Leprous - Pitfalls

Review von RJ vom 01.11.2019 (4862 mal gelesen)
Leprous - Pitfalls Wie ist das eigentlich, wenn man nichts erwartet? Der Volksmund sagt ja, dass man dann nicht enttäuscht wird. Das ist also so ähnlich, als wenn ein Sechstligist gegen Bayern München spielt und am Ende tatsächlich 0:12 verliert. So ähnlich müssen sich also die Jungs von LEPROUS gefühlt haben, als "Pitfalls" fertig und im Kasten war. Doch was soll uns das sagen?

Sogar das Label ist vorsichtig und geht mit den warnenden Worten in die Offensive, dass "Pitfalls" nicht mit dem vergleichbar ist, was die Band bisher gemacht hat. Wollen sich die Norweger also neu erfinden, nur experimentieren oder verfolgt man gar ein ganz anderes, mir nicht schlüssiges Ziel?

Mit dem Einstieg 'Below' gibt es erst einmal den gewohnten LEPROUS-Wiedererkennungswert. Einar Solbergs hohe Stimme und Gesangsstil sticht heraus und unterstreicht das besondere Merkmal der Band. Auch musikalisch trifft man den erwartbaren Stil ... wenn es dann nicht mit der Neuorientierung losgehen würde.

Auf einmal ist sie weg, diese Aggressivität der Instrumente und gesanglichen Ausbrüche in die unendlichen Höhen des Tenors. Stattdessen beherrschen die ruhigen Töne die Szenerie, es kommt so etwas wie eine intime Stimmung auf. Man möchte nicht stören, die Spannung knistert förmlich und auch poppige Gefilde machen sich unverhohlen breit und erschrecken mich etwas. So ganz können LEPROUS - zum Glück - nicht aus ihrer Haut, so dass es die von LEPROUS gewohnten Ausbrüche dennoch gibt. So kommt 'Alleviate' als spezielles Highlight daher und 'At The Bottom' bündelt zum dramaturgisch gut aufgebauten Finale noch einmal alle Kräfte, um ordentlich Gas zu geben. Ein 'Distant Bells' stellt den Hörer dann wieder auf eine Geduldsprobe und auch hier scheinen die alten LEPROUS durch, wenn auch erst nach etlichen Minuten und zähem Ringen.

Neuorientierung ist ein wichtiges Thema im Rahmen einer Bandentwicklung. Die Verarbeitung persönlicher Themen - so soll Solberg mit einer Depression gekämpft haben - in der Musik sowieso und nicht wegzudenken. Was für die Band - wahrscheinlich - während des Entstehungsprozesses ein harter Prozess war, kommt nach der Veröffentlichung zwangsläufig auf den Hörer und Fan zu. Ich mag da fast schon keine Position beziehen, aber meine Ambivalenz mag ich nicht verhehlen. Irgendwie, auch wenn die Notengebung sehr stark subjektiv geprägt ist, fällt mir die Bewertung zu "Pitfalls" schwer. Dennoch will ich mich positionieren, auch wenn ich stellenweise mit den Songs hadere und tatsächlich etwas Anderes erwartet habe. Macht euch bitte ein eigenes Bild.


Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Below
02. I Lose Hope
03. Observe The Train
04. By My Throne
05. Alleviate
06. At The Bottom
07. Distant Bells
08. Foreigner
09. The Sky Is Red
Band Website: www.leprous.net
Medium: CD
Spieldauer: 55:11 Minuten
VÖ: 15.10.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten