkneifen.



Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01: The Unveiling
02: Blindead Circus
03: Falsce Face
04: 3B
05: Unite And Conquer
06: Horrorscope
07: For I Am The Messiah
08: Throne Of Control
Band Website: www.facebook.com/bloodkillindia/
Medium: CD
Spieldauer: 33:00 Minuten
VÖ: 19.01.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Wie, in Indien gibt es Menschen, die elektrische Instrumente halten können? Sind die nicht zu schwach, weil sie keine Kühe essen, immer nur Reis, und stehen die nicht auch eher auf raga? Egal, ein sitar klingt ja fast wie eine elektrische Gitarre und die Typen, die ragamuffins sehen auch aus wie death Metaller. Für mehr Völkerverständigung ein dreifaches kill EM All und hoffentlich will der Rest nicht eines Tages an unsere heimischen CD regale im Wert eines 666fachen Jahreseinkommens des durchschnittlichen indischen thrashers.
(19.01.2021 von Gurkengandalf)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten