Mosaic - Cloven Fires

Review von Humppathetic vom 05.11.2019 (4475 mal gelesen)
Mosaic - Cloven Fires Dass Black Metal mein bevorzugtes Genre darstellt, dürfte dem einen oder anderen ja bereits aufgefallen sein. In seiner Garstigkeit steckt immer auch etwas an Schönheit, das Rohe benötigt keinen Druck, um zum Diamanten zu reifen. Und so berührt mich dieses oft belächelte, manchmal gar offen abgelehnte Subgenre wie keine andere Spielart innerhalb des so weit gefächerten Bereichs Metal.

Dass die Ablehnung einigermaßen schade - nein, eher traurig ist, könnte ich jetzt natürlich in verschachtelten, ewig langen Sätzen ausführen oder den Leser, sofern noch nicht mit der Materie vertraut oder ihr kritisch gegenüberstehend, an meine Kollegen Dead_Guy und / oder T. Roxx verweisen. Weder das eine noch das andere ist wirklich Sinn eines Reviews, und so werde ich mich zur Einleitung zwar kurz, ganz kurz mit Black Metal an sich beschäftigen, jedoch es dabei dann auch belassen, denn weder habe ich das Können eines Heinrich von Kleist, noch möchte ich den Leser langweilen, ist er doch höchstwahrscheinlich hier, um etwas über MOSAIC zu erfahren.

Nun gut, ich möchte trotzdem etwas herausstellen: Black Metal war eigentlich immer die obskurste, urigste Form des Metal. Lange hielt man sich im Untergrund auf, zündete mal ein paar Kirchen an, brachte sich aus immer noch nicht ganz geklärten Gründen gegenseitig um, lieferte sich eine Verfolgungsjagd in einem Volvo oder rannte halbnackt einen schneebedeckten Berg hinunter, als wolle man noch den letzten Bus nach Bergen erwischen. Black Metal hat es, möchte man fast meinen, geradezu provoziert, verächtlich gemacht zu werden. Trotzdem ist es einigen Bands - mal mehr, mal weniger ihren Ursprüngen treu geblieben - gelungen, das lateinische Sprichwort "per aspera ad astra", hier sowohl wortwörtlich als auch metaphorisch zu verstehen, in die Gegenwart und Realität des heutigen (Extreme) Metal zu hieven und den Olymp desselbigen zu erklimmen. Bands wie SATYRICON, IMMORTAL, DIMMU BORGIR durften sich als Headliner diverser großer Festivals verdingen, und dank des Internets erreichen auch kleinere Gruppierungen relativ einfach einen gewissen Bekanntheitsgrad, der die logischen Vorteile mit sich bringt. Nun werde ich hier jetzt keine Diskussion entfachen über das alte, leidige und so unglaublich sinnlose Thema "trve vs vntrve". Nein, mir geht es um was anderes.

Nahezu jede Band bringt heutzutage Alben heraus, ist auf Youtube vertreten, hat eine gewisse Reichweite. Das sei ihnen gegönnt. Doch man bekommt auch das Gefühl, dass, abgesehen von lokalen Konzerten dann oftmals auch lokaler Bands, der Untergrund irgendwie weggebrochen ist. Natürlich findet man bei genügend Recherche Bands über Bands, die "keiner" kennt, doch dieser aus der Zeit gefallene Ritus des Tape-Trading, des Austauschens von vor allem Demos, Splits und limitierten Rillen, scheint abhanden gekommen zu sein. Und doch: Es gibt sie noch. Diese Band gewordenen Atavismen. Diese den Untergrund bewohnenden Organismen.

Wie schön. Zwei Millionen Zeilen und noch kein Wort zur Musik, der Band und dem Wie und Warum. Das dürfte ein neuer Rekord sein.

Die Band also, die ich im zweiten Absatz mal nebenbei erwähnte, ist MOSAIC aus Thüringen. Seit 2006 besteht diese Formation bereits, doch da Gründer Inkantator Koura vorerst allein auf weiter Flur stand, wurden erst ab 2011 - durch Hinzunahme eines Schlagzeugers - Splits und Demos veröffentlicht. Der Platz am Schlagzeug entpuppte sich allerdings als eine Art Schleudersitz, und erst seit 2016 hat man ein beständiges Line-Up, das aus E.H. an der Batterie (ex-STERBEND BESUNGEN), Iskaremus am Bass (INFAUST) und Sulphur an der Gitarre (ETERNITY) besteht. So wurde dann auch der Schöpfungszyklus beschleunigt - jeweils zwei Werke in den Jahren 2016, 2017 und 2018, dieses Jahr derer sogar vier.

Eines davon, die EP "Cloven Fires", soll hier nun Bestandteil des Reviews sein, und ich hoffe, ich enttäusche jetzt niemanden, der sich durch die ganzen Absätze gequält hat, aber da "Cloven Fires" aus nur einem Song und einem, sagen wir, Ambientstück besteht und gewissermaßen als Prolog zum im Dezember erscheinenden Album "Secret Ambrosian Fire" dient, fällt selbiges natürlich relativ knapp aus.

Was erwartet den Hörer in den knapp sieben Minuten nun also? Neben der banal wirkenden, aber doch gar nicht so unwichtigen Information, dass aus Inkantator Koura schon vor Längerem Martin van Valkenstijn (die niederländische Version des tatsächlichen Namens Martin Falkenstein) wurde, und das aus dem Grund, dass der gute Herr das frühere Pseudonym noch eher mit seiner alten Band ALCHEMYST verbindet und er zudem Kunsthistoriker mit einer Vorliebe für / Expertise über das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei gewesen ist, natürlich auch die Musik..

Bei dieser wiederum kommt dem Kenner sofort URFAUST in den Sinn. Der Titeltrack wartet mit gehobenem Tempo und reichlich Hall in der Stimme auf, und die Leadgitarre spielt ein so auch von eben den Niederländern zu erwartendes Riff. Auch THE RUINS OF BEVERAST schossen mir sofort ins Gehirn - beide Bands natürlich keine allzu schlechten Vertreter ihrer Zunft.

'Ambrosia' wiederum bewegt sich mit seiner betont langsamen, eher Richtung Ambient tendierenden Ausschmückung, respektive Stimmung, nebst Chorälen und Sprechgesang in Richtung BATUSHKA. Ich denke, man kann es bei Vergleichen schlechter treffen.

Da die EP allerdings nur aus, wie gesagt, zwei Stücken besteht, entziehe ich mich einer finalen Wertung und erwarte stattdessen hoffnungsvoll den Dezember, wenn MOSAICs erstes Full-Length herauskommt. Ich glaube, man darf Großes vermuten.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Cloven Fires
02. Ambrosia
Band Website: www.facebook.com/mosaicofthefallenone/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 7:14 Minuten
VÖ: 27.09.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten