Disillusion - Gloria

Review von Opa Steve vom 18.10.2006 (9389 mal gelesen)
Disillusion - Gloria DISILLUSION haben bisher nicht viel auf den Markt geworfen, aber sich dennoch über diverse Demos und einen Longplayer im Underground einen Namen gemacht. Aufgrund langer Pausen und erst zwei richtigen Scheiben kann man eigentlich noch nicht von dem DISILLUSION-Stil sprechen, aber was sie auf "Gloria" entfachen ist ein Gourmet-Buffet an Eindrücken, Klängen, Kompositionen, durch welches man sich über 50 Minuten lang ohne Reue oder vollen Mangen durchprobieren kann. Die rudimentären Death Metal Roots sind verschwunden, und DISILLUSION - momentan als Trio aktiv - erlegen sich keine künstlichen Grenzen mehr auf. "Gloria" sprüht nur so von Details, liebevoller Sound-Auswahl, und Ideen. Sie loten Kontraste von MINISTRY-ähnlichen Wall-Of-Sounds bis hin zu grazilen Minimalarrangements aus. Schon im Opener 'The Black Sea' braten einem zig Gitarrenspuren wie ein Bienenschwarm entgegen, werden moderne Grooves eingebaut, und dezent eingesetzte female Voices lassen einen schwerelos zum Refrain abheben. 'Dread It' beweist, wie elegant ein Song mit 3 Grundharmonien klingen kann, wenn ihn DISILLUSION rhythmisch phrasieren oder episch mit massig Spuren und Samples in Szene setzen. Zu 'Avalanche' oder 'Lava' gleitet man entspannt auf chilligen Jazz-Backgrounds. 'Aerophobic' erinnert von seinen Klangcollagen streckenweise etwas an BJÖRK, bevor 'The Hole We Are In' im spannenden DEVIN TOWNSEND Stil langsam den Boden von den Füßen des Zuhörers entfernt. Moderne Headbanger wie 'Don't Go Any Further' oder der tanztaugliche Titelsong bilden zum Ausgleich den eher livetauglichen Part dieses Werkes.

Allen Songs gemein ist, dass sie eine Atmosphäre aufbauen und gleichzeitig ein Bild zeichnen. Die Songs erzählen Geschichten, die musikalisch so vielfältig umgesetzt sind, wie gute Erzählungen, die nur das Leben schreiben kann. Die Scheibe eignet sich nicht für Parties, nicht zum Autofahren, nicht zur Hintergrundberieselung beim Hausputz. Man sollte es tun wie die Vertreter der sog. E-Musik: in einen dämmrigen Raum setzen, und nur noch genießen. Getrübt wird dieser Fluß an akustischen Erlebnissen nur durch den kleinen Aussetzer in Form von 'The Hole We Are In' und 'Save The Past', die in ihren Strophen leider eine Spur zu cheesy geraten sind. Aber keine Sorge, der Daumen bleibt auch da in sicherer Entfernung von der Skiptaste.

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01 The Black Sea
02 Dread It
03 Don't Go Any Further
04 Avalanche
05 Gloria
06 Aerophobic
07 The Hole We Are In
08 Save The Past
09 Lava
10 Too Many Broken Cease Fires
11 Untiefen
Band Website: www.disillusion.de
Medium: CD
Spieldauer: 53:49 Minuten
VÖ: 20.10.2006

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten